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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

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den orientalischen Kopfputz noch mehr herausgehoben. Eduard trug eine rothe Uniform, die unmittelbar in die heutige Zeit versetzte. Schöne Züge im reinsten Verhältniß, ein frisches, festes Ansehen und blondes Haar zeigten den Norddeutschen unverkennbar an.

Als Luise die Kapsel wieder zu den Papieren legte, bemerkte sie, daß diese von einer breiten Flechte der schönsten schwarzen Haare zusammengehalten wurden, während ein kleines Siegel, gleichsam zum Wahrzeichen, darüber hing. Dies Packet, sagte Mathilde, ihren Blicken folgend, fand ich nach dem Tode der Gräfin in einem verborgenen Fach ihres Schreibetisches. Da es versiegelt war, durfte ich es nicht eröffnen, und aus andren Rücksichten mochte ich es nicht verbrennen. Viola hatte eine Freundin in Neapel zurückgelassen, die früher ihre Vertraute war und von der sie öfters Briefe empfing, die sie jedesmal sehr bewegten. Wahrscheinlich sind dies jene Briefe, deren sorgfältiges Aufbewahren von einer innren Wichtigkeit zeugt. Ich erwartete lange, daß man sie zurückfodern würde, da ich ohne hinlängliche Gewißheit sie unmöglich fremden Händen zuschicken konnte. So sind sie denn bis hieher unversehrt in dem Kästchen geblieben; jetzt möge Julius darüber entscheiden, dem ich sie nächstens zu übergeben gedenke. Könnten es

den orientalischen Kopfputz noch mehr herausgehoben. Eduard trug eine rothe Uniform, die unmittelbar in die heutige Zeit versetzte. Schöne Züge im reinsten Verhältniß, ein frisches, festes Ansehen und blondes Haar zeigten den Norddeutschen unverkennbar an.

Als Luise die Kapsel wieder zu den Papieren legte, bemerkte sie, daß diese von einer breiten Flechte der schönsten schwarzen Haare zusammengehalten wurden, während ein kleines Siegel, gleichsam zum Wahrzeichen, darüber hing. Dies Packet, sagte Mathilde, ihren Blicken folgend, fand ich nach dem Tode der Gräfin in einem verborgenen Fach ihres Schreibetisches. Da es versiegelt war, durfte ich es nicht eröffnen, und aus andren Rücksichten mochte ich es nicht verbrennen. Viola hatte eine Freundin in Neapel zurückgelassen, die früher ihre Vertraute war und von der sie öfters Briefe empfing, die sie jedesmal sehr bewegten. Wahrscheinlich sind dies jene Briefe, deren sorgfältiges Aufbewahren von einer innren Wichtigkeit zeugt. Ich erwartete lange, daß man sie zurückfodern würde, da ich ohne hinlängliche Gewißheit sie unmöglich fremden Händen zuschicken konnte. So sind sie denn bis hieher unversehrt in dem Kästchen geblieben; jetzt möge Julius darüber entscheiden, dem ich sie nächstens zu übergeben gedenke. Könnten es

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[28/0036] den orientalischen Kopfputz noch mehr herausgehoben. Eduard trug eine rothe Uniform, die unmittelbar in die heutige Zeit versetzte. Schöne Züge im reinsten Verhältniß, ein frisches, festes Ansehen und blondes Haar zeigten den Norddeutschen unverkennbar an. Als Luise die Kapsel wieder zu den Papieren legte, bemerkte sie, daß diese von einer breiten Flechte der schönsten schwarzen Haare zusammengehalten wurden, während ein kleines Siegel, gleichsam zum Wahrzeichen, darüber hing. Dies Packet, sagte Mathilde, ihren Blicken folgend, fand ich nach dem Tode der Gräfin in einem verborgenen Fach ihres Schreibetisches. Da es versiegelt war, durfte ich es nicht eröffnen, und aus andren Rücksichten mochte ich es nicht verbrennen. Viola hatte eine Freundin in Neapel zurückgelassen, die früher ihre Vertraute war und von der sie öfters Briefe empfing, die sie jedesmal sehr bewegten. Wahrscheinlich sind dies jene Briefe, deren sorgfältiges Aufbewahren von einer innren Wichtigkeit zeugt. Ich erwartete lange, daß man sie zurückfodern würde, da ich ohne hinlängliche Gewißheit sie unmöglich fremden Händen zuschicken konnte. So sind sie denn bis hieher unversehrt in dem Kästchen geblieben; jetzt möge Julius darüber entscheiden, dem ich sie nächstens zu übergeben gedenke. Könnten es

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 28. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/36>, abgerufen am 21.11.2024.