Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

wie erschreckt, über das rasch entschlupfte Wort. Nach einer Weile fragte er sie, um sich selbst zu entgehn, ob sie nicht tanze. Nie wieder, sagte sie schnell, in der Erinnrung jenes Abends, da sie Fernando in wilder Heftigkeit von seiner Seite riß. Nie wieder? entgegnete er; auch hier, fuhr er fort, liegt Ihr reines Herz so offen da, daß ich Sie um keine Erklärung zu bitten habe. Mich beunruhigt Ihre Schwester, sagte Luise verlegen; wollten Sie mich wohl zu ihr begleiten? Sie nahm des Obristen Arm, und eilte in Sophiens Cabinet, wo sie die schöne Frau sehr zerstört, und in sichtlicher Anstrengung, sich wieder herzustellen, fanden. Der Obrist schloß sie gerührt in seine Arme und verließ schweigend das Zimmer; aber Sophiens Schmerz brach in unzähligen Thränen aus. Klagend sank sie an Luisens Herz. Sie sprach von Horst, ihrer Liebe, seinem jetzigen schneidenden Betragen, und zog zuletzt ein Billet hervor, das sie eben erst, nach vielen vergeblichen Bothschaften, als Entschuldigung seines Ausbleibens, von ihm erpreßt hatte. Luise las Folgendes:

"Je deteste les propos du monde, je n'aime pas a etre cite, voila la raison de ma conduite"

Wollen Sie mit Ihrem Blut dies welke Herz nähren? rief sie empört. O um Gottes Willen, achten Sie sich doch höher. Sehn Sie nur, wie

wie erschreckt, über das rasch entschlupfte Wort. Nach einer Weile fragte er sie, um sich selbst zu entgehn, ob sie nicht tanze. Nie wieder, sagte sie schnell, in der Erinnrung jenes Abends, da sie Fernando in wilder Heftigkeit von seiner Seite riß. Nie wieder? entgegnete er; auch hier, fuhr er fort, liegt Ihr reines Herz so offen da, daß ich Sie um keine Erklärung zu bitten habe. Mich beunruhigt Ihre Schwester, sagte Luise verlegen; wollten Sie mich wohl zu ihr begleiten? Sie nahm des Obristen Arm, und eilte in Sophiens Cabinet, wo sie die schöne Frau sehr zerstört, und in sichtlicher Anstrengung, sich wieder herzustellen, fanden. Der Obrist schloß sie gerührt in seine Arme und verließ schweigend das Zimmer; aber Sophiens Schmerz brach in unzähligen Thränen aus. Klagend sank sie an Luisens Herz. Sie sprach von Horst, ihrer Liebe, seinem jetzigen schneidenden Betragen, und zog zuletzt ein Billet hervor, das sie eben erst, nach vielen vergeblichen Bothschaften, als Entschuldigung seines Ausbleibens, von ihm erpreßt hatte. Luise las Folgendes:

»Je déteste les propos du monde, je n’aime pas à ètre cité, voilà la raison de ma conduite«

Wollen Sie mit Ihrem Blut dies welke Herz nähren? rief sie empört. O um Gottes Willen, achten Sie sich doch höher. Sehn Sie nur, wie

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0108" n="106"/>
wie erschreckt, über das rasch entschlupfte Wort. Nach einer Weile fragte er sie, um sich selbst zu entgehn, ob sie nicht tanze. Nie wieder, sagte sie schnell, in der Erinnrung jenes Abends, da sie Fernando in wilder Heftigkeit von seiner Seite riß. Nie wieder? entgegnete er; auch hier, fuhr er fort, liegt Ihr reines Herz so offen da, daß ich Sie um keine Erklärung zu bitten habe. Mich beunruhigt Ihre Schwester, sagte Luise verlegen; wollten Sie mich wohl zu ihr begleiten? Sie nahm des Obristen Arm, und eilte in Sophiens Cabinet, wo sie die schöne Frau sehr zerstört, und in sichtlicher Anstrengung, sich wieder herzustellen, fanden. Der Obrist schloß sie gerührt in seine Arme und verließ schweigend das Zimmer; aber Sophiens Schmerz brach in unzähligen Thränen aus. Klagend sank sie an Luisens Herz. Sie sprach von Horst, ihrer Liebe, seinem jetzigen schneidenden Betragen, und zog zuletzt ein Billet hervor, das sie eben erst, nach vielen vergeblichen Bothschaften, als Entschuldigung seines Ausbleibens, von ihm erpreßt hatte. Luise las Folgendes:</p>
        <p>»Je déteste les propos du monde, je n&#x2019;aime pas à ètre cité, voilà la raison de ma conduite«</p>
        <p>Wollen Sie mit Ihrem Blut dies welke Herz nähren? rief sie empört. O um Gottes Willen, achten Sie sich doch höher. Sehn Sie nur, wie
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[106/0108] wie erschreckt, über das rasch entschlupfte Wort. Nach einer Weile fragte er sie, um sich selbst zu entgehn, ob sie nicht tanze. Nie wieder, sagte sie schnell, in der Erinnrung jenes Abends, da sie Fernando in wilder Heftigkeit von seiner Seite riß. Nie wieder? entgegnete er; auch hier, fuhr er fort, liegt Ihr reines Herz so offen da, daß ich Sie um keine Erklärung zu bitten habe. Mich beunruhigt Ihre Schwester, sagte Luise verlegen; wollten Sie mich wohl zu ihr begleiten? Sie nahm des Obristen Arm, und eilte in Sophiens Cabinet, wo sie die schöne Frau sehr zerstört, und in sichtlicher Anstrengung, sich wieder herzustellen, fanden. Der Obrist schloß sie gerührt in seine Arme und verließ schweigend das Zimmer; aber Sophiens Schmerz brach in unzähligen Thränen aus. Klagend sank sie an Luisens Herz. Sie sprach von Horst, ihrer Liebe, seinem jetzigen schneidenden Betragen, und zog zuletzt ein Billet hervor, das sie eben erst, nach vielen vergeblichen Bothschaften, als Entschuldigung seines Ausbleibens, von ihm erpreßt hatte. Luise las Folgendes: »Je déteste les propos du monde, je n’aime pas à ètre cité, voilà la raison de ma conduite« Wollen Sie mit Ihrem Blut dies welke Herz nähren? rief sie empört. O um Gottes Willen, achten Sie sich doch höher. Sehn Sie nur, wie

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/108
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Zweites Bändchen. Berlin, 1810, S. 106. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins02_1810/108>, abgerufen am 05.12.2024.