Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.bei der Annäherung an den Falkenstein befielen. Der Weg dahin ward immer verschlungener, das Gebüsch dichter, und ein schwerer, glühender Himmel machte die eingeschloßne Gebirgsluft unerträglich; dazu kam, daß ein starker Gewitterregen Quellen und Bäche angeschwellt und die Wege überschwemmt hatte; sie konnten daher nur langsam auf dem schlüpfrigen Boden fahren. Luise war bemüht, die trüben Bilder, die auf sie zu traten, durch eine Menge unzusammenhängender Fragen zu verdrängen; allein ihre Unruhe wuchs so sehr, daß sie endlich Julius bat, mit ihr den Berg hinan auf einem festen ebnen Fußpfad zu steigen. Er willigte gern ein, und Beide hatten Ursach, sich über diesen Entschluß Glück zu wünschen; denn nicht lange darauf schlug der Wagen mit solcher Gewalt gegen einen Stein, den das übergetretne Wasser verbarg, daß das Rad absprang und der Wagen auf die Seite fiel. Luise that einen lauten Schrei, da sie dies von fern sahe, und Julius gerieth in solche Wuth auf seine Leute, als sei Luise wirklich beschädigt. Sie sah ihn zum erstenmal, durch die losbrechende Heftigkeit seines Gemüthes hingerissen, ohne Besonnenheit handeln. Die Verlegenheit, in der sie sich befanden, zwang ihn indeß, in sich selbst zurückzugehn. Sie waren schon zu weit von der Stadt, um dort Hülfe bei der Annäherung an den Falkenstein befielen. Der Weg dahin ward immer verschlungener, das Gebüsch dichter, und ein schwerer, glühender Himmel machte die eingeschloßne Gebirgsluft unerträglich; dazu kam, daß ein starker Gewitterregen Quellen und Bäche angeschwellt und die Wege überschwemmt hatte; sie konnten daher nur langsam auf dem schlüpfrigen Boden fahren. Luise war bemüht, die trüben Bilder, die auf sie zu traten, durch eine Menge unzusammenhängender Fragen zu verdrängen; allein ihre Unruhe wuchs so sehr, daß sie endlich Julius bat, mit ihr den Berg hinan auf einem festen ebnen Fußpfad zu steigen. Er willigte gern ein, und Beide hatten Ursach, sich über diesen Entschluß Glück zu wünschen; denn nicht lange darauf schlug der Wagen mit solcher Gewalt gegen einen Stein, den das übergetretne Wasser verbarg, daß das Rad absprang und der Wagen auf die Seite fiel. Luise that einen lauten Schrei, da sie dies von fern sahe, und Julius gerieth in solche Wuth auf seine Leute, als sei Luise wirklich beschädigt. Sie sah ihn zum erstenmal, durch die losbrechende Heftigkeit seines Gemüthes hingerissen, ohne Besonnenheit handeln. Die Verlegenheit, in der sie sich befanden, zwang ihn indeß, in sich selbst zurückzugehn. Sie waren schon zu weit von der Stadt, um dort Hülfe <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0060" n="52"/> bei der Annäherung an den Falkenstein befielen. Der Weg dahin ward immer verschlungener, das Gebüsch dichter, und ein schwerer, glühender Himmel machte die eingeschloßne Gebirgsluft unerträglich; dazu kam, daß ein starker Gewitterregen Quellen und Bäche angeschwellt und die Wege überschwemmt hatte; sie konnten daher nur langsam auf dem schlüpfrigen Boden fahren. Luise war bemüht, die trüben Bilder, die auf sie zu traten, durch eine Menge unzusammenhängender Fragen zu verdrängen; allein ihre Unruhe wuchs so sehr, daß sie endlich Julius bat, mit ihr den Berg hinan auf einem festen ebnen Fußpfad zu steigen. Er willigte gern ein, und Beide hatten Ursach, sich über diesen Entschluß Glück zu wünschen; denn nicht lange darauf schlug der Wagen mit solcher Gewalt gegen einen Stein, den das übergetretne Wasser verbarg, daß das Rad absprang und der Wagen auf die Seite fiel. Luise that einen lauten Schrei, da sie dies von fern sahe, und Julius gerieth in solche Wuth auf seine Leute, als sei Luise wirklich beschädigt. Sie sah ihn zum erstenmal, durch die losbrechende Heftigkeit seines Gemüthes hingerissen, ohne Besonnenheit handeln. Die Verlegenheit, in der sie sich befanden, zwang ihn indeß, in sich selbst zurückzugehn. Sie waren schon zu weit von der Stadt, um dort Hülfe </p> </div> </body> </text> </TEI> [52/0060]
bei der Annäherung an den Falkenstein befielen. Der Weg dahin ward immer verschlungener, das Gebüsch dichter, und ein schwerer, glühender Himmel machte die eingeschloßne Gebirgsluft unerträglich; dazu kam, daß ein starker Gewitterregen Quellen und Bäche angeschwellt und die Wege überschwemmt hatte; sie konnten daher nur langsam auf dem schlüpfrigen Boden fahren. Luise war bemüht, die trüben Bilder, die auf sie zu traten, durch eine Menge unzusammenhängender Fragen zu verdrängen; allein ihre Unruhe wuchs so sehr, daß sie endlich Julius bat, mit ihr den Berg hinan auf einem festen ebnen Fußpfad zu steigen. Er willigte gern ein, und Beide hatten Ursach, sich über diesen Entschluß Glück zu wünschen; denn nicht lange darauf schlug der Wagen mit solcher Gewalt gegen einen Stein, den das übergetretne Wasser verbarg, daß das Rad absprang und der Wagen auf die Seite fiel. Luise that einen lauten Schrei, da sie dies von fern sahe, und Julius gerieth in solche Wuth auf seine Leute, als sei Luise wirklich beschädigt. Sie sah ihn zum erstenmal, durch die losbrechende Heftigkeit seines Gemüthes hingerissen, ohne Besonnenheit handeln. Die Verlegenheit, in der sie sich befanden, zwang ihn indeß, in sich selbst zurückzugehn. Sie waren schon zu weit von der Stadt, um dort Hülfe
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 52. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/60>, abgerufen am 16.07.2024. |