Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810.bekümmerte Alte? Ich hatte große Lust, die ganze Begebenheit zu verspotten und in einigen lustigen Ausfällen die wehmüthige Unruhe von mir zu werfen, die mir fremd und drückend war; allein es ging nicht, meine Brust zog sich ängstlich zusammen, ich fand nirgend Ruhe. Nach einer Weile hörte ich eine Thür öffnen, die aus dem Cabinet meiner Tante in den Garten ging. Ich lehnte mich weit aus dem Fenster, konnte indeß in der Dunkelheit keinen Gegenstand unterscheiden. Ein leises Rauschen, wie ferne menschliche Tritte, ging über den Rasen hin; dann ward alles wieder still. Ich warf mich halb ärgerlich, halb erschöpft, aufs Bett, ohne gleichwohl schlafen zu können. Nach einigen Stunden wiederholte sich dasselbe Geräusch. Thüren knarrten, Fußtritte gingen durch das Haus, alles leise, kaum hörbar. Zu Anfang strengte ich meine Aufmerksamkeit an, etwas Wahres zu unterscheiden; allein es war, als senke sich der Schlaf bleiern auf meine Augen; ich widerstand nicht lange und schlief fest, als mich am Morgen ein furchtbares Angstgeschrei erweckte. Mein erster Blick traf das versammelte Hausgesinde der Markise, das voll Entsetzen zu mir hereinstürzte. Ich sprang wie betäubt unter sie; verworrene, dunkle Worte, Thränen, lautes Jammern umfing mich von allen Seiten und riß mich zu dem Cabinet meiner Tante. bekümmerte Alte? Ich hatte große Lust, die ganze Begebenheit zu verspotten und in einigen lustigen Ausfällen die wehmüthige Unruhe von mir zu werfen, die mir fremd und drückend war; allein es ging nicht, meine Brust zog sich ängstlich zusammen, ich fand nirgend Ruhe. Nach einer Weile hörte ich eine Thür öffnen, die aus dem Cabinet meiner Tante in den Garten ging. Ich lehnte mich weit aus dem Fenster, konnte indeß in der Dunkelheit keinen Gegenstand unterscheiden. Ein leises Rauschen, wie ferne menschliche Tritte, ging über den Rasen hin; dann ward alles wieder still. Ich warf mich halb ärgerlich, halb erschöpft, aufs Bett, ohne gleichwohl schlafen zu können. Nach einigen Stunden wiederholte sich dasselbe Geräusch. Thüren knarrten, Fußtritte gingen durch das Haus, alles leise, kaum hörbar. Zu Anfang strengte ich meine Aufmerksamkeit an, etwas Wahres zu unterscheiden; allein es war, als senke sich der Schlaf bleiern auf meine Augen; ich widerstand nicht lange und schlief fest, als mich am Morgen ein furchtbares Angstgeschrei erweckte. Mein erster Blick traf das versammelte Hausgesinde der Markise, das voll Entsetzen zu mir hereinstürzte. Ich sprang wie betäubt unter sie; verworrene, dunkle Worte, Thränen, lautes Jammern umfing mich von allen Seiten und riß mich zu dem Cabinet meiner Tante. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0109" n="101"/> bekümmerte Alte? Ich hatte große Lust, die ganze Begebenheit zu verspotten und in einigen lustigen Ausfällen die wehmüthige Unruhe von mir zu werfen, die mir fremd und drückend war; allein es ging nicht, meine Brust zog sich ängstlich zusammen, ich fand nirgend Ruhe. Nach einer Weile hörte ich eine Thür öffnen, die aus dem Cabinet meiner Tante in den Garten ging. Ich lehnte mich weit aus dem Fenster, konnte indeß in der Dunkelheit keinen Gegenstand unterscheiden. Ein leises Rauschen, wie ferne menschliche Tritte, ging über den Rasen hin; dann ward alles wieder still. Ich warf mich halb ärgerlich, halb erschöpft, aufs Bett, ohne gleichwohl schlafen zu können. Nach einigen Stunden wiederholte sich dasselbe Geräusch. Thüren knarrten, Fußtritte gingen durch das Haus, alles leise, kaum hörbar. Zu Anfang strengte ich meine Aufmerksamkeit an, etwas Wahres zu unterscheiden; allein es war, als senke sich der Schlaf bleiern auf meine Augen; ich widerstand nicht lange und schlief fest, als mich am Morgen ein furchtbares Angstgeschrei erweckte. Mein erster Blick traf das versammelte Hausgesinde der Markise, das voll Entsetzen zu mir hereinstürzte. Ich sprang wie betäubt unter sie; verworrene, dunkle Worte, Thränen, lautes Jammern umfing mich von allen Seiten und riß mich zu dem Cabinet meiner Tante. </p> </div> </body> </text> </TEI> [101/0109]
bekümmerte Alte? Ich hatte große Lust, die ganze Begebenheit zu verspotten und in einigen lustigen Ausfällen die wehmüthige Unruhe von mir zu werfen, die mir fremd und drückend war; allein es ging nicht, meine Brust zog sich ängstlich zusammen, ich fand nirgend Ruhe. Nach einer Weile hörte ich eine Thür öffnen, die aus dem Cabinet meiner Tante in den Garten ging. Ich lehnte mich weit aus dem Fenster, konnte indeß in der Dunkelheit keinen Gegenstand unterscheiden. Ein leises Rauschen, wie ferne menschliche Tritte, ging über den Rasen hin; dann ward alles wieder still. Ich warf mich halb ärgerlich, halb erschöpft, aufs Bett, ohne gleichwohl schlafen zu können. Nach einigen Stunden wiederholte sich dasselbe Geräusch. Thüren knarrten, Fußtritte gingen durch das Haus, alles leise, kaum hörbar. Zu Anfang strengte ich meine Aufmerksamkeit an, etwas Wahres zu unterscheiden; allein es war, als senke sich der Schlaf bleiern auf meine Augen; ich widerstand nicht lange und schlief fest, als mich am Morgen ein furchtbares Angstgeschrei erweckte. Mein erster Blick traf das versammelte Hausgesinde der Markise, das voll Entsetzen zu mir hereinstürzte. Ich sprang wie betäubt unter sie; verworrene, dunkle Worte, Thränen, lautes Jammern umfing mich von allen Seiten und riß mich zu dem Cabinet meiner Tante.
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Zitationshilfe: | Fouqué, Caroline de la Motte-: Die Frau des Falkensteins. Erstes Bändchen. Berlin, 1810, S. 101. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/fouque_falkensteins01_1810/109>, abgerufen am 16.02.2025. |