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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

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Lebens vergiftet! Soll ich die Ruhe des edelsten Herzen einem Ungefähr, einem zufälligen Zusammentreffen mit dem Erbfeinde meines Glückes aussetzen? O Du solltest gerechter sein!

Ich bin nicht unbillig, erwiederte Sophie. Ich finde Dich nur inconsequent. Liebst Du jenen, warum verkennst Du den Wink der Natur, warum zögerst Du? - Die Natur ist ewig, unterbrach sie Luise, vergiß es nicht, daß ihr Reich nicht allein von dieser Welt ist. Was hier die Nothwendigkeit versagt, erringt dort die Freiheit wieder! Hier tritt Julius Schatten zwischen mir und ihn. Und dennoch liebst Du ihn? fragte Sophie. Ja, ach Gott ja, ich liebe ihn. Eine unbegreifliche Gewalt zieht mich zu ihm hin; ich weiß nicht, woher? ich weiß nicht weshalb? aber es ist so, und dennoch dürfen die unsichtbaren Bande nicht sichtbar werden, ja ich muß streben, so viel an mir ist, sie zu zerreißen. Dann sind alle versöhnt, dann ruhen die Leiber in ihren Gräbern, und alle seligen Geister freuen sich des Lichtes.

Frau von Seckingen sah sie fremd an. Du schwärmst, Luise, sagte sie, gewiß Du hättest besser gethan, Dich einem sichren Führer auf der einfachen Straße des Lebens anzuvertrauen, als auf eine so unnatürliche Höhe allein hinaufzusteigen.

Luise fühlte, daß sie ihr nichts erwiedern könne.

Lebens vergiftet! Soll ich die Ruhe des edelsten Herzen einem Ungefähr, einem zufälligen Zusammentreffen mit dem Erbfeinde meines Glückes aussetzen? O Du solltest gerechter sein!

Ich bin nicht unbillig, erwiederte Sophie. Ich finde Dich nur inconsequent. Liebst Du jenen, warum verkennst Du den Wink der Natur, warum zögerst Du? – Die Natur ist ewig, unterbrach sie Luise, vergiß es nicht, daß ihr Reich nicht allein von dieser Welt ist. Was hier die Nothwendigkeit versagt, erringt dort die Freiheit wieder! Hier tritt Julius Schatten zwischen mir und ihn. Und dennoch liebst Du ihn? fragte Sophie. Ja, ach Gott ja, ich liebe ihn. Eine unbegreifliche Gewalt zieht mich zu ihm hin; ich weiß nicht, woher? ich weiß nicht weshalb? aber es ist so, und dennoch dürfen die unsichtbaren Bande nicht sichtbar werden, ja ich muß streben, so viel an mir ist, sie zu zerreißen. Dann sind alle versöhnt, dann ruhen die Leiber in ihren Gräbern, und alle seligen Geister freuen sich des Lichtes.

Frau von Seckingen sah sie fremd an. Du schwärmst, Luise, sagte sie, gewiß Du hättest besser gethan, Dich einem sichren Führer auf der einfachen Straße des Lebens anzuvertrauen, als auf eine so unnatürliche Höhe allein hinaufzusteigen.

Luise fühlte, daß sie ihr nichts erwiedern könne.

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[159/0161] Lebens vergiftet! Soll ich die Ruhe des edelsten Herzen einem Ungefähr, einem zufälligen Zusammentreffen mit dem Erbfeinde meines Glückes aussetzen? O Du solltest gerechter sein! Ich bin nicht unbillig, erwiederte Sophie. Ich finde Dich nur inconsequent. Liebst Du jenen, warum verkennst Du den Wink der Natur, warum zögerst Du? – Die Natur ist ewig, unterbrach sie Luise, vergiß es nicht, daß ihr Reich nicht allein von dieser Welt ist. Was hier die Nothwendigkeit versagt, erringt dort die Freiheit wieder! Hier tritt Julius Schatten zwischen mir und ihn. Und dennoch liebst Du ihn? fragte Sophie. Ja, ach Gott ja, ich liebe ihn. Eine unbegreifliche Gewalt zieht mich zu ihm hin; ich weiß nicht, woher? ich weiß nicht weshalb? aber es ist so, und dennoch dürfen die unsichtbaren Bande nicht sichtbar werden, ja ich muß streben, so viel an mir ist, sie zu zerreißen. Dann sind alle versöhnt, dann ruhen die Leiber in ihren Gräbern, und alle seligen Geister freuen sich des Lichtes. Frau von Seckingen sah sie fremd an. Du schwärmst, Luise, sagte sie, gewiß Du hättest besser gethan, Dich einem sichren Führer auf der einfachen Straße des Lebens anzuvertrauen, als auf eine so unnatürliche Höhe allein hinaufzusteigen. Luise fühlte, daß sie ihr nichts erwiedern könne.

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 159. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/161>, abgerufen am 09.11.2024.