Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.lassen Sie ihn doch sein was er will; es ist ja noch die Frage, ob wir ihn jemals sehen, er gefällt sich so gut in Wien. Alle lachten über ihre naive Ungeduld. Luise blieb indeß unruhig und verbarg es sich auch weiter nicht, daß sie eine Scheu vor Fernandos Ankunft habe, die sie hinderte, an der Heiterkeit der Gesellschaft Theil zu nehmen, weshalb sie des andern Tages auch gern ihre Rückreise antrat und sich von den neuen Bekannten, in der Erwartung, sie nächstens auf dem Falkenstein zu sehen, ohne sonderlichen Kummer trennte. Sie fuhren durch ein trübes, feuchtes Wetter hin. Der graue Nebel lag schwer auf Luisens Seele. Sie sprach wenig; auch Julius war einsilbig. So trat sie, beklommen, mit einer ängstigenden Leere im Innren, in ihre Zimmer. Julius ging seinen Geschäften nach; sie blieb allein, ohne ein lebendiges Wesen, außer die bewegliche Flamme im Kamine, um sich zu haben. Gedankenvoll trat sie an das Feuer, und warf einzelne Blumen, die sie aus einer nahstehenden Vase zog, hinein. Da hörte sie einen Postillon blasen; ein Wagen rollte in den Hof, hielt vor der Thür. Sie fühlte im Augenblick, wer es sei, und blieb unbeweglich, den Kopf zwischen beiden Händen auf lassen Sie ihn doch sein was er will; es ist ja noch die Frage, ob wir ihn jemals sehen, er gefällt sich so gut in Wien. Alle lachten über ihre naive Ungeduld. Luise blieb indeß unruhig und verbarg es sich auch weiter nicht, daß sie eine Scheu vor Fernandos Ankunft habe, die sie hinderte, an der Heiterkeit der Gesellschaft Theil zu nehmen, weshalb sie des andern Tages auch gern ihre Rückreise antrat und sich von den neuen Bekannten, in der Erwartung, sie nächstens auf dem Falkenstein zu sehen, ohne sonderlichen Kummer trennte. Sie fuhren durch ein trübes, feuchtes Wetter hin. Der graue Nebel lag schwer auf Luisens Seele. Sie sprach wenig; auch Julius war einsilbig. So trat sie, beklommen, mit einer ängstigenden Leere im Innren, in ihre Zimmer. Julius ging seinen Geschäften nach; sie blieb allein, ohne ein lebendiges Wesen, außer die bewegliche Flamme im Kamine, um sich zu haben. Gedankenvoll trat sie an das Feuer, und warf einzelne Blumen, die sie aus einer nahstehenden Vase zog, hinein. Da hörte sie einen Postillon blasen; ein Wagen rollte in den Hof, hielt vor der Thür. Sie fühlte im Augenblick, wer es sei, und blieb unbeweglich, den Kopf zwischen beiden Händen auf <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0095" n="87"/> lassen Sie ihn doch sein was er will; es ist ja noch die Frage, ob wir ihn jemals sehen, er gefällt sich so gut in Wien. Alle lachten über ihre naive Ungeduld. Luise blieb indeß unruhig und verbarg es sich auch weiter nicht, daß sie eine Scheu vor Fernandos Ankunft habe, die sie hinderte, an der Heiterkeit der Gesellschaft Theil zu nehmen, weshalb sie des andern Tages auch gern ihre Rückreise antrat und sich von den neuen Bekannten, in der Erwartung, sie nächstens auf dem Falkenstein zu sehen, ohne sonderlichen Kummer trennte.</p> <p>Sie fuhren durch ein trübes, feuchtes Wetter hin. Der graue Nebel lag schwer auf Luisens Seele. Sie sprach wenig; auch Julius war einsilbig. So trat sie, beklommen, mit einer ängstigenden Leere im Innren, in ihre Zimmer. Julius ging seinen Geschäften nach; sie blieb allein, ohne ein lebendiges Wesen, außer die bewegliche Flamme im Kamine, um sich zu haben. Gedankenvoll trat sie an das Feuer, und warf einzelne Blumen, die sie aus einer nahstehenden Vase zog, hinein. Da hörte sie einen Postillon blasen; ein Wagen rollte in den Hof, hielt vor der Thür. Sie fühlte im Augenblick, wer es sei, und blieb unbeweglich, den Kopf zwischen beiden Händen auf </p> </div> </body> </text> </TEI> [87/0095]
lassen Sie ihn doch sein was er will; es ist ja noch die Frage, ob wir ihn jemals sehen, er gefällt sich so gut in Wien. Alle lachten über ihre naive Ungeduld. Luise blieb indeß unruhig und verbarg es sich auch weiter nicht, daß sie eine Scheu vor Fernandos Ankunft habe, die sie hinderte, an der Heiterkeit der Gesellschaft Theil zu nehmen, weshalb sie des andern Tages auch gern ihre Rückreise antrat und sich von den neuen Bekannten, in der Erwartung, sie nächstens auf dem Falkenstein zu sehen, ohne sonderlichen Kummer trennte.
Sie fuhren durch ein trübes, feuchtes Wetter hin. Der graue Nebel lag schwer auf Luisens Seele. Sie sprach wenig; auch Julius war einsilbig. So trat sie, beklommen, mit einer ängstigenden Leere im Innren, in ihre Zimmer. Julius ging seinen Geschäften nach; sie blieb allein, ohne ein lebendiges Wesen, außer die bewegliche Flamme im Kamine, um sich zu haben. Gedankenvoll trat sie an das Feuer, und warf einzelne Blumen, die sie aus einer nahstehenden Vase zog, hinein. Da hörte sie einen Postillon blasen; ein Wagen rollte in den Hof, hielt vor der Thür. Sie fühlte im Augenblick, wer es sei, und blieb unbeweglich, den Kopf zwischen beiden Händen auf
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 87. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/95>, abgerufen am 16.07.2024. |