Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.Zimmer hell erleuchtet war, dann setzte sie sich zu mir, und, indem sie den Kopf fest in meine Kissen verbarg, sagte sie: ich bin thörigt genug gewesen, eine Unruhe übertäuben zu wollen, die schon längst an mir nagt und gestern stechend hervorgerufen ward. Es ist vergebens, ich bin erschöpft und kann den peinlichsten Vorstellungen nicht länger widerstehn, die nun mit doppelter Gewalt über mich herfallen. Sie schwieg einen Augenblick und überließ mich einer unbestimmten, fast scheuen Begier, mehr zu erfahren. Schon vor mehrern Monaten, hub sie nach einer Weile an, während ich, über sie gebeugt, mit gespannten Mienen meine Blicke auf sie heftete, schon vor mehrern Monaten träumte mir, ich höre in der Klosterkirche die Messe, und wolle nun den Rückweg antreten. Es war, als sei der Graf mit mir, denn ich sah mich wiederholt nach jemand um, der zu mir gehörte und in der Kirche zurückblieb, weshalb ich auch den rechten Ausgang verfehlte. Ich stieg mehrere Stufen hinunter und lief lange in den dunklen Gängen umher, wobei ich eine entsetzliche Angst vor dem Fallen hatte. Endlich kam ich wieder in die Kirche zurück. Es war Niemand mehr darin, die Kerzen waren ausgelöscht und alle Zugänge verschlossen. In der bittren Noth schrie ich laut um Hülfe; da bewegte sich das große steinerne Bild der Ahnfrau Zimmer hell erleuchtet war, dann setzte sie sich zu mir, und, indem sie den Kopf fest in meine Kissen verbarg, sagte sie: ich bin thörigt genug gewesen, eine Unruhe übertäuben zu wollen, die schon längst an mir nagt und gestern stechend hervorgerufen ward. Es ist vergebens, ich bin erschöpft und kann den peinlichsten Vorstellungen nicht länger widerstehn, die nun mit doppelter Gewalt über mich herfallen. Sie schwieg einen Augenblick und überließ mich einer unbestimmten, fast scheuen Begier, mehr zu erfahren. Schon vor mehrern Monaten, hub sie nach einer Weile an, während ich, über sie gebeugt, mit gespannten Mienen meine Blicke auf sie heftete, schon vor mehrern Monaten träumte mir, ich höre in der Klosterkirche die Messe, und wolle nun den Rückweg antreten. Es war, als sei der Graf mit mir, denn ich sah mich wiederholt nach jemand um, der zu mir gehörte und in der Kirche zurückblieb, weshalb ich auch den rechten Ausgang verfehlte. Ich stieg mehrere Stufen hinunter und lief lange in den dunklen Gängen umher, wobei ich eine entsetzliche Angst vor dem Fallen hatte. Endlich kam ich wieder in die Kirche zurück. Es war Niemand mehr darin, die Kerzen waren ausgelöscht und alle Zugänge verschlossen. In der bittren Noth schrie ich laut um Hülfe; da bewegte sich das große steinerne Bild der Ahnfrau <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0032" n="24"/> Zimmer hell erleuchtet war, dann setzte sie sich zu mir, und, indem sie den Kopf fest in meine Kissen verbarg, sagte sie: ich bin thörigt genug gewesen, eine Unruhe übertäuben zu wollen, die schon längst an mir nagt und gestern stechend hervorgerufen ward. Es ist vergebens, ich bin erschöpft und kann den peinlichsten Vorstellungen nicht länger widerstehn, die nun mit doppelter Gewalt über mich herfallen. Sie schwieg einen Augenblick und überließ mich einer unbestimmten, fast scheuen Begier, mehr zu erfahren. Schon vor mehrern Monaten, hub sie nach einer Weile an, während ich, über sie gebeugt, mit gespannten Mienen meine Blicke auf sie heftete, schon vor mehrern Monaten träumte mir, ich höre in der Klosterkirche die Messe, und wolle nun den Rückweg antreten. Es war, als sei der Graf mit mir, denn ich sah mich wiederholt nach jemand um, der zu mir gehörte und in der Kirche zurückblieb, weshalb ich auch den rechten Ausgang verfehlte. Ich stieg mehrere Stufen hinunter und lief lange in den dunklen Gängen umher, wobei ich eine entsetzliche Angst vor dem Fallen hatte. Endlich kam ich wieder in die Kirche zurück. Es war Niemand mehr darin, die Kerzen waren ausgelöscht und alle Zugänge verschlossen. In der bittren Noth schrie ich laut um Hülfe; da bewegte sich das große steinerne Bild der Ahnfrau </p> </div> </body> </text> </TEI> [24/0032]
Zimmer hell erleuchtet war, dann setzte sie sich zu mir, und, indem sie den Kopf fest in meine Kissen verbarg, sagte sie: ich bin thörigt genug gewesen, eine Unruhe übertäuben zu wollen, die schon längst an mir nagt und gestern stechend hervorgerufen ward. Es ist vergebens, ich bin erschöpft und kann den peinlichsten Vorstellungen nicht länger widerstehn, die nun mit doppelter Gewalt über mich herfallen. Sie schwieg einen Augenblick und überließ mich einer unbestimmten, fast scheuen Begier, mehr zu erfahren. Schon vor mehrern Monaten, hub sie nach einer Weile an, während ich, über sie gebeugt, mit gespannten Mienen meine Blicke auf sie heftete, schon vor mehrern Monaten träumte mir, ich höre in der Klosterkirche die Messe, und wolle nun den Rückweg antreten. Es war, als sei der Graf mit mir, denn ich sah mich wiederholt nach jemand um, der zu mir gehörte und in der Kirche zurückblieb, weshalb ich auch den rechten Ausgang verfehlte. Ich stieg mehrere Stufen hinunter und lief lange in den dunklen Gängen umher, wobei ich eine entsetzliche Angst vor dem Fallen hatte. Endlich kam ich wieder in die Kirche zurück. Es war Niemand mehr darin, die Kerzen waren ausgelöscht und alle Zugänge verschlossen. In der bittren Noth schrie ich laut um Hülfe; da bewegte sich das große steinerne Bild der Ahnfrau
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/32>, abgerufen am 17.02.2025. |