Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.er endlich seinem Herzen Luft, und, während er seine eigne kleine Geschichte als eine fremde Begebenheit erzählte, zog er die Aufmerksamkeit mehrerer Anwesenden auf sich. Der Zusammenhang war übrigens nicht schwer zu errathen. Die Leier hatte das Ende des Schauspiels und den Augenblick einer verabredeten Zusammenkunft anzeigen sollen. Fernandos Ungeduld verwirrte alles, indem er den Knaben mit Gewalt zu seinem Ziele drängte. Bei Annäherung der Töne sprang die Thüre auf, Fernando fuhr hinein, eine weiche kleine Hand drückte sich schmeichelnd auf seine Lippen und zwang ihn, zu schweigen. Er stand einen Augenblick unschlüssig; allein als dieselbe kleine Hand ihn ungeduldig fortzog, folgte er in der Dunkelheit durch mehrere Zimmer, bis ihn seine Führerin am Eingang eines schwach erleuchteten Vorsaals verließ. Alles war hier still, nichts regte sich, er blickte neugierig umher und sah endlich durch einen gegenüber hangenden Spiegel eine zierliche Gestalt, die sich, fast schwebend, auf den Zehen, in der Thür eines anstoßenden Cabinets hielt und ihm winkte, sich zu nähern. Er that, wie man ihm gebot. Ein lauter Schrei empfing ihn, den er indeß, wie er lächelnd hinzusetzte, bald zu unterdrücken und die arme Kleine überall zu trösten verstand. Fernando er endlich seinem Herzen Luft, und, während er seine eigne kleine Geschichte als eine fremde Begebenheit erzählte, zog er die Aufmerksamkeit mehrerer Anwesenden auf sich. Der Zusammenhang war übrigens nicht schwer zu errathen. Die Leier hatte das Ende des Schauspiels und den Augenblick einer verabredeten Zusammenkunft anzeigen sollen. Fernandos Ungeduld verwirrte alles, indem er den Knaben mit Gewalt zu seinem Ziele drängte. Bei Annäherung der Töne sprang die Thüre auf, Fernando fuhr hinein, eine weiche kleine Hand drückte sich schmeichelnd auf seine Lippen und zwang ihn, zu schweigen. Er stand einen Augenblick unschlüssig; allein als dieselbe kleine Hand ihn ungeduldig fortzog, folgte er in der Dunkelheit durch mehrere Zimmer, bis ihn seine Führerin am Eingang eines schwach erleuchteten Vorsaals verließ. Alles war hier still, nichts regte sich, er blickte neugierig umher und sah endlich durch einen gegenüber hangenden Spiegel eine zierliche Gestalt, die sich, fast schwebend, auf den Zehen, in der Thür eines anstoßenden Cabinets hielt und ihm winkte, sich zu nähern. Er that, wie man ihm gebot. Ein lauter Schrei empfing ihn, den er indeß, wie er lächelnd hinzusetzte, bald zu unterdrücken und die arme Kleine überall zu trösten verstand. Fernando <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0092" n="84"/> er endlich seinem Herzen Luft, und, während er seine eigne kleine Geschichte als eine fremde Begebenheit erzählte, zog er die Aufmerksamkeit mehrerer Anwesenden auf sich. Der Zusammenhang war übrigens nicht schwer zu errathen. Die Leier hatte das Ende des Schauspiels und den Augenblick einer verabredeten Zusammenkunft anzeigen sollen. Fernandos Ungeduld verwirrte alles, indem er den Knaben mit Gewalt zu seinem Ziele drängte. Bei Annäherung der Töne sprang die Thüre auf, Fernando fuhr hinein, eine weiche kleine Hand drückte sich schmeichelnd auf seine Lippen und zwang ihn, zu schweigen. Er stand einen Augenblick unschlüssig; allein als dieselbe kleine Hand ihn ungeduldig fortzog, folgte er in der Dunkelheit durch mehrere Zimmer, bis ihn seine Führerin am Eingang eines schwach erleuchteten Vorsaals verließ. Alles war hier still, nichts regte sich, er blickte neugierig umher und sah endlich durch einen gegenüber hangenden Spiegel eine zierliche Gestalt, die sich, fast schwebend, auf den Zehen, in der Thür eines anstoßenden Cabinets hielt und ihm winkte, sich zu nähern. Er that, wie man ihm gebot. Ein lauter Schrei empfing ihn, den er indeß, wie er lächelnd hinzusetzte, bald zu unterdrücken und die arme Kleine überall zu trösten verstand. Fernando </p> </div> </body> </text> </TEI> [84/0092]
er endlich seinem Herzen Luft, und, während er seine eigne kleine Geschichte als eine fremde Begebenheit erzählte, zog er die Aufmerksamkeit mehrerer Anwesenden auf sich. Der Zusammenhang war übrigens nicht schwer zu errathen. Die Leier hatte das Ende des Schauspiels und den Augenblick einer verabredeten Zusammenkunft anzeigen sollen. Fernandos Ungeduld verwirrte alles, indem er den Knaben mit Gewalt zu seinem Ziele drängte. Bei Annäherung der Töne sprang die Thüre auf, Fernando fuhr hinein, eine weiche kleine Hand drückte sich schmeichelnd auf seine Lippen und zwang ihn, zu schweigen. Er stand einen Augenblick unschlüssig; allein als dieselbe kleine Hand ihn ungeduldig fortzog, folgte er in der Dunkelheit durch mehrere Zimmer, bis ihn seine Führerin am Eingang eines schwach erleuchteten Vorsaals verließ. Alles war hier still, nichts regte sich, er blickte neugierig umher und sah endlich durch einen gegenüber hangenden Spiegel eine zierliche Gestalt, die sich, fast schwebend, auf den Zehen, in der Thür eines anstoßenden Cabinets hielt und ihm winkte, sich zu nähern. Er that, wie man ihm gebot. Ein lauter Schrei empfing ihn, den er indeß, wie er lächelnd hinzusetzte, bald zu unterdrücken und die arme Kleine überall zu trösten verstand. Fernando
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 84. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/92>, abgerufen am 16.07.2024. |