Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. gnie gehörige Gebäude, liegen in eben diesem Thal. Die Hitze ist ohnerachtet1775.May. des See-Windes, fast unausstehlich, indem sie von einem hohen Berge an jeder Seite eingeschränkt und zurückgeworfen wird, daher der Aufenthalt in der Stadt zuweilen nicht nur finster, sondern auch höchst unangenehm ist. Die vornehmsten Einwohner überlassen den Fremden, die hier in Handels- und an- dern Schiffen vorbeykommen, während ihres Aufenthalts einige Zimmer. Die Preise sind fast dieselben, die man am Cap hat; allein die geringen Produkte einer kleinen Insel, wie St. Helena, geben nicht zu, daß man dort so gut wie in jener holländischen Colonie lebt, die desfalls in der ganzen Welt bekannt ist. Wir wohnten bey Herrn Mason, einem würdigen alten Manne, dem die Insel einige ihrer besten, liebenswürdigsten Einwohner zu danken hat. Nachdem wir mit ihm einig geworden, giengen wir beym Gouverneur zu Tische. Die Munterkeit des Gesprächs ließ uns sehr deutlich merken, daß man hier zu Lande keine Gelegenheit vernachläßigt, nützliche Kenntnisse aus guten Büchern zu sammeln. Des D. Hawkesworths Beschreibung Capitain Cooks erster Reise um die Welt, in der Endeavour, war hier schon vor einiger Zeit einge- troffen. Man hatte sie mit großer Neugierde gelesen, und es wurden jetzt verschiedne Punkte, diese Colonie betreffend, mit vieler Laune und witzigen aber angenehmen Scherzen durchgegangen. Die Stelle in jener Reisebeschreibung hielt man für besonders beleidigend, wo den hiesigen Einwohnern Schuld gege- ben wird, daß sie ihre Sklaven mishandeln, so wie auch diejenige wo man bemerkt haben will, es wäre nicht ein Schiebekarren auf der ganzen Insel zu finden. *) Capitain Cook ward aufgefordert sich zu verantworten. Madame Skottowe, die Gemahlin des Gouverneurs, und zugleich das lebhafteste Frauenzimmer in St. Helena, ließ ihren Witz bey dieser Gelegenheit sehr vortheilhaft aus *) Hawkesworths Samml. III. Band S. 411. Es giebt zu St. Helena viele Schiebe- karren und auch etliche große Karren, die von Pferden gezogen werden; etliche dersel- ben schien man alle Tage mit Fleiß vor Capitain Cooks Fenster zu bringen. Die Behand- lung der Sklaven ist ebenfalls unrecht vorgestellt. Man ist nicht grausam gegen sie, sie haben aber auch nicht den schädlichen Einfluß auf die Erziehung der Kinder, als am Cap, wo sie das Feuer, welches die Hitze des Climas entzündet, noch mehr an- fachen. J i i 2
in den Jahren 1772 bis 1775. gnie gehoͤrige Gebaͤude, liegen in eben dieſem Thal. Die Hitze iſt ohnerachtet1775.May. des See-Windes, faſt unausſtehlich, indem ſie von einem hohen Berge an jeder Seite eingeſchraͤnkt und zuruͤckgeworfen wird, daher der Aufenthalt in der Stadt zuweilen nicht nur finſter, ſondern auch hoͤchſt unangenehm iſt. Die vornehmſten Einwohner uͤberlaſſen den Fremden, die hier in Handels- und an- dern Schiffen vorbeykommen, waͤhrend ihres Aufenthalts einige Zimmer. Die Preiſe ſind faſt dieſelben, die man am Cap hat; allein die geringen Produkte einer kleinen Inſel, wie St. Helena, geben nicht zu, daß man dort ſo gut wie in jener hollaͤndiſchen Colonie lebt, die desfalls in der ganzen Welt bekannt iſt. Wir wohnten bey Herrn Maſon, einem wuͤrdigen alten Manne, dem die Inſel einige ihrer beſten, liebenswuͤrdigſten Einwohner zu danken hat. Nachdem wir mit ihm einig geworden, giengen wir beym Gouverneur zu Tiſche. Die Munterkeit des Geſpraͤchs ließ uns ſehr deutlich merken, daß man hier zu Lande keine Gelegenheit vernachlaͤßigt, nuͤtzliche Kenntniſſe aus guten Buͤchern zu ſammeln. Des D. Hawkesworths Beſchreibung Capitain Cooks erſter Reiſe um die Welt, in der Endeavour, war hier ſchon vor einiger Zeit einge- troffen. Man hatte ſie mit großer Neugierde geleſen, und es wurden jetzt verſchiedne Punkte, dieſe Colonie betreffend, mit vieler Laune und witzigen aber angenehmen Scherzen durchgegangen. Die Stelle in jener Reiſebeſchreibung hielt man fuͤr beſonders beleidigend, wo den hieſigen Einwohnern Schuld gege- ben wird, daß ſie ihre Sklaven mishandeln, ſo wie auch diejenige wo man bemerkt haben will, es waͤre nicht ein Schiebekarren auf der ganzen Inſel zu finden. *) Capitain Cook ward aufgefordert ſich zu verantworten. Madame Skottowe, die Gemahlin des Gouverneurs, und zugleich das lebhafteſte Frauenzimmer in St. Helena, ließ ihren Witz bey dieſer Gelegenheit ſehr vortheilhaft aus *) Hawkesworths Samml. III. Band S. 411. Es giebt zu St. Helena viele Schiebe- karren und auch etliche große Karren, die von Pferden gezogen werden; etliche derſel- ben ſchien man alle Tage mit Fleiß vor Capitain Cooks Fenſter zu bringen. Die Behand- lung der Sklaven iſt ebenfalls unrecht vorgeſtellt. Man iſt nicht grauſam gegen ſie, ſie haben aber auch nicht den ſchaͤdlichen Einfluß auf die Erziehung der Kinder, als am Cap, wo ſie das Feuer, welches die Hitze des Climas entzuͤndet, noch mehr an- fachen. J i i 2
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in den Jahren 1772 bis 1775.
gnie gehoͤrige Gebaͤude, liegen in eben dieſem Thal. Die Hitze iſt ohnerachtet
des See-Windes, faſt unausſtehlich, indem ſie von einem hohen Berge an
jeder Seite eingeſchraͤnkt und zuruͤckgeworfen wird, daher der Aufenthalt in
der Stadt zuweilen nicht nur finſter, ſondern auch hoͤchſt unangenehm iſt. Die
vornehmſten Einwohner uͤberlaſſen den Fremden, die hier in Handels- und an-
dern Schiffen vorbeykommen, waͤhrend ihres Aufenthalts einige Zimmer. Die
Preiſe ſind faſt dieſelben, die man am Cap hat; allein die geringen Produkte
einer kleinen Inſel, wie St. Helena, geben nicht zu, daß man dort ſo gut
wie in jener hollaͤndiſchen Colonie lebt, die desfalls in der ganzen Welt bekannt
iſt. Wir wohnten bey Herrn Maſon, einem wuͤrdigen alten Manne, dem
die Inſel einige ihrer beſten, liebenswuͤrdigſten Einwohner zu danken hat.
Nachdem wir mit ihm einig geworden, giengen wir beym Gouverneur zu Tiſche.
Die Munterkeit des Geſpraͤchs ließ uns ſehr deutlich merken, daß man hier zu
Lande keine Gelegenheit vernachlaͤßigt, nuͤtzliche Kenntniſſe aus guten Buͤchern
zu ſammeln. Des D. Hawkesworths Beſchreibung Capitain Cooks erſter
Reiſe um die Welt, in der Endeavour, war hier ſchon vor einiger Zeit einge-
troffen. Man hatte ſie mit großer Neugierde geleſen, und es wurden jetzt
verſchiedne Punkte, dieſe Colonie betreffend, mit vieler Laune und witzigen aber
angenehmen Scherzen durchgegangen. Die Stelle in jener Reiſebeſchreibung
hielt man fuͤr beſonders beleidigend, wo den hieſigen Einwohnern Schuld gege-
ben wird, daß ſie ihre Sklaven mishandeln, ſo wie auch diejenige wo man bemerkt
haben will, es waͤre nicht ein Schiebekarren auf der ganzen Inſel zu finden. *)
Capitain Cook ward aufgefordert ſich zu verantworten. Madame Skottowe,
die Gemahlin des Gouverneurs, und zugleich das lebhafteſte Frauenzimmer in
St. Helena, ließ ihren Witz bey dieſer Gelegenheit ſehr vortheilhaft aus
1775.
May.
*) Hawkesworths Samml. III. Band S. 411. Es giebt zu St. Helena viele Schiebe-
karren und auch etliche große Karren, die von Pferden gezogen werden; etliche derſel-
ben ſchien man alle Tage mit Fleiß vor Capitain Cooks Fenſter zu bringen. Die Behand-
lung der Sklaven iſt ebenfalls unrecht vorgeſtellt. Man iſt nicht grauſam gegen ſie, ſie
haben aber auch nicht den ſchaͤdlichen Einfluß auf die Erziehung der Kinder, als am
Cap, wo ſie das Feuer, welches die Hitze des Climas entzuͤndet, noch mehr an-
fachen.
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