rück, je bestimmter die Theilnahme an dem Gemeinschaftlichen eine und dieselbe wird. Kleine Bedürftigkeiten der gemeinen Klasse, und große Anforderungen der vornehmern Welt, füllen die Zwischenräume des Jnnern, ebenen dieses gegenseitig, und schmelzen es zusammen, als wäre es aus einem Guß.
Manchmal geschieht es auch wirklich, daß die nachbarliche Wanderung auf dem gleichen Lebenswege das Wissen und Be- kümmern um einander, einer Seits Vor- sorge, andern Theils Dankbarkeit erweckt. Es bequemt sich in der That, nach einer Folgereihe von Jahren, eine Natur, eine Ansicht, ein Geschmack nach dem andern.
Wie die Aehnlichkeit wächst, nimmt auch die Neigung zu, am Ende ist es, als hätten sich die Leute von Anfang her geliebt, und Gefühle, nicht Rücksichten, diese Ehe gegrün- det.
Wer mag nun dreist genug sein, zu behaupten, daß sei nicht Liebe, was fried- liche Menschen auf solche Weise treu und innig aneinander kettet?
ruͤck, je beſtimmter die Theilnahme an dem Gemeinſchaftlichen eine und dieſelbe wird. Kleine Beduͤrftigkeiten der gemeinen Klaſſe, und große Anforderungen der vornehmern Welt, fuͤllen die Zwiſchenraͤume des Jnnern, ebenen dieſes gegenſeitig, und ſchmelzen es zuſammen, als waͤre es aus einem Guß.
Manchmal geſchieht es auch wirklich, daß die nachbarliche Wanderung auf dem gleichen Lebenswege das Wiſſen und Be- kuͤmmern um einander, einer Seits Vor- ſorge, andern Theils Dankbarkeit erweckt. Es bequemt ſich in der That, nach einer Folgereihe von Jahren, eine Natur, eine Anſicht, ein Geſchmack nach dem andern.
Wie die Aehnlichkeit waͤchſt, nimmt auch die Neigung zu, am Ende iſt es, als haͤtten ſich die Leute von Anfang her geliebt, und Gefuͤhle, nicht Ruͤckſichten, dieſe Ehe gegruͤn- det.
Wer mag nun dreiſt genug ſein, zu behaupten, daß ſei nicht Liebe, was fried- liche Menſchen auf ſolche Weiſe treu und innig aneinander kettet?
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ruͤck, je beſtimmter die Theilnahme an dem
Gemeinſchaftlichen eine und dieſelbe wird.
Kleine Beduͤrftigkeiten der gemeinen Klaſſe,
und große Anforderungen der vornehmern
Welt, fuͤllen die Zwiſchenraͤume des Jnnern,
ebenen dieſes gegenſeitig, und ſchmelzen
es zuſammen, als waͤre es aus einem Guß.
Manchmal geſchieht es auch wirklich,
daß die nachbarliche Wanderung auf dem
gleichen Lebenswege das Wiſſen und Be-
kuͤmmern um einander, einer Seits Vor-
ſorge, andern Theils Dankbarkeit erweckt.
Es bequemt ſich in der That, nach einer
Folgereihe von Jahren, eine Natur, eine
Anſicht, ein Geſchmack nach dem andern.
Wie die Aehnlichkeit waͤchſt, nimmt auch
die Neigung zu, am Ende iſt es, als haͤtten
ſich die Leute von Anfang her geliebt, und
Gefuͤhle, nicht Ruͤckſichten, dieſe Ehe gegruͤn-
det.
Wer mag nun dreiſt genug ſein, zu
behaupten, daß ſei nicht Liebe, was fried-
liche Menſchen auf ſolche Weiſe treu und
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 221. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/225>, abgerufen am 16.07.2024.
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