Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.mich hin; ich erschrecke und fliehe wie vor dem bösen Feind. Haß und Liebe! - O hätte die erfahrne Frau doch nie gesprochen! Dies also, dies war die Todesangst? Und er weiß es, was mich quält und sieht vornehm darüber hin! Ich wußt' es nicht, ach nein, ich wußt' es nicht, darum mein Gott laß mich's auch bald vergessen! Ich glaubte, es solle besser werden, die vielen Menschen um mich her werden mich zerstreuen; Ja wohl zerstreuen! das haben sie gethan. Weniger gesammelt als je, verliere ich mich in bangen unsichern Ahndungen. Anfangs war mir leichter, ich konnte freier reden zu allen denen die nicht wußten wie mir zu Sinne ist. Jetzt aber, jetzt -! O Gott im Himmel, du siehst die Angst die mich aus allen Sinnen drängt. Fremd, verlegen, sitze ich in dem bunten Kreise, ohne Muth mich selbst zu behaupten, ohne Kraft, heimlichen Angriffen zu widerstehn. Wie gebannt liege ich in den Schlingen, die eine freche Hand über mich zusammenzieht. Zuweilen mahnt mich noch ein innrer Ruf, ich reiße mich aus der eignen Erniedrigung empor, ich stemme mich gegen die Gewalt, die auf mich eindringt, ach, und wenn dann mein scheuer Blick den seinen streift, der so kalt und hoch über mich hinfährt, dann sinke ich wie ein mich hin; ich erschrecke und fliehe wie vor dem bösen Feind. Haß und Liebe! – O hätte die erfahrne Frau doch nie gesprochen! Dies also, dies war die Todesangst? Und er weiß es, was mich quält und sieht vornehm darüber hin! Ich wußt’ es nicht, ach nein, ich wußt’ es nicht, darum mein Gott laß mich’s auch bald vergessen! Ich glaubte, es solle besser werden, die vielen Menschen um mich her werden mich zerstreuen; Ja wohl zerstreuen! das haben sie gethan. Weniger gesammelt als je, verliere ich mich in bangen unsichern Ahndungen. Anfangs war mir leichter, ich konnte freier reden zu allen denen die nicht wußten wie mir zu Sinne ist. Jetzt aber, jetzt –! O Gott im Himmel, du siehst die Angst die mich aus allen Sinnen drängt. Fremd, verlegen, sitze ich in dem bunten Kreise, ohne Muth mich selbst zu behaupten, ohne Kraft, heimlichen Angriffen zu widerstehn. Wie gebannt liege ich in den Schlingen, die eine freche Hand über mich zusammenzieht. Zuweilen mahnt mich noch ein innrer Ruf, ich reiße mich aus der eignen Erniedrigung empor, ich stemme mich gegen die Gewalt, die auf mich eindringt, ach, und wenn dann mein scheuer Blick den seinen streift, der so kalt und hoch über mich hinfährt, dann sinke ich wie ein <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0031" n="29"/> mich hin; ich erschrecke und fliehe wie vor dem bösen Feind.</p> <p>Haß und Liebe! – O hätte die erfahrne Frau doch nie gesprochen! Dies also, dies war die Todesangst? Und er weiß es, was mich quält und sieht vornehm darüber hin! Ich wußt’ es nicht, ach nein, ich wußt’ es nicht, darum mein Gott laß mich’s auch bald vergessen!</p> <p>Ich glaubte, es solle besser werden, die vielen Menschen um mich her werden mich zerstreuen; Ja wohl zerstreuen! das haben sie gethan. Weniger gesammelt als je, verliere ich mich in bangen unsichern Ahndungen. Anfangs war mir leichter, ich konnte freier reden zu allen denen die nicht wußten wie mir zu Sinne ist. Jetzt aber, jetzt –! O Gott im Himmel, du siehst die Angst die mich aus allen Sinnen drängt. Fremd, verlegen, sitze ich in dem bunten Kreise, ohne Muth mich selbst zu behaupten, ohne Kraft, heimlichen Angriffen zu widerstehn. Wie gebannt liege ich in den Schlingen, die eine freche Hand über mich zusammenzieht. Zuweilen mahnt mich noch ein innrer Ruf, ich reiße mich aus der eignen Erniedrigung empor, ich stemme mich gegen die Gewalt, die auf mich eindringt, ach, und wenn dann mein scheuer Blick den seinen streift, der so kalt und hoch über mich hinfährt, dann sinke ich wie ein </p> </div> </body> </text> </TEI> [29/0031]
mich hin; ich erschrecke und fliehe wie vor dem bösen Feind.
Haß und Liebe! – O hätte die erfahrne Frau doch nie gesprochen! Dies also, dies war die Todesangst? Und er weiß es, was mich quält und sieht vornehm darüber hin! Ich wußt’ es nicht, ach nein, ich wußt’ es nicht, darum mein Gott laß mich’s auch bald vergessen!
Ich glaubte, es solle besser werden, die vielen Menschen um mich her werden mich zerstreuen; Ja wohl zerstreuen! das haben sie gethan. Weniger gesammelt als je, verliere ich mich in bangen unsichern Ahndungen. Anfangs war mir leichter, ich konnte freier reden zu allen denen die nicht wußten wie mir zu Sinne ist. Jetzt aber, jetzt –! O Gott im Himmel, du siehst die Angst die mich aus allen Sinnen drängt. Fremd, verlegen, sitze ich in dem bunten Kreise, ohne Muth mich selbst zu behaupten, ohne Kraft, heimlichen Angriffen zu widerstehn. Wie gebannt liege ich in den Schlingen, die eine freche Hand über mich zusammenzieht. Zuweilen mahnt mich noch ein innrer Ruf, ich reiße mich aus der eignen Erniedrigung empor, ich stemme mich gegen die Gewalt, die auf mich eindringt, ach, und wenn dann mein scheuer Blick den seinen streift, der so kalt und hoch über mich hinfährt, dann sinke ich wie ein
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 29. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/31>, abgerufen am 17.07.2024. |