Wir machten hernach einen Spatziergang auf die Hügel über der Stadt. Sie waren stark bebaut, und alle Felder mit Mauern umgeben, deren Steine zuweilen verkittet, zuweilen auch nur in Moos gelegt waren. Die Einwohner bauen größtentheils Waizen, mit bärtigen langen Aehren, und kurzen Halmen. Sie haben auch etwas Gerste, die schon unters Dach gebracht war, und Mays, oder türkisches Korn, das hin und wieder zwischen den Kastanien-Bäu- men gesäet wird, die das Land sehr verschönern. Steht es aber in offenen Fel- dern, so ist es mehrentheils mit Faselbohnen vermengt. Um die Häuser oder Hütten her fanden wir einige Felder mit Gurken, Kürbißen, Melonen und Wassermelonen, so wie auch Safflor, dessen sich die Portugiesen bedienen, um ihren Speisen eine gelbe Farbe mitzutheilen. Ihre Obstgärten enthalten Zitro- nen, Orangen, Pflaumen, Apricosen, Feigen, Birnen und Aepfelbäume. Sie pflanzen wenig Kohl, und ihre gelben Rüben oder Möhren arten aus und werden weis, weshalb sie jährlich frischen Saamen aus Europa kommen lassen. Die Regierung hat den Anbau der Kartoffeln scharf anbefohlen; sie werden auch häufig gepflanzt, aber wohlfeil verkauft, weil das Volk sie nicht gern ißt. Große süße Zwiebeln, und Knoblauch, werden von den Portugiesen als die schmackhaftesten Gewächse in großer Menge gepflanzt, wie auch die sogenannten Liebes-Aepfel (Solanum lycopersicon Linn.) die hier Fomatos heißen, imgleichen Erdbeeren. Man findet auch einige Weingärten, allein es wird nur wenig und schlechter Wein davon gemacht. Ihre Ochsen sind klein, haben aber schmackhaftes Fleisch, ohnerachtet sie hier zu Lande nicht allein im Pfluge, son- dern auch im Karren ziehen müssen. Die hiesigen Schaafe, deren Fleisch von guten Geschmack, sind ebenfalls kleiner Gattung; hingegen Schweine und Zie- gen sehr langbeinigt. Von Federvieh findet man hier alle Arten. Ihre Pferde sind klein und schlecht; hingegen Esel und Maulthiere schön, zahlreich, und in diesem bergigten Lande brauchbar. Die Wege sind ungleich besser gebahnt als in Madera, und alles überhaupt zeigt den größeren Fleiß der Einwohner an. Die Karren aber machen einen unerträglichen Lerm, den man ihrer schlechten Construction zuschreiben muß. Die Räder bestehen aus drey großen, unge- schickten Stücken Holz, mit Eisen beschlagen, und an eine starke Achse befestigt, die sich folglich mit den Rädern zugleich bewegt, und in einem runden Loche her-
Forſter’s Reiſe um die Welt
1775. Julius.
Wir machten hernach einen Spatziergang auf die Huͤgel uͤber der Stadt. Sie waren ſtark bebaut, und alle Felder mit Mauern umgeben, deren Steine zuweilen verkittet, zuweilen auch nur in Moos gelegt waren. Die Einwohner bauen groͤßtentheils Waizen, mit baͤrtigen langen Aehren, und kurzen Halmen. Sie haben auch etwas Gerſte, die ſchon unters Dach gebracht war, und Mays, oder tuͤrkiſches Korn, das hin und wieder zwiſchen den Kaſtanien-Baͤu- men geſaͤet wird, die das Land ſehr verſchoͤnern. Steht es aber in offenen Fel- dern, ſo iſt es mehrentheils mit Faſelbohnen vermengt. Um die Haͤuſer oder Huͤtten her fanden wir einige Felder mit Gurken, Kuͤrbißen, Melonen und Waſſermelonen, ſo wie auch Safflor, deſſen ſich die Portugieſen bedienen, um ihren Speiſen eine gelbe Farbe mitzutheilen. Ihre Obſtgaͤrten enthalten Zitro- nen, Orangen, Pflaumen, Apricoſen, Feigen, Birnen und Aepfelbaͤume. Sie pflanzen wenig Kohl, und ihre gelben Ruͤben oder Moͤhren arten aus und werden weis, weshalb ſie jaͤhrlich friſchen Saamen aus Europa kommen laſſen. Die Regierung hat den Anbau der Kartoffeln ſcharf anbefohlen; ſie werden auch haͤufig gepflanzt, aber wohlfeil verkauft, weil das Volk ſie nicht gern ißt. Große ſuͤße Zwiebeln, und Knoblauch, werden von den Portugieſen als die ſchmackhafteſten Gewaͤchſe in großer Menge gepflanzt, wie auch die ſogenannten Liebes-Aepfel (Solanum lycoperſicon Linn.) die hier Fomatos heißen, imgleichen Erdbeeren. Man findet auch einige Weingaͤrten, allein es wird nur wenig und ſchlechter Wein davon gemacht. Ihre Ochſen ſind klein, haben aber ſchmackhaftes Fleiſch, ohnerachtet ſie hier zu Lande nicht allein im Pfluge, ſon- dern auch im Karren ziehen muͤſſen. Die hieſigen Schaafe, deren Fleiſch von guten Geſchmack, ſind ebenfalls kleiner Gattung; hingegen Schweine und Zie- gen ſehr langbeinigt. Von Federvieh findet man hier alle Arten. Ihre Pferde ſind klein und ſchlecht; hingegen Eſel und Maulthiere ſchoͤn, zahlreich, und in dieſem bergigten Lande brauchbar. Die Wege ſind ungleich beſſer gebahnt als in Madera, und alles uͤberhaupt zeigt den groͤßeren Fleiß der Einwohner an. Die Karren aber machen einen unertraͤglichen Lerm, den man ihrer ſchlechten Conſtruction zuſchreiben muß. Die Raͤder beſtehen aus drey großen, unge- ſchickten Stuͤcken Holz, mit Eiſen beſchlagen, und an eine ſtarke Achſe befeſtigt, die ſich folglich mit den Raͤdern zugleich bewegt, und in einem runden Loche her-
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Forſter’s Reiſe um die Welt
Wir machten hernach einen Spatziergang auf die Huͤgel uͤber der Stadt.
Sie waren ſtark bebaut, und alle Felder mit Mauern umgeben, deren Steine
zuweilen verkittet, zuweilen auch nur in Moos gelegt waren. Die Einwohner
bauen groͤßtentheils Waizen, mit baͤrtigen langen Aehren, und kurzen Halmen.
Sie haben auch etwas Gerſte, die ſchon unters Dach gebracht war, und
Mays, oder tuͤrkiſches Korn, das hin und wieder zwiſchen den Kaſtanien-Baͤu-
men geſaͤet wird, die das Land ſehr verſchoͤnern. Steht es aber in offenen Fel-
dern, ſo iſt es mehrentheils mit Faſelbohnen vermengt. Um die Haͤuſer oder
Huͤtten her fanden wir einige Felder mit Gurken, Kuͤrbißen, Melonen und
Waſſermelonen, ſo wie auch Safflor, deſſen ſich die Portugieſen bedienen, um
ihren Speiſen eine gelbe Farbe mitzutheilen. Ihre Obſtgaͤrten enthalten Zitro-
nen, Orangen, Pflaumen, Apricoſen, Feigen, Birnen und Aepfelbaͤume. Sie
pflanzen wenig Kohl, und ihre gelben Ruͤben oder Moͤhren arten aus und werden
weis, weshalb ſie jaͤhrlich friſchen Saamen aus Europa kommen laſſen. Die
Regierung hat den Anbau der Kartoffeln ſcharf anbefohlen; ſie werden auch
haͤufig gepflanzt, aber wohlfeil verkauft, weil das Volk ſie nicht gern ißt.
Große ſuͤße Zwiebeln, und Knoblauch, werden von den Portugieſen als die
ſchmackhafteſten Gewaͤchſe in großer Menge gepflanzt, wie auch die ſogenannten
Liebes-Aepfel (Solanum lycoperſicon Linn.) die hier Fomatos heißen,
imgleichen Erdbeeren. Man findet auch einige Weingaͤrten, allein es wird nur
wenig und ſchlechter Wein davon gemacht. Ihre Ochſen ſind klein, haben aber
ſchmackhaftes Fleiſch, ohnerachtet ſie hier zu Lande nicht allein im Pfluge, ſon-
dern auch im Karren ziehen muͤſſen. Die hieſigen Schaafe, deren Fleiſch von
guten Geſchmack, ſind ebenfalls kleiner Gattung; hingegen Schweine und Zie-
gen ſehr langbeinigt. Von Federvieh findet man hier alle Arten. Ihre Pferde
ſind klein und ſchlecht; hingegen Eſel und Maulthiere ſchoͤn, zahlreich, und in
dieſem bergigten Lande brauchbar. Die Wege ſind ungleich beſſer gebahnt als
in Madera, und alles uͤberhaupt zeigt den groͤßeren Fleiß der Einwohner an.
Die Karren aber machen einen unertraͤglichen Lerm, den man ihrer ſchlechten
Conſtruction zuſchreiben muß. Die Raͤder beſtehen aus drey großen, unge-
ſchickten Stuͤcken Holz, mit Eiſen beſchlagen, und an eine ſtarke Achſe befeſtigt,
die ſich folglich mit den Raͤdern zugleich bewegt, und in einem runden Loche her-
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 454. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/472>, abgerufen am 27.11.2024.
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