glanz himmlischer Verehrung der gebenedei- ten Jungfrau, eine irdische Beziehung mit- ten im Weltleben suchte. Die gegenseitigen Verhältnisse erhielten dadurch jene Durch- sichtigkeit und Verklärung, die sie weit über die Körperwelt hinaushoben.
Erwägt man nun andrer Seits die wilden Ausbrüche heißer Leidenschaften, die häufigen Gewaltthaten, ja rohe Frevel, wel- che ein kräftiges, durch starke und bestimmte Empfindungen getriebenes Geschlecht, oftmals verübte; kann man diese nur durch die schäumende Ueberfälle ungezähmter Naturen gewissermaaßen rechtfertigen, erscheinen Men- schen, wie Handlungen, in ihren riesigen Um- rissen, zu gewichtig für die verfeinte Be- griffe der Gegenwart, um in dieser einen Maaßstab des Urtheils zu |finden, so fällt der Einfluß der Frauen, wie ein geistiges Licht, in jenen Kampf schwerer Elemente. Das Zarte und Heilige selbst vergessender Liebe durchdringt ein ungestüm bewegtes Dasein, und lenkt den Blick über die bluti- gen Schmerzen der Erde hinaus.
glanz himmliſcher Verehrung der gebenedei- ten Jungfrau, eine irdiſche Beziehung mit- ten im Weltleben ſuchte. Die gegenſeitigen Verhaͤltniſſe erhielten dadurch jene Durch- ſichtigkeit und Verklaͤrung, die ſie weit uͤber die Koͤrperwelt hinaushoben.
Erwaͤgt man nun andrer Seits die wilden Ausbruͤche heißer Leidenſchaften, die haͤufigen Gewaltthaten, ja rohe Frevel, wel- che ein kraͤftiges, durch ſtarke und beſtimmte Empfindungen getriebenes Geſchlecht, oftmals veruͤbte; kann man dieſe nur durch die ſchaͤumende Ueberfaͤlle ungezaͤhmter Naturen gewiſſermaaßen rechtfertigen, erſcheinen Men- ſchen, wie Handlungen, in ihren rieſigen Um- riſſen, zu gewichtig fuͤr die verfeinte Be- griffe der Gegenwart, um in dieſer einen Maaßſtab des Urtheils zu |finden, ſo faͤllt der Einfluß der Frauen, wie ein geiſtiges Licht, in jenen Kampf ſchwerer Elemente. Das Zarte und Heilige ſelbſt vergeſſender Liebe durchdringt ein ungeſtuͤm bewegtes Daſein, und lenkt den Blick uͤber die bluti- gen Schmerzen der Erde hinaus.
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glanz himmliſcher Verehrung der gebenedei-
ten Jungfrau, eine irdiſche Beziehung mit-
ten im Weltleben ſuchte. Die gegenſeitigen
Verhaͤltniſſe erhielten dadurch jene Durch-
ſichtigkeit und Verklaͤrung, die ſie weit uͤber
die Koͤrperwelt hinaushoben.
Erwaͤgt man nun andrer Seits die
wilden Ausbruͤche heißer Leidenſchaften, die
haͤufigen Gewaltthaten, ja rohe Frevel, wel-
che ein kraͤftiges, durch ſtarke und beſtimmte
Empfindungen getriebenes Geſchlecht, oftmals
veruͤbte; kann man dieſe nur durch die
ſchaͤumende Ueberfaͤlle ungezaͤhmter Naturen
gewiſſermaaßen rechtfertigen, erſcheinen Men-
ſchen, wie Handlungen, in ihren rieſigen Um-
riſſen, zu gewichtig fuͤr die verfeinte Be-
griffe der Gegenwart, um in dieſer einen
Maaßſtab des Urtheils zu |finden, ſo faͤllt
der Einfluß der Frauen, wie ein geiſtiges
Licht, in jenen Kampf ſchwerer Elemente.
Das Zarte und Heilige ſelbſt vergeſſender
Liebe durchdringt ein ungeſtuͤm bewegtes
Daſein, und lenkt den Blick uͤber die bluti-
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 169. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/173>, abgerufen am 24.11.2024.
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