sem Punkte zu jenem mittheilt, es wäre schön, so in der Beschränkung die ganze, volle Welt zu bewahren.
Allein, viele Weltkörper bilden nur dann ein Universum, wenn ein Geist der Har- monie alle nach demselben Gesetz bewegt.
Viele Familien machen darum keine Gesellschaft, daß sie neben einander existiren.
Der Verkehr unter ihnen setzt sie in Berührung. Was ist das aber für ein Ver- kehr, wenn sich niemand sucht, oder doch nur auf eine Weise, die nur allein die noth- gedrungene Pflicht des Herkömmlichen aus- spricht!
Und doch legt uns ein göttliches Gebot die Nächstenliebe als das zweite, unerlaß- liche ans Herz. Seit wann sind denn nur Eltern, Kinder, Geschwister und der Arme im Hospital, wie auf der Landstraße, allein unsre Nächsten! Wo bleiben die hellen, und freundlichen Verwandtschaften des Geistes und Geschmackes, die Bande der Gesellig- keit, der unwillkührlichen Vorliebe, sind sie alle profan, weil es schwierig ist, tugend-
ſem Punkte zu jenem mittheilt, es waͤre ſchoͤn, ſo in der Beſchraͤnkung die ganze, volle Welt zu bewahren.
Allein, viele Weltkoͤrper bilden nur dann ein Univerſum, wenn ein Geiſt der Har- monie alle nach demſelben Geſetz bewegt.
Viele Familien machen darum keine Geſellſchaft, daß ſie neben einander exiſtiren.
Der Verkehr unter ihnen ſetzt ſie in Beruͤhrung. Was iſt das aber fuͤr ein Ver- kehr, wenn ſich niemand ſucht, oder doch nur auf eine Weiſe, die nur allein die noth- gedrungene Pflicht des Herkoͤmmlichen aus- ſpricht!
Und doch legt uns ein goͤttliches Gebot die Naͤchſtenliebe als das zweite, unerlaß- liche ans Herz. Seit wann ſind denn nur Eltern, Kinder, Geſchwiſter und der Arme im Hospital, wie auf der Landſtraße, allein unſre Naͤchſten! Wo bleiben die hellen, und freundlichen Verwandtſchaften des Geiſtes und Geſchmackes, die Bande der Geſellig- keit, der unwillkuͤhrlichen Vorliebe, ſind ſie alle profan, weil es ſchwierig iſt, tugend-
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ſem Punkte zu jenem mittheilt, es waͤre
ſchoͤn, ſo in der Beſchraͤnkung die ganze,
volle Welt zu bewahren.
Allein, viele Weltkoͤrper bilden nur dann
ein Univerſum, wenn ein Geiſt der Har-
monie alle nach demſelben Geſetz bewegt.
Viele Familien machen darum keine
Geſellſchaft, daß ſie neben einander exiſtiren.
Der Verkehr unter ihnen ſetzt ſie in
Beruͤhrung. Was iſt das aber fuͤr ein Ver-
kehr, wenn ſich niemand ſucht, oder doch
nur auf eine Weiſe, die nur allein die noth-
gedrungene Pflicht des Herkoͤmmlichen aus-
ſpricht!
Und doch legt uns ein goͤttliches Gebot
die Naͤchſtenliebe als das zweite, unerlaß-
liche ans Herz. Seit wann ſind denn nur
Eltern, Kinder, Geſchwiſter und der Arme
im Hospital, wie auf der Landſtraße, allein
unſre Naͤchſten! Wo bleiben die hellen, und
freundlichen Verwandtſchaften des Geiſtes
und Geſchmackes, die Bande der Geſellig-
keit, der unwillkuͤhrlichen Vorliebe, ſind ſie
alle profan, weil es ſchwierig iſt, tugend-
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 231. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/235>, abgerufen am 16.07.2024.
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