Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.Fernando warf ihm ein Stück Geld hin und bat ihn, zu schweigen; allein der Knabe folgte uns durch eine lange Straße, immer dasselbe leiernd. Fernandos Ohr ward aufs äußerste verletzt; er wandte sich ungeduldig, um den Knaben zu fassen, der angstvoll vor ihm hinrannte -- indem öffnete sich die Thür eines ansehnlichen Hauses, an welchem beide streiften; der Knabe drängte sich hinein und riß Fernando in seinem Grimme nach. Gleich darauf fiel die Thüre wieder zu, die Leier ertönte einen Augenblick, dann ward alles still, der Knabe trat allein heraus und ging frisch und fröhlich an mir vorüber. Ich war noch voll Verwundrung über den seltsamen Zufall, als ich einen Mann in einem dunklen Mantel auf das Haus zueilen sah. Ich zog mich sogleich hinter einen hervorspringenden Pfeiler zurück, und bemerkte daß der Unbekannte an dem Schlosse drehte, dann unmuthig mit dem Fuße stampfte und sich auf der andern Seite der Thür hinter einem ähnlichen Pfeiler verbarg. Wir mochten beide ohngefähr eine halbe Stunde auf diese Weise gestanden haben, als mir, bei einer unvorsichtigen Bewegung, der Stock aus der Hand fiel und mit ziemlichem Geräusch auf den Steinen hinrollte. Mein ungekannter Feind bog sich, auf den nahen Lärm, sogleich hervor, Fernando warf ihm ein Stück Geld hin und bat ihn, zu schweigen; allein der Knabe folgte uns durch eine lange Straße, immer dasselbe leiernd. Fernandos Ohr ward aufs äußerste verletzt; er wandte sich ungeduldig, um den Knaben zu fassen, der angstvoll vor ihm hinrannte — indem öffnete sich die Thür eines ansehnlichen Hauses, an welchem beide streiften; der Knabe drängte sich hinein und riß Fernando in seinem Grimme nach. Gleich darauf fiel die Thüre wieder zu, die Leier ertönte einen Augenblick, dann ward alles still, der Knabe trat allein heraus und ging frisch und fröhlich an mir vorüber. Ich war noch voll Verwundrung über den seltsamen Zufall, als ich einen Mann in einem dunklen Mantel auf das Haus zueilen sah. Ich zog mich sogleich hinter einen hervorspringenden Pfeiler zurück, und bemerkte daß der Unbekannte an dem Schlosse drehte, dann unmuthig mit dem Fuße stampfte und sich auf der andern Seite der Thür hinter einem ähnlichen Pfeiler verbarg. Wir mochten beide ohngefähr eine halbe Stunde auf diese Weise gestanden haben, als mir, bei einer unvorsichtigen Bewegung, der Stock aus der Hand fiel und mit ziemlichem Geräusch auf den Steinen hinrollte. Mein ungekannter Feind bog sich, auf den nahen Lärm, sogleich hervor, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0090" n="82"/> Fernando warf ihm ein Stück Geld hin und bat ihn, zu schweigen; allein der Knabe folgte uns durch eine lange Straße, immer dasselbe leiernd. Fernandos Ohr ward aufs äußerste verletzt; er wandte sich ungeduldig, um den Knaben zu fassen, der angstvoll vor ihm hinrannte — indem öffnete sich die Thür eines ansehnlichen Hauses, an welchem beide streiften; der Knabe drängte sich hinein und riß Fernando in seinem Grimme nach. Gleich darauf fiel die Thüre wieder zu, die Leier ertönte einen Augenblick, dann ward alles still, der Knabe trat allein heraus und ging frisch und fröhlich an mir vorüber. Ich war noch voll Verwundrung über den seltsamen Zufall, als ich einen Mann in einem dunklen Mantel auf das Haus zueilen sah. Ich zog mich sogleich hinter einen hervorspringenden Pfeiler zurück, und bemerkte daß der Unbekannte an dem Schlosse drehte, dann unmuthig mit dem Fuße stampfte und sich auf der andern Seite der Thür hinter einem ähnlichen Pfeiler verbarg. Wir mochten beide ohngefähr eine halbe Stunde auf diese Weise gestanden haben, als mir, bei einer unvorsichtigen Bewegung, der Stock aus der Hand fiel und mit ziemlichem Geräusch auf den Steinen hinrollte. Mein ungekannter Feind bog sich, auf den nahen Lärm, sogleich hervor, </p> </div> </body> </text> </TEI> [82/0090]
Fernando warf ihm ein Stück Geld hin und bat ihn, zu schweigen; allein der Knabe folgte uns durch eine lange Straße, immer dasselbe leiernd. Fernandos Ohr ward aufs äußerste verletzt; er wandte sich ungeduldig, um den Knaben zu fassen, der angstvoll vor ihm hinrannte — indem öffnete sich die Thür eines ansehnlichen Hauses, an welchem beide streiften; der Knabe drängte sich hinein und riß Fernando in seinem Grimme nach. Gleich darauf fiel die Thüre wieder zu, die Leier ertönte einen Augenblick, dann ward alles still, der Knabe trat allein heraus und ging frisch und fröhlich an mir vorüber. Ich war noch voll Verwundrung über den seltsamen Zufall, als ich einen Mann in einem dunklen Mantel auf das Haus zueilen sah. Ich zog mich sogleich hinter einen hervorspringenden Pfeiler zurück, und bemerkte daß der Unbekannte an dem Schlosse drehte, dann unmuthig mit dem Fuße stampfte und sich auf der andern Seite der Thür hinter einem ähnlichen Pfeiler verbarg. Wir mochten beide ohngefähr eine halbe Stunde auf diese Weise gestanden haben, als mir, bei einer unvorsichtigen Bewegung, der Stock aus der Hand fiel und mit ziemlichem Geräusch auf den Steinen hinrollte. Mein ungekannter Feind bog sich, auf den nahen Lärm, sogleich hervor,
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 82. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/90>, abgerufen am 16.07.2024. |