Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

Bild:
<< vorherige Seite

leicht Eingang fand; vorzüglich war er aufmerksam um Luisen bemüht und liebkoste tändelnd Mathildens Hund, der sie nach dem Falkenstein begleitete. Julius sagte ihm: daß ihnen dies kleine Thier als ein liebes Andenken einer kürzlich verstorbnen Mutter sehr werth sei, wobei Luise ihre feuchten Augen senkte und die Rührung des Fremden nicht wahrnahm, der fast kindlich ausrief: ach Gott! ich habe meine Mutter niemals gesehn und habe auch kein Andenken von ihr! Sein Gesicht drückte dabei so wahr die Sehnsucht nach dem ungekannten Glücke aus, daß Julius voll Theilnahme seine Hand faßte und alle Drei recht von Herzen zu reden begonnen. Es zeigte sich nun bald, im Laufe der Unterhaltung, daß der junge Mann ein Neffe des Baron Veltheim und Julius, aus seiner Kindheit, unter dem Nahmen Carl bekannt war. Sie hatten nicht sobald diesen gemeinschaftlichen Berührungspunkt gefunden, als die Familie des Barons Luisen aus manchen treffenden Zügen bekannt gemacht, und der Wunsch, sie kennen zu lernen, in ihr erregt wurde, wobei Carl lustig hinzusetzte, er käme sich dort wie ein Ostrogothe vor, da ihn die Tante jeden Augenblick versichre: er habe nicht die geringste Leichtigkeit im Umgang mit Frauen, keine Gewandheit in der Unterhaltung; eine Reise nach Paris könne ihm beides allein geben,

leicht Eingang fand; vorzüglich war er aufmerksam um Luisen bemüht und liebkoste tändelnd Mathildens Hund, der sie nach dem Falkenstein begleitete. Julius sagte ihm: daß ihnen dies kleine Thier als ein liebes Andenken einer kürzlich verstorbnen Mutter sehr werth sei, wobei Luise ihre feuchten Augen senkte und die Rührung des Fremden nicht wahrnahm, der fast kindlich ausrief: ach Gott! ich habe meine Mutter niemals gesehn und habe auch kein Andenken von ihr! Sein Gesicht drückte dabei so wahr die Sehnsucht nach dem ungekannten Glücke aus, daß Julius voll Theilnahme seine Hand faßte und alle Drei recht von Herzen zu reden begonnen. Es zeigte sich nun bald, im Laufe der Unterhaltung, daß der junge Mann ein Neffe des Baron Veltheim und Julius, aus seiner Kindheit, unter dem Nahmen Carl bekannt war. Sie hatten nicht sobald diesen gemeinschaftlichen Berührungspunkt gefunden, als die Familie des Barons Luisen aus manchen treffenden Zügen bekannt gemacht, und der Wunsch, sie kennen zu lernen, in ihr erregt wurde, wobei Carl lustig hinzusetzte, er käme sich dort wie ein Ostrogothe vor, da ihn die Tante jeden Augenblick versichre: er habe nicht die geringste Leichtigkeit im Umgang mit Frauen, keine Gewandheit in der Unterhaltung; eine Reise nach Paris könne ihm beides allein geben,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0056" n="48"/>
leicht Eingang fand; vorzüglich war er aufmerksam um Luisen bemüht und liebkoste tändelnd Mathildens Hund, der sie nach dem Falkenstein begleitete. Julius sagte ihm: daß ihnen dies kleine Thier als ein liebes Andenken einer kürzlich verstorbnen Mutter sehr werth sei, wobei Luise ihre feuchten Augen senkte und die Rührung des Fremden nicht wahrnahm, der fast kindlich ausrief: ach Gott! ich habe meine Mutter niemals gesehn und habe auch kein Andenken von ihr! Sein Gesicht drückte dabei so wahr die Sehnsucht nach dem ungekannten Glücke aus, daß Julius voll Theilnahme seine Hand faßte und alle Drei recht von Herzen zu reden begonnen. Es zeigte sich nun bald, im Laufe der Unterhaltung, daß der junge Mann ein Neffe des Baron Veltheim und Julius, aus seiner Kindheit, unter dem Nahmen Carl bekannt war. Sie hatten nicht sobald diesen gemeinschaftlichen Berührungspunkt gefunden, als die Familie des Barons Luisen aus manchen treffenden Zügen bekannt gemacht, und der Wunsch, sie kennen zu lernen, in ihr erregt wurde, wobei Carl lustig hinzusetzte, er käme sich dort wie ein Ostrogothe vor, da ihn die Tante jeden Augenblick versichre: er habe nicht die geringste Leichtigkeit im Umgang mit Frauen, keine Gewandheit in der Unterhaltung; eine Reise nach Paris könne ihm beides allein geben,
</p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[48/0056] leicht Eingang fand; vorzüglich war er aufmerksam um Luisen bemüht und liebkoste tändelnd Mathildens Hund, der sie nach dem Falkenstein begleitete. Julius sagte ihm: daß ihnen dies kleine Thier als ein liebes Andenken einer kürzlich verstorbnen Mutter sehr werth sei, wobei Luise ihre feuchten Augen senkte und die Rührung des Fremden nicht wahrnahm, der fast kindlich ausrief: ach Gott! ich habe meine Mutter niemals gesehn und habe auch kein Andenken von ihr! Sein Gesicht drückte dabei so wahr die Sehnsucht nach dem ungekannten Glücke aus, daß Julius voll Theilnahme seine Hand faßte und alle Drei recht von Herzen zu reden begonnen. Es zeigte sich nun bald, im Laufe der Unterhaltung, daß der junge Mann ein Neffe des Baron Veltheim und Julius, aus seiner Kindheit, unter dem Nahmen Carl bekannt war. Sie hatten nicht sobald diesen gemeinschaftlichen Berührungspunkt gefunden, als die Familie des Barons Luisen aus manchen treffenden Zügen bekannt gemacht, und der Wunsch, sie kennen zu lernen, in ihr erregt wurde, wobei Carl lustig hinzusetzte, er käme sich dort wie ein Ostrogothe vor, da ihn die Tante jeden Augenblick versichre: er habe nicht die geringste Leichtigkeit im Umgang mit Frauen, keine Gewandheit in der Unterhaltung; eine Reise nach Paris könne ihm beides allein geben,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

TextGrid: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in XML/TEI von TextGrid (2013-03-15T15:54:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus TextGrid entsprechen muss.
Bayerische Staatsbibliothek Digital: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2013-03-15T15:54:31Z)
Frederike Neuber: Konvertierung nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2013-03-15T15:54:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Wird ein Wort durch einen Seitenumbruch getrennt, so wird es vollständig auf der vorhergehenden Seite übernommen.
  • Silbentrennungen über Zeilengrenzen hinweg werden aufgelöst.
  • Der Zeilenfall wurde aufgehoben, die Absätze beibehalten.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/56
Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/56>, abgerufen am 27.11.2024.