sellschaft auf sich zu ziehen. Völlige Gleich- gültigkeit gegen beides schütze wohl am be- sten gegen so lästige, als zufällige Einwir- kungen.
Es ist mit dieser Gleichgültigkeit doch auch am Ende nichts als Affectation! Und wäre es auch nicht, könnte man sich so ab- härten und eine künstliche Natur anbilden, was suchte man denn noch ferner unter Menschen, da man füglich bequemer mit sich allein wäre?
Nein, es hilft nichts! durch diese Scyl- la und Charybdis muß jedweder hindurch. Etwas Verlockung von der einen und etwas Schmerz von der andern Seite wird immer zu bestehen bleiben. Allein, anders ist es, das Störende wie das Schmeichelnde über die Seele hinwehen oder es in sie ein- dringen zu lassen. Das Vorübergehende muß frühe von dem Bleibenden unterschieden, und in seinem Gegensatze empfunden werden, da- mit das Gefühl dafür, eine Eigenschaft des Gemüthes, und keine taube Frucht des Rai- sonnements sei. Man kann sehr viel über
ſellſchaft auf ſich zu ziehen. Voͤllige Gleich- guͤltigkeit gegen beides ſchuͤtze wohl am be- ſten gegen ſo laͤſtige, als zufaͤllige Einwir- kungen.
Es iſt mit dieſer Gleichguͤltigkeit doch auch am Ende nichts als Affectation! Und waͤre es auch nicht, koͤnnte man ſich ſo ab- haͤrten und eine kuͤnſtliche Natur anbilden, was ſuchte man denn noch ferner unter Menſchen, da man fuͤglich bequemer mit ſich allein waͤre?
Nein, es hilft nichts! durch dieſe Scyl- la und Charybdis muß jedweder hindurch. Etwas Verlockung von der einen und etwas Schmerz von der andern Seite wird immer zu beſtehen bleiben. Allein, anders iſt es, das Stoͤrende wie das Schmeichelnde uͤber die Seele hinwehen oder es in ſie ein- dringen zu laſſen. Das Voruͤbergehende muß fruͤhe von dem Bleibenden unterſchieden, und in ſeinem Gegenſatze empfunden werden, da- mit das Gefuͤhl dafuͤr, eine Eigenſchaft des Gemuͤthes, und keine taube Frucht des Rai- ſonnements ſei. Man kann ſehr viel uͤber
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ſellſchaft auf ſich zu ziehen. Voͤllige Gleich-
guͤltigkeit gegen beides ſchuͤtze wohl am be-
ſten gegen ſo laͤſtige, als zufaͤllige Einwir-
kungen.
Es iſt mit dieſer Gleichguͤltigkeit doch
auch am Ende nichts als Affectation! Und
waͤre es auch nicht, koͤnnte man ſich ſo ab-
haͤrten und eine kuͤnſtliche Natur anbilden,
was ſuchte man denn noch ferner unter
Menſchen, da man fuͤglich bequemer mit ſich
allein waͤre?
Nein, es hilft nichts! durch dieſe Scyl-
la und Charybdis muß jedweder hindurch.
Etwas Verlockung von der einen und etwas
Schmerz von der andern Seite wird immer
zu beſtehen bleiben. Allein, anders iſt es,
das Stoͤrende wie das Schmeichelnde uͤber
die Seele hinwehen oder es in ſie ein-
dringen zu laſſen. Das Voruͤbergehende muß
fruͤhe von dem Bleibenden unterſchieden, und
in ſeinem Gegenſatze empfunden werden, da-
mit das Gefuͤhl dafuͤr, eine Eigenſchaft des
Gemuͤthes, und keine taube Frucht des Rai-
ſonnements ſei. Man kann ſehr viel uͤber
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Fouqué, Caroline de La Motte-: Die Frauen in der großen Welt. Berlin, 1826, S. 118. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_frauen_1826/122>, abgerufen am 27.07.2024.
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