Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

die geringfügigsten Dinge so gewichtig, daß er fast unter ihrer Last erliegt. Ich begreife nur nicht, unterbrach sie hier Luise, warum Ihre Wahl grade auf ihn gefallen ist. Aufrichtig gesagt, erwiederte die Baronin, ich weiß jetzt keinen Beßren. Dem knabenhaften Abentheurer wollen wir sie doch nicht etwa geben? Andrer Unschicklichkeiten der Art nicht zu gedenken. Auch ist Stein im Grunde lenksam, Emilie hat viel Gewalt über ihn, unter meiner Leitung wird sich alles machen. Nur haben wir keine Zeit zu verlieren. In vierzehn Tagen gehe ich auf's Land, Stein muß uns sogleich folgen, und die Hochzeit schnell und still gefeiert werden. Dahin müssen Sie ihn durch die einfachsten und natürlichsten Bewegungsgründe zu führen suchen, die zum Theil in seiner Liebe zu Emilien, zum Theil in der Achtung vor dem äußren Anstand liegen, da er diesen durch die schnelle Beendigung unberufner Gerüchte am sichersten rettet.

Aber Emilie? - fragte Luise.

Nun? entgegnete die Baronin, die hat wohl keine Wahl. Was bleibt ihr noch übrig? Sie wissen wohl am besten, was die Klugheit in solchen Fällen räth. Sie selbst haben, mit mehr Ruhe als ich Ihnen zutraute, durch einen kräftigen Entschluß Ihren erschütterten Ruf wieder hergestellt. Denn mich wollen Sie doch wohl nicht, wie die Welt,

die geringfügigsten Dinge so gewichtig, daß er fast unter ihrer Last erliegt. Ich begreife nur nicht, unterbrach sie hier Luise, warum Ihre Wahl grade auf ihn gefallen ist. Aufrichtig gesagt, erwiederte die Baronin, ich weiß jetzt keinen Beßren. Dem knabenhaften Abentheurer wollen wir sie doch nicht etwa geben? Andrer Unschicklichkeiten der Art nicht zu gedenken. Auch ist Stein im Grunde lenksam, Emilie hat viel Gewalt über ihn, unter meiner Leitung wird sich alles machen. Nur haben wir keine Zeit zu verlieren. In vierzehn Tagen gehe ich auf’s Land, Stein muß uns sogleich folgen, und die Hochzeit schnell und still gefeiert werden. Dahin müssen Sie ihn durch die einfachsten und natürlichsten Bewegungsgründe zu führen suchen, die zum Theil in seiner Liebe zu Emilien, zum Theil in der Achtung vor dem äußren Anstand liegen, da er diesen durch die schnelle Beendigung unberufner Gerüchte am sichersten rettet.

Aber Emilie? – fragte Luise.

Nun? entgegnete die Baronin, die hat wohl keine Wahl. Was bleibt ihr noch übrig? Sie wissen wohl am besten, was die Klugheit in solchen Fällen räth. Sie selbst haben, mit mehr Ruhe als ich Ihnen zutraute, durch einen kräftigen Entschluß Ihren erschütterten Ruf wieder hergestellt. Denn mich wollen Sie doch wohl nicht, wie die Welt,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0135" n="133"/>
die geringfügigsten Dinge so gewichtig, daß er fast unter ihrer Last erliegt. Ich begreife nur nicht, unterbrach sie hier Luise, warum Ihre Wahl grade auf ihn gefallen ist. Aufrichtig gesagt, erwiederte die Baronin, ich weiß jetzt keinen Beßren. Dem knabenhaften Abentheurer wollen wir sie doch nicht etwa geben? Andrer Unschicklichkeiten der Art nicht zu gedenken. Auch ist Stein im Grunde lenksam, Emilie hat viel Gewalt über ihn, unter meiner Leitung wird sich alles machen. Nur haben wir keine Zeit zu verlieren. In vierzehn Tagen gehe ich auf&#x2019;s Land, Stein muß uns sogleich folgen, und die Hochzeit schnell und still gefeiert werden. Dahin müssen Sie ihn durch die einfachsten und natürlichsten Bewegungsgründe zu führen suchen, die zum Theil in seiner Liebe zu Emilien, zum Theil in der Achtung vor dem äußren Anstand liegen, da er diesen durch die schnelle Beendigung unberufner Gerüchte am sichersten rettet.</p>
        <p>Aber Emilie? &#x2013; fragte Luise.</p>
        <p>Nun? entgegnete die Baronin, die hat wohl keine Wahl. Was bleibt ihr noch übrig? Sie wissen wohl am besten, was die Klugheit in solchen Fällen räth. Sie selbst haben, mit mehr Ruhe als ich Ihnen zutraute, durch einen kräftigen Entschluß Ihren erschütterten Ruf wieder hergestellt. Denn mich wollen Sie doch wohl nicht, wie die Welt,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[133/0135] die geringfügigsten Dinge so gewichtig, daß er fast unter ihrer Last erliegt. Ich begreife nur nicht, unterbrach sie hier Luise, warum Ihre Wahl grade auf ihn gefallen ist. Aufrichtig gesagt, erwiederte die Baronin, ich weiß jetzt keinen Beßren. Dem knabenhaften Abentheurer wollen wir sie doch nicht etwa geben? Andrer Unschicklichkeiten der Art nicht zu gedenken. Auch ist Stein im Grunde lenksam, Emilie hat viel Gewalt über ihn, unter meiner Leitung wird sich alles machen. Nur haben wir keine Zeit zu verlieren. In vierzehn Tagen gehe ich auf’s Land, Stein muß uns sogleich folgen, und die Hochzeit schnell und still gefeiert werden. Dahin müssen Sie ihn durch die einfachsten und natürlichsten Bewegungsgründe zu führen suchen, die zum Theil in seiner Liebe zu Emilien, zum Theil in der Achtung vor dem äußren Anstand liegen, da er diesen durch die schnelle Beendigung unberufner Gerüchte am sichersten rettet. Aber Emilie? – fragte Luise. Nun? entgegnete die Baronin, die hat wohl keine Wahl. Was bleibt ihr noch übrig? Sie wissen wohl am besten, was die Klugheit in solchen Fällen räth. Sie selbst haben, mit mehr Ruhe als ich Ihnen zutraute, durch einen kräftigen Entschluß Ihren erschütterten Ruf wieder hergestellt. Denn mich wollen Sie doch wohl nicht, wie die Welt,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/135
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 133. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/135>, abgerufen am 05.12.2024.