Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.bedürftiger Haushaltungen warfen, alle diese unerfreulichen Eindrücke wurden bei dem Anblick des kleinen, grünen Jokeis, den Luise aus der Ferne vor der Thür des Gasthofes wahrnahm, vergessen. Allein bei näherer Betrachtung zeigte sich's, daß das türkische Pferdchen und das zierliche Kasket, welches jetzt auf einem Pfeiler der Treppe hing, dem armen Knaben allen Zauber und jede Aehnlichkeit mit Francesca nahmen. Ein frisches, halberstädtisches Gesicht sah ihnen aus dünn verschnittnem Haar entgegen, und verwischte alle Erinnerungen aus der italienischen Welt. Julius lächelte im Vorbeigehn über sich und die Bestechlichkeit der Sinne, als ihnen der Wirth entgegentrat und sie höflichst befragte, ob sie nichts dawider hätten, mit einem anständigen Herrn hier im nächsten Zimmer zu speisen. Sie nahmen es an und traten hinein. In's Fenster gelehnt stand ihr blonder Reisegefährte, der sie, aus einem flüchtigen Blick im Vorbeireiten, erkannte und höflichst begrüßte. Das Gespräch ward bald, wie gewöhnlich im Leben, an unbedeutende Gemeinplätze angeknüpft, die es denn endlich ganz natürlich herbeiführten, daß der junge Mann, Jagdjunker eines benachbarten Fürsten, auf dem Wege zu dessen Residenz begriffen sei. Er hatte eine etwas raube Stimme; sonst viel gutmüthige Herzlichkeit, die bedürftiger Haushaltungen warfen, alle diese unerfreulichen Eindrücke wurden bei dem Anblick des kleinen, grünen Jokeis, den Luise aus der Ferne vor der Thür des Gasthofes wahrnahm, vergessen. Allein bei näherer Betrachtung zeigte sich’s, daß das türkische Pferdchen und das zierliche Kasket, welches jetzt auf einem Pfeiler der Treppe hing, dem armen Knaben allen Zauber und jede Aehnlichkeit mit Francesca nahmen. Ein frisches, halberstädtisches Gesicht sah ihnen aus dünn verschnittnem Haar entgegen, und verwischte alle Erinnerungen aus der italienischen Welt. Julius lächelte im Vorbeigehn über sich und die Bestechlichkeit der Sinne, als ihnen der Wirth entgegentrat und sie höflichst befragte, ob sie nichts dawider hätten, mit einem anständigen Herrn hier im nächsten Zimmer zu speisen. Sie nahmen es an und traten hinein. In’s Fenster gelehnt stand ihr blonder Reisegefährte, der sie, aus einem flüchtigen Blick im Vorbeireiten, erkannte und höflichst begrüßte. Das Gespräch ward bald, wie gewöhnlich im Leben, an unbedeutende Gemeinplätze angeknüpft, die es denn endlich ganz natürlich herbeiführten, daß der junge Mann, Jagdjunker eines benachbarten Fürsten, auf dem Wege zu dessen Residenz begriffen sei. Er hatte eine etwas raube Stimme; sonst viel gutmüthige Herzlichkeit, die <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0055" n="47"/> bedürftiger Haushaltungen warfen, alle diese unerfreulichen Eindrücke wurden bei dem Anblick des kleinen, grünen Jokeis, den Luise aus der Ferne vor der Thür des Gasthofes wahrnahm, vergessen. Allein bei näherer Betrachtung zeigte sich’s, daß das türkische Pferdchen und das zierliche Kasket, welches jetzt auf einem Pfeiler der Treppe hing, dem armen Knaben allen Zauber und jede Aehnlichkeit mit Francesca nahmen. Ein frisches, halberstädtisches Gesicht sah ihnen aus dünn verschnittnem Haar entgegen, und verwischte alle Erinnerungen aus der italienischen Welt. Julius lächelte im Vorbeigehn über sich und die Bestechlichkeit der Sinne, als ihnen der Wirth entgegentrat und sie höflichst befragte, ob sie nichts dawider hätten, mit einem anständigen Herrn hier im nächsten Zimmer zu speisen. Sie nahmen es an und traten hinein. In’s Fenster gelehnt stand ihr blonder Reisegefährte, der sie, aus einem flüchtigen Blick im Vorbeireiten, erkannte und höflichst begrüßte. Das Gespräch ward bald, wie gewöhnlich im Leben, an unbedeutende Gemeinplätze angeknüpft, die es denn endlich ganz natürlich herbeiführten, daß der junge Mann, Jagdjunker eines benachbarten Fürsten, auf dem Wege zu dessen Residenz begriffen sei. Er hatte eine etwas raube Stimme; sonst viel gutmüthige Herzlichkeit, die </p> </div> </body> </text> </TEI> [47/0055]
bedürftiger Haushaltungen warfen, alle diese unerfreulichen Eindrücke wurden bei dem Anblick des kleinen, grünen Jokeis, den Luise aus der Ferne vor der Thür des Gasthofes wahrnahm, vergessen. Allein bei näherer Betrachtung zeigte sich’s, daß das türkische Pferdchen und das zierliche Kasket, welches jetzt auf einem Pfeiler der Treppe hing, dem armen Knaben allen Zauber und jede Aehnlichkeit mit Francesca nahmen. Ein frisches, halberstädtisches Gesicht sah ihnen aus dünn verschnittnem Haar entgegen, und verwischte alle Erinnerungen aus der italienischen Welt. Julius lächelte im Vorbeigehn über sich und die Bestechlichkeit der Sinne, als ihnen der Wirth entgegentrat und sie höflichst befragte, ob sie nichts dawider hätten, mit einem anständigen Herrn hier im nächsten Zimmer zu speisen. Sie nahmen es an und traten hinein. In’s Fenster gelehnt stand ihr blonder Reisegefährte, der sie, aus einem flüchtigen Blick im Vorbeireiten, erkannte und höflichst begrüßte. Das Gespräch ward bald, wie gewöhnlich im Leben, an unbedeutende Gemeinplätze angeknüpft, die es denn endlich ganz natürlich herbeiführten, daß der junge Mann, Jagdjunker eines benachbarten Fürsten, auf dem Wege zu dessen Residenz begriffen sei. Er hatte eine etwas raube Stimme; sonst viel gutmüthige Herzlichkeit, die
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/55>, abgerufen am 16.07.2024. |