Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.von ihm sprach, und versicherte, keine Nachforschungen gespart zu haben, ohne gleichwohl etwas Beruhigendes zu erfahren. Ihn hatten wohl früher die Wellen begraben und alle Gluth seines kranken Herzens gestillt! Mathilde öffnete, während sie sprach, ein elfenbeinernes Kästchen, das sonst immer verschlossen auf ihrem Schreibtisch stand und von jeher Luisens Aufmerksamkeit erregte. Wohl tausendmal hatte diese mit einer Nadel an dem feinen Schlößchen gedreht, und erwartet, es solle aufspringen und ihr die verdeckte Herrlichkeit zeigen. Heute geschah nun ganz von selbst, was sie so lange wünschte: der Deckel sprang auf und Mathilde zog unter einem Packet Papieren eine goldne Kapsel hervor, die Eduards und Violas Bildniß enthielt. Luise betrachtete wehmüthig die edlen Züge, die in Glück und Freude erblüht, in eine Zukunft voll Schmerz und unerfüllten Hoffnungen hinaussahen. Viola war einfach, dennoch der herrschenden Mode zuwider, phantastisch gekleidet; farbiger Stoff wand sich vielfach, wie ein Turban, um ihr dunkles Haar und ein hellblauer Mantel hing nachlässig über der rechten Schulter. Beides gab ihr ein fremdes Ansehn, das Luisen besonders wohlgefiel. Die großen, wunderbaren Augen und das feine Lächeln um den schön geschweiften Mund, wurden ohnehin durch von ihm sprach, und versicherte, keine Nachforschungen gespart zu haben, ohne gleichwohl etwas Beruhigendes zu erfahren. Ihn hatten wohl früher die Wellen begraben und alle Gluth seines kranken Herzens gestillt! Mathilde öffnete, während sie sprach, ein elfenbeinernes Kästchen, das sonst immer verschlossen auf ihrem Schreibtisch stand und von jeher Luisens Aufmerksamkeit erregte. Wohl tausendmal hatte diese mit einer Nadel an dem feinen Schlößchen gedreht, und erwartet, es solle aufspringen und ihr die verdeckte Herrlichkeit zeigen. Heute geschah nun ganz von selbst, was sie so lange wünschte: der Deckel sprang auf und Mathilde zog unter einem Packet Papieren eine goldne Kapsel hervor, die Eduards und Violas Bildniß enthielt. Luise betrachtete wehmüthig die edlen Züge, die in Glück und Freude erblüht, in eine Zukunft voll Schmerz und unerfüllten Hoffnungen hinaussahen. Viola war einfach, dennoch der herrschenden Mode zuwider, phantastisch gekleidet; farbiger Stoff wand sich vielfach, wie ein Turban, um ihr dunkles Haar und ein hellblauer Mantel hing nachlässig über der rechten Schulter. Beides gab ihr ein fremdes Ansehn, das Luisen besonders wohlgefiel. Die großen, wunderbaren Augen und das feine Lächeln um den schön geschweiften Mund, wurden ohnehin durch <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0035" n="27"/> von ihm sprach, und versicherte, keine Nachforschungen gespart zu haben, ohne gleichwohl etwas Beruhigendes zu erfahren. Ihn hatten wohl früher die Wellen begraben und alle Gluth seines kranken Herzens gestillt!</p> <p>Mathilde öffnete, während sie sprach, ein elfenbeinernes Kästchen, das sonst immer verschlossen auf ihrem Schreibtisch stand und von jeher Luisens Aufmerksamkeit erregte. Wohl tausendmal hatte diese mit einer Nadel an dem feinen Schlößchen gedreht, und erwartet, es solle aufspringen und ihr die verdeckte Herrlichkeit zeigen. Heute geschah nun ganz von selbst, was sie so lange wünschte: der Deckel sprang auf und Mathilde zog unter einem Packet Papieren eine goldne Kapsel hervor, die Eduards und Violas Bildniß enthielt. Luise betrachtete wehmüthig die edlen Züge, die in Glück und Freude erblüht, in eine Zukunft voll Schmerz und unerfüllten Hoffnungen hinaussahen. Viola war einfach, dennoch der herrschenden Mode zuwider, phantastisch gekleidet; farbiger Stoff wand sich vielfach, wie ein Turban, um ihr dunkles Haar und ein hellblauer Mantel hing nachlässig über der rechten Schulter. Beides gab ihr ein fremdes Ansehn, das Luisen besonders wohlgefiel. Die großen, wunderbaren Augen und das feine Lächeln um den schön geschweiften Mund, wurden ohnehin durch </p> </div> </body> </text> </TEI> [27/0035]
von ihm sprach, und versicherte, keine Nachforschungen gespart zu haben, ohne gleichwohl etwas Beruhigendes zu erfahren. Ihn hatten wohl früher die Wellen begraben und alle Gluth seines kranken Herzens gestillt!
Mathilde öffnete, während sie sprach, ein elfenbeinernes Kästchen, das sonst immer verschlossen auf ihrem Schreibtisch stand und von jeher Luisens Aufmerksamkeit erregte. Wohl tausendmal hatte diese mit einer Nadel an dem feinen Schlößchen gedreht, und erwartet, es solle aufspringen und ihr die verdeckte Herrlichkeit zeigen. Heute geschah nun ganz von selbst, was sie so lange wünschte: der Deckel sprang auf und Mathilde zog unter einem Packet Papieren eine goldne Kapsel hervor, die Eduards und Violas Bildniß enthielt. Luise betrachtete wehmüthig die edlen Züge, die in Glück und Freude erblüht, in eine Zukunft voll Schmerz und unerfüllten Hoffnungen hinaussahen. Viola war einfach, dennoch der herrschenden Mode zuwider, phantastisch gekleidet; farbiger Stoff wand sich vielfach, wie ein Turban, um ihr dunkles Haar und ein hellblauer Mantel hing nachlässig über der rechten Schulter. Beides gab ihr ein fremdes Ansehn, das Luisen besonders wohlgefiel. Die großen, wunderbaren Augen und das feine Lächeln um den schön geschweiften Mund, wurden ohnehin durch
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/35>, abgerufen am 16.02.2025. |