Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.auf seinen Streifereien begleitete, und mit vieler Gewandheit ein kleines Pferdchen nach den wilden Launen ihres Freundes lenkte. Luise fand das sehr reizend, es paßte in ihre phantastische Welt und schmeichelte dem ihr eignen Wohlgefallen an jeder ungewöhnlichen Erscheinung. Sie hörte daher aufmerksam zu, als Julius fortfuhr. Ich lernte Beide in Rom kennen, wo wir in einem Hause wohnten, ohne einander zu Anfang eine große Aufmerksamkeit zu schenken. Der junge Mann schloß sich indeß aus angebornem Widerspruch des Gemüthes an mich an und sagte oft lachend, er liebe mich der Natur zum Trotz, die uns in allen Richtungen unsres Innern von einander geschieden habe. Wirklich war nichts Unähnlicheres zu finden und dennoch widerstand ich seiner Liebenswürdigkeit nicht, die im steten Wechsel immer einen originellen Charakter behielt. Ich habe es oft versucht, ein festes Bild in der Erinnerung von ihm aufzufassen; allein das ist durchaus unmöglich, da in diesem Augenblick die sittigste Gewandheit, schmeichelnde Worte und Mienen, ja inniges Gefühl, von den allerwildesten Ausbrüchen toller Laune verdrängt werden und, mitten aus diesem Tumult, der Verstand wieder klar und besonnen hervortritt und über die wechselnden Eindrücke lächelt, die solch täuschendes Spiel erzeugt. Ich weiß nicht, ob ihn auf seinen Streifereien begleitete, und mit vieler Gewandheit ein kleines Pferdchen nach den wilden Launen ihres Freundes lenkte. Luise fand das sehr reizend, es paßte in ihre phantastische Welt und schmeichelte dem ihr eignen Wohlgefallen an jeder ungewöhnlichen Erscheinung. Sie hörte daher aufmerksam zu, als Julius fortfuhr. Ich lernte Beide in Rom kennen, wo wir in einem Hause wohnten, ohne einander zu Anfang eine große Aufmerksamkeit zu schenken. Der junge Mann schloß sich indeß aus angebornem Widerspruch des Gemüthes an mich an und sagte oft lachend, er liebe mich der Natur zum Trotz, die uns in allen Richtungen unsres Innern von einander geschieden habe. Wirklich war nichts Unähnlicheres zu finden und dennoch widerstand ich seiner Liebenswürdigkeit nicht, die im steten Wechsel immer einen originellen Charakter behielt. Ich habe es oft versucht, ein festes Bild in der Erinnerung von ihm aufzufassen; allein das ist durchaus unmöglich, da in diesem Augenblick die sittigste Gewandheit, schmeichelnde Worte und Mienen, ja inniges Gefühl, von den allerwildesten Ausbrüchen toller Laune verdrängt werden und, mitten aus diesem Tumult, der Verstand wieder klar und besonnen hervortritt und über die wechselnden Eindrücke lächelt, die solch täuschendes Spiel erzeugt. Ich weiß nicht, ob ihn <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0051" n="43"/> auf seinen Streifereien begleitete, und mit vieler Gewandheit ein kleines Pferdchen nach den wilden Launen ihres Freundes lenkte. Luise fand das sehr reizend, es paßte in ihre phantastische Welt und schmeichelte dem ihr eignen Wohlgefallen an jeder ungewöhnlichen Erscheinung. Sie hörte daher aufmerksam zu, als Julius fortfuhr. Ich lernte Beide in Rom kennen, wo wir in einem Hause wohnten, ohne einander zu Anfang eine große Aufmerksamkeit zu schenken. Der junge Mann schloß sich indeß aus angebornem Widerspruch des Gemüthes an mich an und sagte oft lachend, er liebe mich der Natur zum Trotz, die uns in allen Richtungen unsres Innern von einander geschieden habe. Wirklich war nichts Unähnlicheres zu finden und dennoch widerstand ich seiner Liebenswürdigkeit nicht, die im steten Wechsel immer einen originellen Charakter behielt. Ich habe es oft versucht, ein festes Bild in der Erinnerung von ihm aufzufassen; allein das ist durchaus unmöglich, da in diesem Augenblick die sittigste Gewandheit, schmeichelnde Worte und Mienen, ja inniges Gefühl, von den allerwildesten Ausbrüchen toller Laune verdrängt werden und, mitten aus diesem Tumult, der Verstand wieder klar und besonnen hervortritt und über die wechselnden Eindrücke lächelt, die solch täuschendes Spiel erzeugt. Ich weiß nicht, ob ihn </p> </div> </body> </text> </TEI> [43/0051]
auf seinen Streifereien begleitete, und mit vieler Gewandheit ein kleines Pferdchen nach den wilden Launen ihres Freundes lenkte. Luise fand das sehr reizend, es paßte in ihre phantastische Welt und schmeichelte dem ihr eignen Wohlgefallen an jeder ungewöhnlichen Erscheinung. Sie hörte daher aufmerksam zu, als Julius fortfuhr. Ich lernte Beide in Rom kennen, wo wir in einem Hause wohnten, ohne einander zu Anfang eine große Aufmerksamkeit zu schenken. Der junge Mann schloß sich indeß aus angebornem Widerspruch des Gemüthes an mich an und sagte oft lachend, er liebe mich der Natur zum Trotz, die uns in allen Richtungen unsres Innern von einander geschieden habe. Wirklich war nichts Unähnlicheres zu finden und dennoch widerstand ich seiner Liebenswürdigkeit nicht, die im steten Wechsel immer einen originellen Charakter behielt. Ich habe es oft versucht, ein festes Bild in der Erinnerung von ihm aufzufassen; allein das ist durchaus unmöglich, da in diesem Augenblick die sittigste Gewandheit, schmeichelnde Worte und Mienen, ja inniges Gefühl, von den allerwildesten Ausbrüchen toller Laune verdrängt werden und, mitten aus diesem Tumult, der Verstand wieder klar und besonnen hervortritt und über die wechselnden Eindrücke lächelt, die solch täuschendes Spiel erzeugt. Ich weiß nicht, ob ihn
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 43. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/51>, abgerufen am 16.02.2025. |