Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.Ankunft benachrichtigt, entgegen. Luise ward durch die Schönheit und Würde ihrer Gestalt überrascht. Ohnerachtet sie von Mathildens Alter zu sein schien, war die fast plastische Ruhe ihrer Züge, durch ein gleichförmig fortlaufendes Leben, ungestört geblieben, und ihre Schönheit über die Zeit hinausgehoben. Sie redete mit der einfachen Sicherheit, die ein längerer Umgang mit der Welt fast einem Jeden giebt. Vor Julius hatte sie eine Art von Ehrfurcht, weil er über die Gränzen Deutschlands hinausgekommen war, was sie ihm auch, durch bescheidne Zurückhaltung, die seinem Verdienst den Vorzug einzuräumen schien, bezeigte. Luise ward einigen Damen aus der Nachbarschaft vorgestellt, und dann von Emilien, die sie mit besondrer Herzlichkeit empfing, in den Kreis um den Theetisch eingeführt. Ihr zunächst saß eine hübsche junge Frau, die lebhaft mit einem bleichen, sehr ruhig scheinenden, Mann redete, und sich oftmals ärgerlich von ihm abwandte, ohnerachtet sie es nicht lassen konnte, immer wieder hin zu hören, so oft er mit einem weichen, fast leisen Organ, etwas Beißendes sagte, was sie unwillkührlich zur Antwort reizte. Der Baron war indeß mit einigen andern Herren hinzugekommen. Herr Werner, sagte die junge Dame zu einem derselben, tritt heute aufs neue wie der Baum der Erkenntniß zwischen die unschuldigsten Ankunft benachrichtigt, entgegen. Luise ward durch die Schönheit und Würde ihrer Gestalt überrascht. Ohnerachtet sie von Mathildens Alter zu sein schien, war die fast plastische Ruhe ihrer Züge, durch ein gleichförmig fortlaufendes Leben, ungestört geblieben, und ihre Schönheit über die Zeit hinausgehoben. Sie redete mit der einfachen Sicherheit, die ein längerer Umgang mit der Welt fast einem Jeden giebt. Vor Julius hatte sie eine Art von Ehrfurcht, weil er über die Gränzen Deutschlands hinausgekommen war, was sie ihm auch, durch bescheidne Zurückhaltung, die seinem Verdienst den Vorzug einzuräumen schien, bezeigte. Luise ward einigen Damen aus der Nachbarschaft vorgestellt, und dann von Emilien, die sie mit besondrer Herzlichkeit empfing, in den Kreis um den Theetisch eingeführt. Ihr zunächst saß eine hübsche junge Frau, die lebhaft mit einem bleichen, sehr ruhig scheinenden, Mann redete, und sich oftmals ärgerlich von ihm abwandte, ohnerachtet sie es nicht lassen konnte, immer wieder hin zu hören, so oft er mit einem weichen, fast leisen Organ, etwas Beißendes sagte, was sie unwillkührlich zur Antwort reizte. Der Baron war indeß mit einigen andern Herren hinzugekommen. Herr Werner, sagte die junge Dame zu einem derselben, tritt heute aufs neue wie der Baum der Erkenntniß zwischen die unschuldigsten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0076" n="68"/> Ankunft benachrichtigt, entgegen. Luise ward durch die Schönheit und Würde ihrer Gestalt überrascht. Ohnerachtet sie von Mathildens Alter zu sein schien, war die fast plastische Ruhe ihrer Züge, durch ein gleichförmig fortlaufendes Leben, ungestört geblieben, und ihre Schönheit über die Zeit hinausgehoben. Sie redete mit der einfachen Sicherheit, die ein längerer Umgang mit der Welt fast einem Jeden giebt. Vor Julius hatte sie eine Art von Ehrfurcht, weil er über die Gränzen Deutschlands hinausgekommen war, was sie ihm auch, durch bescheidne Zurückhaltung, die seinem Verdienst den Vorzug einzuräumen schien, bezeigte. Luise ward einigen Damen aus der Nachbarschaft vorgestellt, und dann von Emilien, die sie mit besondrer Herzlichkeit empfing, in den Kreis um den Theetisch eingeführt. Ihr zunächst saß eine hübsche junge Frau, die lebhaft mit einem bleichen, sehr ruhig scheinenden, Mann redete, und sich oftmals ärgerlich von ihm abwandte, ohnerachtet sie es nicht lassen konnte, immer wieder hin zu hören, so oft er mit einem weichen, fast leisen Organ, etwas Beißendes sagte, was sie unwillkührlich zur Antwort reizte. Der Baron war indeß mit einigen andern Herren hinzugekommen. Herr Werner, sagte die junge Dame zu einem derselben, tritt heute aufs neue wie der Baum der Erkenntniß zwischen die unschuldigsten </p> </div> </body> </text> </TEI> [68/0076]
Ankunft benachrichtigt, entgegen. Luise ward durch die Schönheit und Würde ihrer Gestalt überrascht. Ohnerachtet sie von Mathildens Alter zu sein schien, war die fast plastische Ruhe ihrer Züge, durch ein gleichförmig fortlaufendes Leben, ungestört geblieben, und ihre Schönheit über die Zeit hinausgehoben. Sie redete mit der einfachen Sicherheit, die ein längerer Umgang mit der Welt fast einem Jeden giebt. Vor Julius hatte sie eine Art von Ehrfurcht, weil er über die Gränzen Deutschlands hinausgekommen war, was sie ihm auch, durch bescheidne Zurückhaltung, die seinem Verdienst den Vorzug einzuräumen schien, bezeigte. Luise ward einigen Damen aus der Nachbarschaft vorgestellt, und dann von Emilien, die sie mit besondrer Herzlichkeit empfing, in den Kreis um den Theetisch eingeführt. Ihr zunächst saß eine hübsche junge Frau, die lebhaft mit einem bleichen, sehr ruhig scheinenden, Mann redete, und sich oftmals ärgerlich von ihm abwandte, ohnerachtet sie es nicht lassen konnte, immer wieder hin zu hören, so oft er mit einem weichen, fast leisen Organ, etwas Beißendes sagte, was sie unwillkührlich zur Antwort reizte. Der Baron war indeß mit einigen andern Herren hinzugekommen. Herr Werner, sagte die junge Dame zu einem derselben, tritt heute aufs neue wie der Baum der Erkenntniß zwischen die unschuldigsten
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 68. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/76>, abgerufen am 16.07.2024. |