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Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.

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sich nicht genugsam über die Herrlichkeit des altväterlichen Gebäudes und dessen romantische Umgebungen auslassen. Nur blickte er mit einer Art von Unmuth auf den modernen Glanz, der ihn umgab. Das ist deutsche Sitte heutiger Zeit, sagte der Maler, das sollte Sie nicht mehr befremden. Warum, fragte Fernando, machen Sie den Deutschen allein diesen Vorwurf, da er jede Europäische Nation fast in gleichem Maaße trifft? Finden Sie in Italien nicht auch das Alte mit dem Neuen gepaart, ohne daß es unangenehm auffällt? Das ist ganz etwas andres, unterbrach ihn Stein. Dort ist Vegetation, Kultur, Kunstsinn, ja der Charakter der Kunst, durch viele Jahrhunderte gleich geblieben, keine der heutigen Erscheinungen ist in sich widersprechend mit ihren Umgebungen; aber wenn wir zu unsern alten, auf rauhem Boden erwachsnen, Eichen, zwischen den Steinmassen, die ein Riesengeist aufthürmte, die Griechheit hinüberziehn und diese noch mit französischem Schimmer bedecken wollen, so ist das wohl ein Uebelstand zu nennen. Dann werden wir nur die ehrenwerthen Denkmäler schleifen müssen, sagte Werner, denn in der Nachbarschaft wird sich bald ein Häuschen finden, das, nach modernem Maßstab erbauet, nicht zu ihm paßt. Niemand darf sich einfallen lassen, es bewohnen zu wollen, denn niemand schickt sich

sich nicht genugsam über die Herrlichkeit des altväterlichen Gebäudes und dessen romantische Umgebungen auslassen. Nur blickte er mit einer Art von Unmuth auf den modernen Glanz, der ihn umgab. Das ist deutsche Sitte heutiger Zeit, sagte der Maler, das sollte Sie nicht mehr befremden. Warum, fragte Fernando, machen Sie den Deutschen allein diesen Vorwurf, da er jede Europäische Nation fast in gleichem Maaße trifft? Finden Sie in Italien nicht auch das Alte mit dem Neuen gepaart, ohne daß es unangenehm auffällt? Das ist ganz etwas andres, unterbrach ihn Stein. Dort ist Vegetation, Kultur, Kunstsinn, ja der Charakter der Kunst, durch viele Jahrhunderte gleich geblieben, keine der heutigen Erscheinungen ist in sich widersprechend mit ihren Umgebungen; aber wenn wir zu unsern alten, auf rauhem Boden erwachsnen, Eichen, zwischen den Steinmassen, die ein Riesengeist aufthürmte, die Griechheit hinüberziehn und diese noch mit französischem Schimmer bedecken wollen, so ist das wohl ein Uebelstand zu nennen. Dann werden wir nur die ehrenwerthen Denkmäler schleifen müssen, sagte Werner, denn in der Nachbarschaft wird sich bald ein Häuschen finden, das, nach modernem Maßstab erbauet, nicht zu ihm paßt. Niemand darf sich einfallen lassen, es bewohnen zu wollen, denn niemand schickt sich

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[115/0123] sich nicht genugsam über die Herrlichkeit des altväterlichen Gebäudes und dessen romantische Umgebungen auslassen. Nur blickte er mit einer Art von Unmuth auf den modernen Glanz, der ihn umgab. Das ist deutsche Sitte heutiger Zeit, sagte der Maler, das sollte Sie nicht mehr befremden. Warum, fragte Fernando, machen Sie den Deutschen allein diesen Vorwurf, da er jede Europäische Nation fast in gleichem Maaße trifft? Finden Sie in Italien nicht auch das Alte mit dem Neuen gepaart, ohne daß es unangenehm auffällt? Das ist ganz etwas andres, unterbrach ihn Stein. Dort ist Vegetation, Kultur, Kunstsinn, ja der Charakter der Kunst, durch viele Jahrhunderte gleich geblieben, keine der heutigen Erscheinungen ist in sich widersprechend mit ihren Umgebungen; aber wenn wir zu unsern alten, auf rauhem Boden erwachsnen, Eichen, zwischen den Steinmassen, die ein Riesengeist aufthürmte, die Griechheit hinüberziehn und diese noch mit französischem Schimmer bedecken wollen, so ist das wohl ein Uebelstand zu nennen. Dann werden wir nur die ehrenwerthen Denkmäler schleifen müssen, sagte Werner, denn in der Nachbarschaft wird sich bald ein Häuschen finden, das, nach modernem Maßstab erbauet, nicht zu ihm paßt. Niemand darf sich einfallen lassen, es bewohnen zu wollen, denn niemand schickt sich

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Zitationshilfe: Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/123>, abgerufen am 25.11.2024.