greift, wie sie dabei mit dem Gefühl eigner und weiblicher Würde überhaupt zurecht kommt.
Jn allen diesen fortlaufenden Zustän- den veranlaßt die jedesmalige Stimmung einen Wechsel der befreundeten Gemeinschaft. Es lösen sich alte und knüpfen sich neue Verbindungen. -- Keine war die rechte, keine wird vielleicht die rechte, denn alle bedingt das Hinzugekommene, und niemals ist zu bestimmen, welche neue Erscheinung der Zeit, das verbrauchte Kleid der gewesenen ersetzen wird.
Es ist sehr auffallend, daß das weib- liche Geschlecht, was durch die tiefsten Be- dingungen des innern Seins, der Natur we- niger, als das männliche entfremdet ward, dennoch in den willkührlichen Lebensbeziehun- gen, so selten frei von bestechlicher Künstelei der Gefühle ist! und weniger, weil es dies so wollte, als weil es nicht anders kann. So ist Freundschaft selten etwas anders für die Frauen, als die Form, welche das Ge- sellschaftsleben den gleichartigen Verhältnis-
greift, wie ſie dabei mit dem Gefuͤhl eigner und weiblicher Wuͤrde uͤberhaupt zurecht kommt.
Jn allen dieſen fortlaufenden Zuſtaͤn- den veranlaßt die jedesmalige Stimmung einen Wechſel der befreundeten Gemeinſchaft. Es loͤſen ſich alte und knuͤpfen ſich neue Verbindungen. — Keine war die rechte, keine wird vielleicht die rechte, denn alle bedingt das Hinzugekommene, und niemals iſt zu beſtimmen, welche neue Erſcheinung der Zeit, das verbrauchte Kleid der geweſenen erſetzen wird.
Es iſt ſehr auffallend, daß das weib- liche Geſchlecht, was durch die tiefſten Be- dingungen des innern Seins, der Natur we- niger, als das maͤnnliche entfremdet ward, dennoch in den willkuͤhrlichen Lebensbeziehun- gen, ſo ſelten frei von beſtechlicher Kuͤnſtelei der Gefuͤhle iſt! und weniger, weil es dies ſo wollte, als weil es nicht anders kann. So iſt Freundſchaft ſelten etwas anders fuͤr die Frauen, als die Form, welche das Ge- ſellſchaftsleben den gleichartigen Verhaͤltniſ-
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0146"n="142"/>
greift, wie ſie dabei mit dem Gefuͤhl eigner<lb/>
und weiblicher Wuͤrde uͤberhaupt zurecht<lb/>
kommt.</p><lb/><p>Jn allen dieſen fortlaufenden Zuſtaͤn-<lb/>
den veranlaßt die <hirendition="#g">jedesmalige</hi> Stimmung<lb/>
einen Wechſel der befreundeten Gemeinſchaft.<lb/>
Es loͤſen ſich alte und knuͤpfen ſich neue<lb/>
Verbindungen. —<hirendition="#g">Keine war</hi> die rechte,<lb/>
keine <hirendition="#g">wird</hi> vielleicht die rechte, denn alle<lb/>
bedingt das Hinzugekommene, und niemals<lb/>
iſt zu beſtimmen, welche neue Erſcheinung<lb/>
der Zeit, das verbrauchte Kleid der geweſenen<lb/>
erſetzen wird.</p><lb/><p>Es iſt ſehr auffallend, daß das weib-<lb/>
liche Geſchlecht, was durch die tiefſten Be-<lb/>
dingungen des innern Seins, der Natur we-<lb/>
niger, als das maͤnnliche entfremdet ward,<lb/>
dennoch in den willkuͤhrlichen Lebensbeziehun-<lb/>
gen, ſo ſelten frei von beſtechlicher Kuͤnſtelei<lb/>
der Gefuͤhle iſt! und weniger, weil es dies<lb/>ſo <hirendition="#g">wollte</hi>, als weil es nicht anders <hirendition="#g">kann</hi>.<lb/>
So iſt Freundſchaft ſelten etwas anders fuͤr<lb/>
die Frauen, als die Form, welche das Ge-<lb/>ſellſchaftsleben den gleichartigen Verhaͤltniſ-<lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[142/0146]
greift, wie ſie dabei mit dem Gefuͤhl eigner
und weiblicher Wuͤrde uͤberhaupt zurecht
kommt.
Jn allen dieſen fortlaufenden Zuſtaͤn-
den veranlaßt die jedesmalige Stimmung
einen Wechſel der befreundeten Gemeinſchaft.
Es loͤſen ſich alte und knuͤpfen ſich neue
Verbindungen. — Keine war die rechte,
keine wird vielleicht die rechte, denn alle
bedingt das Hinzugekommene, und niemals
iſt zu beſtimmen, welche neue Erſcheinung
der Zeit, das verbrauchte Kleid der geweſenen
erſetzen wird.
Es iſt ſehr auffallend, daß das weib-
liche Geſchlecht, was durch die tiefſten Be-
dingungen des innern Seins, der Natur we-
niger, als das maͤnnliche entfremdet ward,
dennoch in den willkuͤhrlichen Lebensbeziehun-
gen, ſo ſelten frei von beſtechlicher Kuͤnſtelei
der Gefuͤhle iſt! und weniger, weil es dies
ſo wollte, als weil es nicht anders kann.
So iſt Freundſchaft ſelten etwas anders fuͤr
die Frauen, als die Form, welche das Ge-
ſellſchaftsleben den gleichartigen Verhaͤltniſ-
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/146>, abgerufen am 16.02.2025.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2025 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften
(Kontakt).
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2025. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.