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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Canots, von 50 bis 90 Fuß lang, hier beysammen. Wenn man be-1774.
April.

denkt, mit was vor unvollkommenem Handwerkszeuge die Leute hier zu
Lande, versehen sind, so kann man sich über die Geduld, womit sie an Ver-
fertigung dieser Schiffe müssen gearbeitet haben, nicht genug verwundern.
Denn um erstlich, die dazu erforderlichen Bäume zu fällen, Planken daraus
zu schneiden, diese dann glatt und eben zu machen, sie aneinander zu fügen,
und endlich in die Form großer und lastbarer Schiffe zusammen zu setzen, dazu
haben sie weiter nichts, als ein Beil und einen Meißel von Stein, ein Stück-
chen Coralle und etwas scharfes Rochenfell, welches letztere sie vornemlich
zur Abglättung oder Abhoblung der Oberfläche gebrauchen. Alle ihre Canots
sind doppelt, oder je zwey und zwey, durch funfzehn bis achtzehn starke Queer-
balken, neben einander befestigt. Die Queerbalken liegen gemeiniglich viertehalb
Fuß weit einer von dem andern, und sind von 12 bis 24 Fuß lang. Im
letztern Fall ragen sie weit über die beyden Schiffsseiten weg, und machen als-
denn, vermöge ihrer beträchtlichen Länge, über das ganze Fahrzeug eine Art
von Verdeck aus, das oft 50 bis 70 Fuß lang ist. Damit aber diese Menge
von Queerbalken unter einander eine Art von Hältniß habe; so befestigen sie, an
den Außenseiten, desgleichen in der Mitte, zwischen beyden zusammenge-
fügten Canots, zwey bis drey Sparren, der Länge nach darüber her. Vor-
der- und Hintertheile stehen etliche Fuß hoch über dem Wasser, und das
Hintertheil zuweilen wohl zwanzig Fuß. Letzteres hat die Gestalt eines
krumm gebogenen Vogelschnabels, und pflegt auf unterschiedliche Art ausge-
schnitzt zu seyn. An den doppelten Canots war, zwischen den beyden hohen
Hintertheilen, gemeiniglich ein Stück weisses Zeug, statt eines Wimpels, ausge-
spannt, welches der Wind oft als ein Seegel aufblies. Einige führten gestreifte
Wimpel mit rothen Feldern, und diese dienten, wie wir nachmals er-
fuhren, den einzelnen Divisionen in welche die Flotte eingetheilt ist, zu Un-
terscheidungs-Zeichen. Oben auf dem schnabelförmigen Hintertheil stand ein
hoher Pfosten von geschnitzter Arbeit aufgerichtet, dessen äußerstes Ende eine
krüppliche Menschen-Figur vorstellte, deren Gesicht gemeiniglich durch einen
Bretter-Rand, als mit einem niedergeklapten Hut, bedeckt, zuweilen auch wohl
mit Oker-Erde roth angestrichen war. Die Pfosten oder Pfeiler waren ge-

in den Jahren 1772 bis 1775.
Canots, von 50 bis 90 Fuß lang, hier beyſammen. Wenn man be-1774.
April.

denkt, mit was vor unvollkommenem Handwerkszeuge die Leute hier zu
Lande, verſehen ſind, ſo kann man ſich uͤber die Geduld, womit ſie an Ver-
fertigung dieſer Schiffe muͤſſen gearbeitet haben, nicht genug verwundern.
Denn um erſtlich, die dazu erforderlichen Baͤume zu faͤllen, Planken daraus
zu ſchneiden, dieſe dann glatt und eben zu machen, ſie aneinander zu fuͤgen,
und endlich in die Form großer und laſtbarer Schiffe zuſammen zu ſetzen, dazu
haben ſie weiter nichts, als ein Beil und einen Meißel von Stein, ein Stuͤck-
chen Coralle und etwas ſcharfes Rochenfell, welches letztere ſie vornemlich
zur Abglaͤttung oder Abhoblung der Oberflaͤche gebrauchen. Alle ihre Canots
ſind doppelt, oder je zwey und zwey, durch funfzehn bis achtzehn ſtarke Queer-
balken, neben einander befeſtigt. Die Queerbalken liegen gemeiniglich viertehalb
Fuß weit einer von dem andern, und ſind von 12 bis 24 Fuß lang. Im
letztern Fall ragen ſie weit uͤber die beyden Schiffsſeiten weg, und machen als-
denn, vermoͤge ihrer betraͤchtlichen Laͤnge, uͤber das ganze Fahrzeug eine Art
von Verdeck aus, das oft 50 bis 70 Fuß lang iſt. Damit aber dieſe Menge
von Queerbalken unter einander eine Art von Haͤltniß habe; ſo befeſtigen ſie, an
den Außenſeiten, desgleichen in der Mitte, zwiſchen beyden zuſammenge-
fuͤgten Canots, zwey bis drey Sparren, der Laͤnge nach daruͤber her. Vor-
der- und Hintertheile ſtehen etliche Fuß hoch uͤber dem Waſſer, und das
Hintertheil zuweilen wohl zwanzig Fuß. Letzteres hat die Geſtalt eines
krumm gebogenen Vogelſchnabels, und pflegt auf unterſchiedliche Art ausge-
ſchnitzt zu ſeyn. An den doppelten Canots war, zwiſchen den beyden hohen
Hintertheilen, gemeiniglich ein Stuͤck weiſſes Zeug, ſtatt eines Wimpels, ausge-
ſpannt, welches der Wind oft als ein Seegel aufblies. Einige fuͤhrten geſtreifte
Wimpel mit rothen Feldern, und dieſe dienten, wie wir nachmals er-
fuhren, den einzelnen Diviſionen in welche die Flotte eingetheilt iſt, zu Un-
terſcheidungs-Zeichen. Oben auf dem ſchnabelfoͤrmigen Hintertheil ſtand ein
hoher Pfoſten von geſchnitzter Arbeit aufgerichtet, deſſen aͤußerſtes Ende eine
kruͤppliche Menſchen-Figur vorſtellte, deren Geſicht gemeiniglich durch einen
Bretter-Rand, als mit einem niedergeklapten Hut, bedeckt, zuweilen auch wohl
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[47/0059] in den Jahren 1772 bis 1775. Canots, von 50 bis 90 Fuß lang, hier beyſammen. Wenn man be- denkt, mit was vor unvollkommenem Handwerkszeuge die Leute hier zu Lande, verſehen ſind, ſo kann man ſich uͤber die Geduld, womit ſie an Ver- fertigung dieſer Schiffe muͤſſen gearbeitet haben, nicht genug verwundern. Denn um erſtlich, die dazu erforderlichen Baͤume zu faͤllen, Planken daraus zu ſchneiden, dieſe dann glatt und eben zu machen, ſie aneinander zu fuͤgen, und endlich in die Form großer und laſtbarer Schiffe zuſammen zu ſetzen, dazu haben ſie weiter nichts, als ein Beil und einen Meißel von Stein, ein Stuͤck- chen Coralle und etwas ſcharfes Rochenfell, welches letztere ſie vornemlich zur Abglaͤttung oder Abhoblung der Oberflaͤche gebrauchen. Alle ihre Canots ſind doppelt, oder je zwey und zwey, durch funfzehn bis achtzehn ſtarke Queer- balken, neben einander befeſtigt. Die Queerbalken liegen gemeiniglich viertehalb Fuß weit einer von dem andern, und ſind von 12 bis 24 Fuß lang. Im letztern Fall ragen ſie weit uͤber die beyden Schiffsſeiten weg, und machen als- denn, vermoͤge ihrer betraͤchtlichen Laͤnge, uͤber das ganze Fahrzeug eine Art von Verdeck aus, das oft 50 bis 70 Fuß lang iſt. Damit aber dieſe Menge von Queerbalken unter einander eine Art von Haͤltniß habe; ſo befeſtigen ſie, an den Außenſeiten, desgleichen in der Mitte, zwiſchen beyden zuſammenge- fuͤgten Canots, zwey bis drey Sparren, der Laͤnge nach daruͤber her. Vor- der- und Hintertheile ſtehen etliche Fuß hoch uͤber dem Waſſer, und das Hintertheil zuweilen wohl zwanzig Fuß. Letzteres hat die Geſtalt eines krumm gebogenen Vogelſchnabels, und pflegt auf unterſchiedliche Art ausge- ſchnitzt zu ſeyn. An den doppelten Canots war, zwiſchen den beyden hohen Hintertheilen, gemeiniglich ein Stuͤck weiſſes Zeug, ſtatt eines Wimpels, ausge- ſpannt, welches der Wind oft als ein Seegel aufblies. Einige fuͤhrten geſtreifte Wimpel mit rothen Feldern, und dieſe dienten, wie wir nachmals er- fuhren, den einzelnen Diviſionen in welche die Flotte eingetheilt iſt, zu Un- terſcheidungs-Zeichen. Oben auf dem ſchnabelfoͤrmigen Hintertheil ſtand ein hoher Pfoſten von geſchnitzter Arbeit aufgerichtet, deſſen aͤußerſtes Ende eine kruͤppliche Menſchen-Figur vorſtellte, deren Geſicht gemeiniglich durch einen Bretter-Rand, als mit einem niedergeklapten Hut, bedeckt, zuweilen auch wohl mit Oker-Erde roth angeſtrichen war. Die Pfoſten oder Pfeiler waren ge- 1774. April.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/59>, abgerufen am 24.11.2024.