Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.der Friede, dacht' ich - Ach Julius, wir sind Beide recht unglücklich! Sie wandte sich ab, um ihren Thränen freien Lauf zu lassen. Wie gut Du bist! sagte Julius; Du dachtest so viel an mich, Du kommst sogar zu mir! Ich habe das wohl geglaubt und recht gut gefühlt, wie viel Du littest. Du wirst auch nicht eher ruhig sein, bis Du mich zufriedner weißst. Deshalb will ich fort aus dieser Gegend, Deine Nähe thut mir nicht wohl, die meine drückt Dich. Ich will in der Welt umherstreifen, fremde Menschen suchen, wie jemand, der nirgend zu Hause ist. Seh' ich doch all mein Gut verschüttet, meine Heimath verödet; ich fliehe wie ein Vertriebener. Du gute Seele, fuhr er mildernd fort, als er Luisens heftigen Schmerz sah, Du treibst mich nicht; mein eignes, trübes Loos. Wir gehören nun einmal nicht zu einander. Ich wollte Dich vom Schicksal ertrotzen; den Trotz muß ich büßen. Sage das nicht, Julius, fiel Luise ein, sage das nicht, wir gehörten doch wohl zu einander, alles andre war ein Wahn. Nein, ach nein, erwiederte er sinnend. - Und wenn es dennoch wäre, fuhr er schneller fort - wenn - Herr Gott im Himmel! es war wohl alles nur ein Traum, Du kamst, mich zu wecken; wie schön Du bist, Luise, wie fromm und bittend Dein Auge! - Er hielt lange inne, als bekämpfe er sich selbst. - der Friede, dacht’ ich – Ach Julius, wir sind Beide recht unglücklich! Sie wandte sich ab, um ihren Thränen freien Lauf zu lassen. Wie gut Du bist! sagte Julius; Du dachtest so viel an mich, Du kommst sogar zu mir! Ich habe das wohl geglaubt und recht gut gefühlt, wie viel Du littest. Du wirst auch nicht eher ruhig sein, bis Du mich zufriedner weißst. Deshalb will ich fort aus dieser Gegend, Deine Nähe thut mir nicht wohl, die meine drückt Dich. Ich will in der Welt umherstreifen, fremde Menschen suchen, wie jemand, der nirgend zu Hause ist. Seh’ ich doch all mein Gut verschüttet, meine Heimath verödet; ich fliehe wie ein Vertriebener. Du gute Seele, fuhr er mildernd fort, als er Luisens heftigen Schmerz sah, Du treibst mich nicht; mein eignes, trübes Loos. Wir gehören nun einmal nicht zu einander. Ich wollte Dich vom Schicksal ertrotzen; den Trotz muß ich büßen. Sage das nicht, Julius, fiel Luise ein, sage das nicht, wir gehörten doch wohl zu einander, alles andre war ein Wahn. Nein, ach nein, erwiederte er sinnend. – Und wenn es dennoch wäre, fuhr er schneller fort – wenn – Herr Gott im Himmel! es war wohl alles nur ein Traum, Du kamst, mich zu wecken; wie schön Du bist, Luise, wie fromm und bittend Dein Auge! – Er hielt lange inne, als bekämpfe er sich selbst. – <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0041" n="39"/> der Friede, dacht’ ich – Ach Julius, wir sind Beide recht unglücklich! Sie wandte sich ab, um ihren Thränen freien Lauf zu lassen. Wie gut Du bist! sagte Julius; Du dachtest so viel an mich, Du kommst sogar zu mir! Ich habe das wohl geglaubt und recht gut gefühlt, wie viel Du littest. Du wirst auch nicht eher ruhig sein, bis Du mich zufriedner weißst. Deshalb will ich fort aus dieser Gegend, Deine Nähe thut mir nicht wohl, die meine drückt Dich. Ich will in der Welt umherstreifen, fremde Menschen suchen, wie jemand, der nirgend zu Hause ist. Seh’ ich doch all mein Gut verschüttet, meine Heimath verödet; ich fliehe wie ein Vertriebener. Du gute Seele, fuhr er mildernd fort, als er Luisens heftigen Schmerz sah, Du treibst mich nicht; mein eignes, trübes Loos. Wir gehören nun einmal nicht zu einander. Ich wollte Dich vom Schicksal ertrotzen; den Trotz muß ich büßen. Sage das nicht, Julius, fiel Luise ein, sage das nicht, wir gehörten doch wohl zu einander, alles andre war ein Wahn. Nein, ach nein, erwiederte er sinnend. – Und wenn es dennoch wäre, fuhr er schneller fort – wenn – Herr Gott im Himmel! es war wohl alles nur ein Traum, Du kamst, mich zu wecken; wie schön Du bist, Luise, wie fromm und bittend Dein Auge! – Er hielt lange inne, als bekämpfe er sich selbst. – </p> </div> </body> </text> </TEI> [39/0041]
der Friede, dacht’ ich – Ach Julius, wir sind Beide recht unglücklich! Sie wandte sich ab, um ihren Thränen freien Lauf zu lassen. Wie gut Du bist! sagte Julius; Du dachtest so viel an mich, Du kommst sogar zu mir! Ich habe das wohl geglaubt und recht gut gefühlt, wie viel Du littest. Du wirst auch nicht eher ruhig sein, bis Du mich zufriedner weißst. Deshalb will ich fort aus dieser Gegend, Deine Nähe thut mir nicht wohl, die meine drückt Dich. Ich will in der Welt umherstreifen, fremde Menschen suchen, wie jemand, der nirgend zu Hause ist. Seh’ ich doch all mein Gut verschüttet, meine Heimath verödet; ich fliehe wie ein Vertriebener. Du gute Seele, fuhr er mildernd fort, als er Luisens heftigen Schmerz sah, Du treibst mich nicht; mein eignes, trübes Loos. Wir gehören nun einmal nicht zu einander. Ich wollte Dich vom Schicksal ertrotzen; den Trotz muß ich büßen. Sage das nicht, Julius, fiel Luise ein, sage das nicht, wir gehörten doch wohl zu einander, alles andre war ein Wahn. Nein, ach nein, erwiederte er sinnend. – Und wenn es dennoch wäre, fuhr er schneller fort – wenn – Herr Gott im Himmel! es war wohl alles nur ein Traum, Du kamst, mich zu wecken; wie schön Du bist, Luise, wie fromm und bittend Dein Auge! – Er hielt lange inne, als bekämpfe er sich selbst. –
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 39. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/41>, abgerufen am 16.07.2024. |