Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.Carl Luisen zu, wenn das alles nicht eine abgeredete Karte ist; der Jude steckt mit dem Buchhändler unter einer Decke und hat den Andren zugeredet, das närrische Zeug anzugreifen, damit man neugierig werden und es lesen möchte. Carl, sagte Luise sehr ernsthaft, Ihr Vorurtheil macht Sie boshaft. Nehmen Sie sich in Acht, Ihre Gutmüthigkeit läuft Gefahr, von einem häßlichen Gifte befleckt zu werden. Emilie, die herzu gekommen war, drückte ihr die Hand und sagte (einen strafenden Blick auf Carl), wie ist es möglich, daß Sie Herrn von Stein fähig halten -- O ich weiß, ich weiß, unterbrach sie jener, Reinhold nicht beachtend, der ihn in dem Augenblick gutmüthig umfaßte und durch einige freundliche Worte beschämt in sich selbst zurückdrängte. Trauen Sie dem wilden Jäger nicht, er geht auf eine gefährliche Jagd aus, lispelte Werner im Vorübergehen. Gefährliche Jagd? wiederholte Carl; was soll das heißen. Gott weiß, sagte Reinhold, aus dem wird niemand klug; aber lassen Sie ihn nur, er meint es nicht böse. Luise dachte anders, sie konnte sich einer innern Scheu nicht erwehren, die ihr Werners höhnende Ruhe aufdrang. Uebrigens gefiel sie sich ganz wohl in dem gemischten Kreise und beantwortete Emiliens vertrauliche Liebkosungen, wie der Carl Luisen zu, wenn das alles nicht eine abgeredete Karte ist; der Jude steckt mit dem Buchhändler unter einer Decke und hat den Andren zugeredet, das närrische Zeug anzugreifen, damit man neugierig werden und es lesen möchte. Carl, sagte Luise sehr ernsthaft, Ihr Vorurtheil macht Sie boshaft. Nehmen Sie sich in Acht, Ihre Gutmüthigkeit läuft Gefahr, von einem häßlichen Gifte befleckt zu werden. Emilie, die herzu gekommen war, drückte ihr die Hand und sagte (einen strafenden Blick auf Carl), wie ist es möglich, daß Sie Herrn von Stein fähig halten — O ich weiß, ich weiß, unterbrach sie jener, Reinhold nicht beachtend, der ihn in dem Augenblick gutmüthig umfaßte und durch einige freundliche Worte beschämt in sich selbst zurückdrängte. Trauen Sie dem wilden Jäger nicht, er geht auf eine gefährliche Jagd aus, lispelte Werner im Vorübergehen. Gefährliche Jagd? wiederholte Carl; was soll das heißen. Gott weiß, sagte Reinhold, aus dem wird niemand klug; aber lassen Sie ihn nur, er meint es nicht böse. Luise dachte anders, sie konnte sich einer innern Scheu nicht erwehren, die ihr Werners höhnende Ruhe aufdrang. Uebrigens gefiel sie sich ganz wohl in dem gemischten Kreise und beantwortete Emiliens vertrauliche Liebkosungen, wie der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0081" n="73"/> Carl Luisen zu, wenn das alles nicht eine abgeredete Karte ist; der Jude steckt mit dem Buchhändler unter einer Decke und hat den Andren zugeredet, das närrische Zeug anzugreifen, damit man neugierig werden und es lesen möchte. Carl, sagte Luise sehr ernsthaft, Ihr Vorurtheil macht Sie boshaft. Nehmen Sie sich in Acht, Ihre Gutmüthigkeit läuft Gefahr, von einem häßlichen Gifte befleckt zu werden. Emilie, die herzu gekommen war, drückte ihr die Hand und sagte (einen strafenden Blick auf Carl), wie ist es möglich, daß Sie Herrn von Stein fähig halten — O ich weiß, ich weiß, unterbrach sie jener, Reinhold nicht beachtend, der ihn in dem Augenblick gutmüthig umfaßte und durch einige freundliche Worte beschämt in sich selbst zurückdrängte. Trauen Sie dem wilden Jäger nicht, er geht auf eine gefährliche Jagd aus, lispelte Werner im Vorübergehen. Gefährliche Jagd? wiederholte Carl; was soll das heißen. Gott weiß, sagte Reinhold, aus dem wird niemand klug; aber lassen Sie ihn nur, er meint es nicht böse.</p> <p>Luise dachte anders, sie konnte sich einer innern Scheu nicht erwehren, die ihr Werners höhnende Ruhe aufdrang. Uebrigens gefiel sie sich ganz wohl in dem gemischten Kreise und beantwortete Emiliens vertrauliche Liebkosungen, wie der </p> </div> </body> </text> </TEI> [73/0081]
Carl Luisen zu, wenn das alles nicht eine abgeredete Karte ist; der Jude steckt mit dem Buchhändler unter einer Decke und hat den Andren zugeredet, das närrische Zeug anzugreifen, damit man neugierig werden und es lesen möchte. Carl, sagte Luise sehr ernsthaft, Ihr Vorurtheil macht Sie boshaft. Nehmen Sie sich in Acht, Ihre Gutmüthigkeit läuft Gefahr, von einem häßlichen Gifte befleckt zu werden. Emilie, die herzu gekommen war, drückte ihr die Hand und sagte (einen strafenden Blick auf Carl), wie ist es möglich, daß Sie Herrn von Stein fähig halten — O ich weiß, ich weiß, unterbrach sie jener, Reinhold nicht beachtend, der ihn in dem Augenblick gutmüthig umfaßte und durch einige freundliche Worte beschämt in sich selbst zurückdrängte. Trauen Sie dem wilden Jäger nicht, er geht auf eine gefährliche Jagd aus, lispelte Werner im Vorübergehen. Gefährliche Jagd? wiederholte Carl; was soll das heißen. Gott weiß, sagte Reinhold, aus dem wird niemand klug; aber lassen Sie ihn nur, er meint es nicht böse.
Luise dachte anders, sie konnte sich einer innern Scheu nicht erwehren, die ihr Werners höhnende Ruhe aufdrang. Uebrigens gefiel sie sich ganz wohl in dem gemischten Kreise und beantwortete Emiliens vertrauliche Liebkosungen, wie der
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 73. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/81>, abgerufen am 16.07.2024. |