Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.das Band, das sie an Julius fesselte, um ihr Herz. Tausend frevelhafte Wünsche flogen kreuzend an ihr vorüber; das Unmögliche zeigte sich aus der Ferne erreichbar; es trat immer näher und näher auf sie zu. Verzeihen Sie, sagte die Baronin, wenn diese Worte Sie verletzen. Sie sind nicht glücklich, liebes Kind; aber eben darum müssen Sie auf sich achten und Ihr Gefühl vor der Welt verbergen. Ein Wort, Luise, um Gotteswillen, ein Wort, flüsterte Fernando, der sich an sie herangedrängt hatte, ich kann den Druck nicht länger ertragen, der bittre Schmerz liegt auf Ihren gesenkten Augen, auch Julius -- was ist vorgegangen? Gleich, lieber Fernando, erwiederte sie, in der tödtlichsten Angst, daß die Baronin alles hören werde, -- so bald wir allein sind. Wann werden wir das sein, fragte er unmuthig, es umringt Sie ja immer die halbe Dienerschaft; wann denn, Luise; wann meinen Sie? Bald, bald; diesen Abend, sagte sie, sich schnell wieder zu ihrer aufmerksamen Gefährtin wendend. Nun denn! rief er, bis dahin! Die Baronin hatte sich zu Emilien gekehrt, und Carl trat in ihre Stelle an Luisens Seite. Liebe Gräfin, sagte er, ich habe Sie noch um Vergebung zu bitten, wegen des Lärmens von heute Morgen. O ich weiß, unterbrach sie ihm, ich weiß alles. Sie wissen? fragte er, Sie? Nein, Sie wissen nicht, das Band, das sie an Julius fesselte, um ihr Herz. Tausend frevelhafte Wünsche flogen kreuzend an ihr vorüber; das Unmögliche zeigte sich aus der Ferne erreichbar; es trat immer näher und näher auf sie zu. Verzeihen Sie, sagte die Baronin, wenn diese Worte Sie verletzen. Sie sind nicht glücklich, liebes Kind; aber eben darum müssen Sie auf sich achten und Ihr Gefühl vor der Welt verbergen. Ein Wort, Luise, um Gotteswillen, ein Wort, flüsterte Fernando, der sich an sie herangedrängt hatte, ich kann den Druck nicht länger ertragen, der bittre Schmerz liegt auf Ihren gesenkten Augen, auch Julius — was ist vorgegangen? Gleich, lieber Fernando, erwiederte sie, in der tödtlichsten Angst, daß die Baronin alles hören werde, — so bald wir allein sind. Wann werden wir das sein, fragte er unmuthig, es umringt Sie ja immer die halbe Dienerschaft; wann denn, Luise; wann meinen Sie? Bald, bald; diesen Abend, sagte sie, sich schnell wieder zu ihrer aufmerksamen Gefährtin wendend. Nun denn! rief er, bis dahin! Die Baronin hatte sich zu Emilien gekehrt, und Carl trat in ihre Stelle an Luisens Seite. Liebe Gräfin, sagte er, ich habe Sie noch um Vergebung zu bitten, wegen des Lärmens von heute Morgen. O ich weiß, unterbrach sie ihm, ich weiß alles. Sie wissen? fragte er, Sie? Nein, Sie wissen nicht, <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0169" n="161"/> das Band, das sie an Julius fesselte, um ihr Herz. Tausend frevelhafte Wünsche flogen kreuzend an ihr vorüber; das Unmögliche zeigte sich aus der Ferne erreichbar; es trat immer näher und näher auf sie zu. Verzeihen Sie, sagte die Baronin, wenn diese Worte Sie verletzen. Sie sind nicht glücklich, liebes Kind; aber eben darum müssen Sie auf sich achten und Ihr Gefühl vor der Welt verbergen. Ein Wort, Luise, um Gotteswillen, ein Wort, flüsterte Fernando, der sich an sie herangedrängt hatte, ich kann den Druck nicht länger ertragen, der bittre Schmerz liegt auf Ihren gesenkten Augen, auch Julius — was ist vorgegangen? Gleich, lieber Fernando, erwiederte sie, in der tödtlichsten Angst, daß die Baronin alles hören werde, — so bald wir allein sind. Wann werden wir das sein, fragte er unmuthig, es umringt Sie ja immer die halbe Dienerschaft; wann denn, Luise; wann meinen Sie? Bald, bald; diesen Abend, sagte sie, sich schnell wieder zu ihrer aufmerksamen Gefährtin wendend. Nun denn! rief er, bis dahin! Die Baronin hatte sich zu Emilien gekehrt, und Carl trat in ihre Stelle an Luisens Seite. Liebe Gräfin, sagte er, ich habe Sie noch um Vergebung zu bitten, wegen des Lärmens von heute Morgen. O ich weiß, unterbrach sie ihm, ich weiß alles. Sie wissen? fragte er, Sie? Nein, Sie wissen nicht, </p> </div> </body> </text> </TEI> [161/0169]
das Band, das sie an Julius fesselte, um ihr Herz. Tausend frevelhafte Wünsche flogen kreuzend an ihr vorüber; das Unmögliche zeigte sich aus der Ferne erreichbar; es trat immer näher und näher auf sie zu. Verzeihen Sie, sagte die Baronin, wenn diese Worte Sie verletzen. Sie sind nicht glücklich, liebes Kind; aber eben darum müssen Sie auf sich achten und Ihr Gefühl vor der Welt verbergen. Ein Wort, Luise, um Gotteswillen, ein Wort, flüsterte Fernando, der sich an sie herangedrängt hatte, ich kann den Druck nicht länger ertragen, der bittre Schmerz liegt auf Ihren gesenkten Augen, auch Julius — was ist vorgegangen? Gleich, lieber Fernando, erwiederte sie, in der tödtlichsten Angst, daß die Baronin alles hören werde, — so bald wir allein sind. Wann werden wir das sein, fragte er unmuthig, es umringt Sie ja immer die halbe Dienerschaft; wann denn, Luise; wann meinen Sie? Bald, bald; diesen Abend, sagte sie, sich schnell wieder zu ihrer aufmerksamen Gefährtin wendend. Nun denn! rief er, bis dahin! Die Baronin hatte sich zu Emilien gekehrt, und Carl trat in ihre Stelle an Luisens Seite. Liebe Gräfin, sagte er, ich habe Sie noch um Vergebung zu bitten, wegen des Lärmens von heute Morgen. O ich weiß, unterbrach sie ihm, ich weiß alles. Sie wissen? fragte er, Sie? Nein, Sie wissen nicht,
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 161. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/169>, abgerufen am 16.02.2025. |