Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.Sohn, den sie unter besonderm Schutz der Geister wähnte und ihn mit erhöhtem Glauben in seine Würden einsetzte. Sie beschloß sogleich, hier am Rande des Baches eine Kapelle zu erbauen, und ging oft mit ihrem Sohn dahin, der Arbeit zuzusehen. Da kam eines Tages derselbe kleine Mann im Gefolge eines schwarzen Ritters auf sie zu, indem er neckend sagte, jetzt sei es Zeit, das gefundne Schwerdt zu brauchen, worauf er sich schnell wieder zwischen den Klippen verlor. Der schwarze Ritter aber rief der erschrocknen Frau zu, warum sie es dulde, daß ein Fremdling in seinem Eigenthum herrsche, und ob sie so seine Rückkehr zu feiern gedächte? Ohne eine Erklärung zu erwarten, fielen sich nun die Brüder in wildem Grimm an und stürzten bald darauf sterbend nieder. Der Bach stockte den Augenblick, nur die Erde blieb feucht von dem Blute der Erschlagnen. Der Graf lachte hier laut über mein ängstliches Aussehen, da ich wirklich unwillkührlich zusammen fuhr, wie wir über den nassen schlüpfrigen Boden hingingen. Das Abentheuerliche der Geschichte abgerechnet, fuhr er fort, ist es wahr, daß sich hier zwei Brüder erschlugen, und daß die Mutter auf derselben Stelle das Kloster errichten ließ, weshalb ihr steinernes Bild noch darin aufbewahrt ist. Jesus! rief Viola, und ich sah sie bleich und zitternd Sohn, den sie unter besonderm Schutz der Geister wähnte und ihn mit erhöhtem Glauben in seine Würden einsetzte. Sie beschloß sogleich, hier am Rande des Baches eine Kapelle zu erbauen, und ging oft mit ihrem Sohn dahin, der Arbeit zuzusehen. Da kam eines Tages derselbe kleine Mann im Gefolge eines schwarzen Ritters auf sie zu, indem er neckend sagte, jetzt sei es Zeit, das gefundne Schwerdt zu brauchen, worauf er sich schnell wieder zwischen den Klippen verlor. Der schwarze Ritter aber rief der erschrocknen Frau zu, warum sie es dulde, daß ein Fremdling in seinem Eigenthum herrsche, und ob sie so seine Rückkehr zu feiern gedächte? Ohne eine Erklärung zu erwarten, fielen sich nun die Brüder in wildem Grimm an und stürzten bald darauf sterbend nieder. Der Bach stockte den Augenblick, nur die Erde blieb feucht von dem Blute der Erschlagnen. Der Graf lachte hier laut über mein ängstliches Aussehen, da ich wirklich unwillkührlich zusammen fuhr, wie wir über den nassen schlüpfrigen Boden hingingen. Das Abentheuerliche der Geschichte abgerechnet, fuhr er fort, ist es wahr, daß sich hier zwei Brüder erschlugen, und daß die Mutter auf derselben Stelle das Kloster errichten ließ, weshalb ihr steinernes Bild noch darin aufbewahrt ist. Jesus! rief Viola, und ich sah sie bleich und zitternd <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0030" n="22"/> Sohn, den sie unter besonderm Schutz der Geister wähnte und ihn mit erhöhtem Glauben in seine Würden einsetzte. Sie beschloß sogleich, hier am Rande des Baches eine Kapelle zu erbauen, und ging oft mit ihrem Sohn dahin, der Arbeit zuzusehen. Da kam eines Tages derselbe kleine Mann im Gefolge eines schwarzen Ritters auf sie zu, indem er neckend sagte, jetzt sei es Zeit, das gefundne Schwerdt zu brauchen, worauf er sich schnell wieder zwischen den Klippen verlor. Der schwarze Ritter aber rief der erschrocknen Frau zu, warum sie es dulde, daß ein Fremdling in seinem Eigenthum herrsche, und ob sie so seine Rückkehr zu feiern gedächte? Ohne eine Erklärung zu erwarten, fielen sich nun die Brüder in wildem Grimm an und stürzten bald darauf sterbend nieder. Der Bach stockte den Augenblick, nur die Erde blieb feucht von dem Blute der Erschlagnen.</p> <p>Der Graf lachte hier laut über mein ängstliches Aussehen, da ich wirklich unwillkührlich zusammen fuhr, wie wir über den nassen schlüpfrigen Boden hingingen. Das Abentheuerliche der Geschichte abgerechnet, fuhr er fort, ist es wahr, daß sich hier zwei Brüder erschlugen, und daß die Mutter auf derselben Stelle das Kloster errichten ließ, weshalb ihr steinernes Bild noch darin aufbewahrt ist. Jesus! rief Viola, und ich sah sie bleich und zitternd </p> </div> </body> </text> </TEI> [22/0030]
Sohn, den sie unter besonderm Schutz der Geister wähnte und ihn mit erhöhtem Glauben in seine Würden einsetzte. Sie beschloß sogleich, hier am Rande des Baches eine Kapelle zu erbauen, und ging oft mit ihrem Sohn dahin, der Arbeit zuzusehen. Da kam eines Tages derselbe kleine Mann im Gefolge eines schwarzen Ritters auf sie zu, indem er neckend sagte, jetzt sei es Zeit, das gefundne Schwerdt zu brauchen, worauf er sich schnell wieder zwischen den Klippen verlor. Der schwarze Ritter aber rief der erschrocknen Frau zu, warum sie es dulde, daß ein Fremdling in seinem Eigenthum herrsche, und ob sie so seine Rückkehr zu feiern gedächte? Ohne eine Erklärung zu erwarten, fielen sich nun die Brüder in wildem Grimm an und stürzten bald darauf sterbend nieder. Der Bach stockte den Augenblick, nur die Erde blieb feucht von dem Blute der Erschlagnen.
Der Graf lachte hier laut über mein ängstliches Aussehen, da ich wirklich unwillkührlich zusammen fuhr, wie wir über den nassen schlüpfrigen Boden hingingen. Das Abentheuerliche der Geschichte abgerechnet, fuhr er fort, ist es wahr, daß sich hier zwei Brüder erschlugen, und daß die Mutter auf derselben Stelle das Kloster errichten ließ, weshalb ihr steinernes Bild noch darin aufbewahrt ist. Jesus! rief Viola, und ich sah sie bleich und zitternd
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 22. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/30>, abgerufen am 16.02.2025. |