Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.dort hinein, nicht der Hausherr, nicht die Frau, nicht die Gäste. Was hülfe es Ihnen, wenn hier alles nach alter Weise, derb und tüchtig zugeschnitten wäre, und wir mit den französischen Kleidern und den Pigmäengestalten herumliefen, die Damen mit griechischem Kopfputz und üppigen Gewändern am Arm. Julius sagte hierauf, daß er sie alle mit Rüstungen und Waffen versehen könne, da sich noch eine vollständige Rüstkammer im Schlosse befinde, worüber Stein eine große Freude hatte, die noch erhöht ward, als er auch von einem künstlich ausgelegten Schrein hörte, welcher theils alte Handschriften, theils schon gedruckte Erzählungen und Legenden enthalte. Er versprach sich davon eine reiche Ausbeute für den folgenden Tag, welche Aeußerung Carl mit einem mitleidigen Achselzucken begleitete, und sich ordentlich mit einer Art von Geringschätzung von ihm abwandte. Die Baronin fand bald Geschmack an Fernandos Unterhaltung, der sich sehr eifrig um sie und Emilien bemühte. Je länger sie ihn ansah und sein Lächeln und Mienenspiel beachtete, desto auffallender fand sie eine Aehnlichkeit zwischen ihm und der verstorbenen Gräfin Falkenstein, was sie auch Luisen sogleich mittheilte. Mit Viola, dachte diese -- ihre Augen hefteten sich unwillkührlich auf die seinigen, und das kleine Bild aus der Kapsel schien wachsend dort hinein, nicht der Hausherr, nicht die Frau, nicht die Gäste. Was hülfe es Ihnen, wenn hier alles nach alter Weise, derb und tüchtig zugeschnitten wäre, und wir mit den französischen Kleidern und den Pigmäengestalten herumliefen, die Damen mit griechischem Kopfputz und üppigen Gewändern am Arm. Julius sagte hierauf, daß er sie alle mit Rüstungen und Waffen versehen könne, da sich noch eine vollständige Rüstkammer im Schlosse befinde, worüber Stein eine große Freude hatte, die noch erhöht ward, als er auch von einem künstlich ausgelegten Schrein hörte, welcher theils alte Handschriften, theils schon gedruckte Erzählungen und Legenden enthalte. Er versprach sich davon eine reiche Ausbeute für den folgenden Tag, welche Aeußerung Carl mit einem mitleidigen Achselzucken begleitete, und sich ordentlich mit einer Art von Geringschätzung von ihm abwandte. Die Baronin fand bald Geschmack an Fernandos Unterhaltung, der sich sehr eifrig um sie und Emilien bemühte. Je länger sie ihn ansah und sein Lächeln und Mienenspiel beachtete, desto auffallender fand sie eine Aehnlichkeit zwischen ihm und der verstorbenen Gräfin Falkenstein, was sie auch Luisen sogleich mittheilte. Mit Viola, dachte diese — ihre Augen hefteten sich unwillkührlich auf die seinigen, und das kleine Bild aus der Kapsel schien wachsend <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0124" n="116"/> dort hinein, nicht der Hausherr, nicht die Frau, nicht die Gäste. Was hülfe es Ihnen, wenn hier alles nach alter Weise, derb und tüchtig zugeschnitten wäre, und wir mit den französischen Kleidern und den Pigmäengestalten herumliefen, die Damen mit griechischem Kopfputz und üppigen Gewändern am Arm. Julius sagte hierauf, daß er sie alle mit Rüstungen und Waffen versehen könne, da sich noch eine vollständige Rüstkammer im Schlosse befinde, worüber Stein eine große Freude hatte, die noch erhöht ward, als er auch von einem künstlich ausgelegten Schrein hörte, welcher theils alte Handschriften, theils schon gedruckte Erzählungen und Legenden enthalte. Er versprach sich davon eine reiche Ausbeute für den folgenden Tag, welche Aeußerung Carl mit einem mitleidigen Achselzucken begleitete, und sich ordentlich mit einer Art von Geringschätzung von ihm abwandte.</p> <p>Die Baronin fand bald Geschmack an Fernandos Unterhaltung, der sich sehr eifrig um sie und Emilien bemühte. Je länger sie ihn ansah und sein Lächeln und Mienenspiel beachtete, desto auffallender fand sie eine Aehnlichkeit zwischen ihm und der verstorbenen Gräfin Falkenstein, was sie auch Luisen sogleich mittheilte. Mit Viola, dachte diese — ihre Augen hefteten sich unwillkührlich auf die seinigen, und das kleine Bild aus der Kapsel schien wachsend </p> </div> </body> </text> </TEI> [116/0124]
dort hinein, nicht der Hausherr, nicht die Frau, nicht die Gäste. Was hülfe es Ihnen, wenn hier alles nach alter Weise, derb und tüchtig zugeschnitten wäre, und wir mit den französischen Kleidern und den Pigmäengestalten herumliefen, die Damen mit griechischem Kopfputz und üppigen Gewändern am Arm. Julius sagte hierauf, daß er sie alle mit Rüstungen und Waffen versehen könne, da sich noch eine vollständige Rüstkammer im Schlosse befinde, worüber Stein eine große Freude hatte, die noch erhöht ward, als er auch von einem künstlich ausgelegten Schrein hörte, welcher theils alte Handschriften, theils schon gedruckte Erzählungen und Legenden enthalte. Er versprach sich davon eine reiche Ausbeute für den folgenden Tag, welche Aeußerung Carl mit einem mitleidigen Achselzucken begleitete, und sich ordentlich mit einer Art von Geringschätzung von ihm abwandte.
Die Baronin fand bald Geschmack an Fernandos Unterhaltung, der sich sehr eifrig um sie und Emilien bemühte. Je länger sie ihn ansah und sein Lächeln und Mienenspiel beachtete, desto auffallender fand sie eine Aehnlichkeit zwischen ihm und der verstorbenen Gräfin Falkenstein, was sie auch Luisen sogleich mittheilte. Mit Viola, dachte diese — ihre Augen hefteten sich unwillkührlich auf die seinigen, und das kleine Bild aus der Kapsel schien wachsend
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/124>, abgerufen am 18.07.2024. |