Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.Er führte sie zu einer kleinen Bank im nächsten Fenster, und sich behend auf den Rand derselben zu ihr setzend, fuhr er leiser fort: mißverstehn Sie sich nicht, liebe Luise, Sie sind aufgeschreckt, in sich zerrissen, unsicher, Sie wollen mir, sich selbst entfliehn! Geben Sie Acht, daß Sie sich nicht ganz elend ma chen. Glauben Sie mir, Ihr Streben ist fruchtlos, Sie reißen sich nicht von mir los. Das ist das Vorrecht reiner Seelen, daß sie nur ein Bild in dem klaren Spiegel ihres Innren dulden können und es für alle Zeit darin bewahren. Das ist so wahr, daß Sie jetzt, jetzt, wo Sie mich zu hassen meinen, dennoch einer zärtlichern Regung nicht Herr werden können, die aus Ihren Blicken, ja aus dem süßen Zittern Ihres ganzen Wesens, spricht. Sie erschrecken; aber ich muß es dennoch sagen, liebe Luise: wir können nicht anders, wir müssen einander ewig lieben. Luise wollte hier aufstehn; allein er hielt sie bittend zurück. Hören Sie mich aus, sagte er; ich gehe, so gewiß ich Sie liebe, wenn Sie es dann noch wollen. Wir sind nicht umsonst durch tausend schmerzhafte und herbe Aufopferungen verbunden, um uns, wie zwei feindliche Kräfte, zu fliehen, die, nach zufälliger Berührung, in ihrem Grimm auseinander sprengen. Sagen Sie selbst, ist in Ihrem Herzen wohl ein recht wahres Gefühl, das mich verdammt? Er führte sie zu einer kleinen Bank im nächsten Fenster, und sich behend auf den Rand derselben zu ihr setzend, fuhr er leiser fort: mißverstehn Sie sich nicht, liebe Luise, Sie sind aufgeschreckt, in sich zerrissen, unsicher, Sie wollen mir, sich selbst entfliehn! Geben Sie Acht, daß Sie sich nicht ganz elend ma chen. Glauben Sie mir, Ihr Streben ist fruchtlos, Sie reißen sich nicht von mir los. Das ist das Vorrecht reiner Seelen, daß sie nur ein Bild in dem klaren Spiegel ihres Innren dulden können und es für alle Zeit darin bewahren. Das ist so wahr, daß Sie jetzt, jetzt, wo Sie mich zu hassen meinen, dennoch einer zärtlichern Regung nicht Herr werden können, die aus Ihren Blicken, ja aus dem süßen Zittern Ihres ganzen Wesens, spricht. Sie erschrecken; aber ich muß es dennoch sagen, liebe Luise: wir können nicht anders, wir müssen einander ewig lieben. Luise wollte hier aufstehn; allein er hielt sie bittend zurück. Hören Sie mich aus, sagte er; ich gehe, so gewiß ich Sie liebe, wenn Sie es dann noch wollen. Wir sind nicht umsonst durch tausend schmerzhafte und herbe Aufopferungen verbunden, um uns, wie zwei feindliche Kräfte, zu fliehen, die, nach zufälliger Berührung, in ihrem Grimm auseinander sprengen. Sagen Sie selbst, ist in Ihrem Herzen wohl ein recht wahres Gefühl, das mich verdammt? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0050" n="48"/> Er führte sie zu einer kleinen Bank im nächsten Fenster, und sich behend auf den Rand derselben zu ihr setzend, fuhr er leiser fort: mißverstehn Sie sich nicht, liebe Luise, Sie sind aufgeschreckt, in sich zerrissen, unsicher, Sie wollen mir, sich selbst entfliehn! Geben Sie Acht, daß Sie sich nicht ganz elend ma chen. Glauben Sie mir, Ihr Streben ist fruchtlos, Sie reißen sich nicht von mir los. Das ist das Vorrecht reiner Seelen, daß sie nur ein Bild in dem klaren Spiegel ihres Innren dulden können und es für alle Zeit darin bewahren. Das ist so wahr, daß Sie jetzt, jetzt, wo Sie mich zu hassen meinen, dennoch einer zärtlichern Regung nicht Herr werden können, die aus Ihren Blicken, ja aus dem süßen Zittern Ihres ganzen Wesens, spricht. Sie erschrecken; aber ich muß es dennoch sagen, liebe Luise: wir können nicht anders, wir müssen einander ewig lieben. Luise wollte hier aufstehn; allein er hielt sie bittend zurück. Hören Sie mich aus, sagte er; ich gehe, so gewiß ich Sie liebe, wenn Sie es dann noch wollen. Wir sind nicht umsonst durch tausend schmerzhafte und herbe Aufopferungen verbunden, um uns, wie zwei feindliche Kräfte, zu fliehen, die, nach zufälliger Berührung, in ihrem Grimm auseinander sprengen. Sagen Sie selbst, ist in Ihrem Herzen wohl ein recht wahres Gefühl, das mich verdammt? </p> </div> </body> </text> </TEI> [48/0050]
Er führte sie zu einer kleinen Bank im nächsten Fenster, und sich behend auf den Rand derselben zu ihr setzend, fuhr er leiser fort: mißverstehn Sie sich nicht, liebe Luise, Sie sind aufgeschreckt, in sich zerrissen, unsicher, Sie wollen mir, sich selbst entfliehn! Geben Sie Acht, daß Sie sich nicht ganz elend ma chen. Glauben Sie mir, Ihr Streben ist fruchtlos, Sie reißen sich nicht von mir los. Das ist das Vorrecht reiner Seelen, daß sie nur ein Bild in dem klaren Spiegel ihres Innren dulden können und es für alle Zeit darin bewahren. Das ist so wahr, daß Sie jetzt, jetzt, wo Sie mich zu hassen meinen, dennoch einer zärtlichern Regung nicht Herr werden können, die aus Ihren Blicken, ja aus dem süßen Zittern Ihres ganzen Wesens, spricht. Sie erschrecken; aber ich muß es dennoch sagen, liebe Luise: wir können nicht anders, wir müssen einander ewig lieben. Luise wollte hier aufstehn; allein er hielt sie bittend zurück. Hören Sie mich aus, sagte er; ich gehe, so gewiß ich Sie liebe, wenn Sie es dann noch wollen. Wir sind nicht umsonst durch tausend schmerzhafte und herbe Aufopferungen verbunden, um uns, wie zwei feindliche Kräfte, zu fliehen, die, nach zufälliger Berührung, in ihrem Grimm auseinander sprengen. Sagen Sie selbst, ist in Ihrem Herzen wohl ein recht wahres Gefühl, das mich verdammt?
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/50>, abgerufen am 16.07.2024. |