Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.unnütze, so verderbliche Erklärungen zu veranlassen! Und nun noch diese Unachtsamkeit! -- Sie blieb den ganzen Tag in der peinlichsten Unruhe, die Fernandos zweideutiges Wesen noch vermehrte. Recht von Herzen fühlte sie sich daher am folgenden Abend erleichtert, als nun endlich die ersehnte Gesellschaft eintraf. Sie begrüßte jeden der Angekommenen mit sichtlicher Freude, und hatte selbst denjenigen, die ihr bis dahin gleichgültig geblieben waren, etwas Verbindliches zu sagen. Emilie sah sehr reizend in einem kleinen Strohhut aus, der zwar das schöne Haar verbarg, allein übrigens zu der zierlichen Gestalt sehr wohl stand. Es mußten sie schon häufige Neckereien über Fernando getroffen haben, denn sie konnte sich eines kleinen Lächelns nicht erwehren, als sie diesen begrüßte und ihre Blicke zufällig denen ihrer Reisegefährten begegneten. Zu Anfang blieb man einander fremd, ohnerachtet der Cirkel nur klein war, da der Baron mit dem Professor und dessen beiden Anhängern, dem Engländer und Herrn Aaron, die Uebrigen nicht begleitet hatten. Fernando beschäftigte sich ausschließend mit dem Maler, und andrer Seits hatte man das Ansehen, auch nicht viel auf ihn zu merken. Doch nach und nach ward die Unterhaltung allgemeiner, wenigstens verschmähete es keiner, in das Gespräch des Andern einzugehn. Stein konnte unnütze, so verderbliche Erklärungen zu veranlassen! Und nun noch diese Unachtsamkeit! — Sie blieb den ganzen Tag in der peinlichsten Unruhe, die Fernandos zweideutiges Wesen noch vermehrte. Recht von Herzen fühlte sie sich daher am folgenden Abend erleichtert, als nun endlich die ersehnte Gesellschaft eintraf. Sie begrüßte jeden der Angekommenen mit sichtlicher Freude, und hatte selbst denjenigen, die ihr bis dahin gleichgültig geblieben waren, etwas Verbindliches zu sagen. Emilie sah sehr reizend in einem kleinen Strohhut aus, der zwar das schöne Haar verbarg, allein übrigens zu der zierlichen Gestalt sehr wohl stand. Es mußten sie schon häufige Neckereien über Fernando getroffen haben, denn sie konnte sich eines kleinen Lächelns nicht erwehren, als sie diesen begrüßte und ihre Blicke zufällig denen ihrer Reisegefährten begegneten. Zu Anfang blieb man einander fremd, ohnerachtet der Cirkel nur klein war, da der Baron mit dem Professor und dessen beiden Anhängern, dem Engländer und Herrn Aaron, die Uebrigen nicht begleitet hatten. Fernando beschäftigte sich ausschließend mit dem Maler, und andrer Seits hatte man das Ansehen, auch nicht viel auf ihn zu merken. Doch nach und nach ward die Unterhaltung allgemeiner, wenigstens verschmähete es keiner, in das Gespräch des Andern einzugehn. Stein konnte <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0122" n="114"/> unnütze, so verderbliche Erklärungen zu veranlassen! Und nun noch diese Unachtsamkeit! — Sie blieb den ganzen Tag in der peinlichsten Unruhe, die Fernandos zweideutiges Wesen noch vermehrte. Recht von Herzen fühlte sie sich daher am folgenden Abend erleichtert, als nun endlich die ersehnte Gesellschaft eintraf. Sie begrüßte jeden der Angekommenen mit sichtlicher Freude, und hatte selbst denjenigen, die ihr bis dahin gleichgültig geblieben waren, etwas Verbindliches zu sagen. Emilie sah sehr reizend in einem kleinen Strohhut aus, der zwar das schöne Haar verbarg, allein übrigens zu der zierlichen Gestalt sehr wohl stand. Es mußten sie schon häufige Neckereien über Fernando getroffen haben, denn sie konnte sich eines kleinen Lächelns nicht erwehren, als sie diesen begrüßte und ihre Blicke zufällig denen ihrer Reisegefährten begegneten.</p> <p>Zu Anfang blieb man einander fremd, ohnerachtet der Cirkel nur klein war, da der Baron mit dem Professor und dessen beiden Anhängern, dem Engländer und Herrn Aaron, die Uebrigen nicht begleitet hatten. Fernando beschäftigte sich ausschließend mit dem Maler, und andrer Seits hatte man das Ansehen, auch nicht viel auf ihn zu merken. Doch nach und nach ward die Unterhaltung allgemeiner, wenigstens verschmähete es keiner, in das Gespräch des Andern einzugehn. Stein konnte </p> </div> </body> </text> </TEI> [114/0122]
unnütze, so verderbliche Erklärungen zu veranlassen! Und nun noch diese Unachtsamkeit! — Sie blieb den ganzen Tag in der peinlichsten Unruhe, die Fernandos zweideutiges Wesen noch vermehrte. Recht von Herzen fühlte sie sich daher am folgenden Abend erleichtert, als nun endlich die ersehnte Gesellschaft eintraf. Sie begrüßte jeden der Angekommenen mit sichtlicher Freude, und hatte selbst denjenigen, die ihr bis dahin gleichgültig geblieben waren, etwas Verbindliches zu sagen. Emilie sah sehr reizend in einem kleinen Strohhut aus, der zwar das schöne Haar verbarg, allein übrigens zu der zierlichen Gestalt sehr wohl stand. Es mußten sie schon häufige Neckereien über Fernando getroffen haben, denn sie konnte sich eines kleinen Lächelns nicht erwehren, als sie diesen begrüßte und ihre Blicke zufällig denen ihrer Reisegefährten begegneten.
Zu Anfang blieb man einander fremd, ohnerachtet der Cirkel nur klein war, da der Baron mit dem Professor und dessen beiden Anhängern, dem Engländer und Herrn Aaron, die Uebrigen nicht begleitet hatten. Fernando beschäftigte sich ausschließend mit dem Maler, und andrer Seits hatte man das Ansehen, auch nicht viel auf ihn zu merken. Doch nach und nach ward die Unterhaltung allgemeiner, wenigstens verschmähete es keiner, in das Gespräch des Andern einzugehn. Stein konnte
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/122>, abgerufen am 16.02.2025. |