Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1775.Februar.Küste, daß wir auf einer flachen Spitze, die sich weit in See erstreckt, große unförmliche Haufen von zerbrochnen Schiefer-Stücken, und jenseit derselben nichts als scharfe Felsenspitzen und Bergrücken entdeckten. Ueberhaupt hatte das ganze Land den ödesten, schreckenvollesten Anblick, den man sich nur denken kann. Nicht eine Spur von Grün, ja nicht einmahl die unförmlichen Amphi- bien, die wir auf Neu Georgien fanden, waren hier zu sehen. Kurz wir konnten nicht umhin, jene Beschreibung des Plinius auf sie anzuwenden, die dahin lautet: Pars mundi damnata a rerum natura, et densa mersa caligine. Hist. Nat. lib. XV. c. 36. Am folgenden Tag verstattete uns der Wind näher an die Lichtmeß-In- Forſter’s Reiſe um die Welt 1775.Februar.Kuͤſte, daß wir auf einer flachen Spitze, die ſich weit in See erſtreckt, große unfoͤrmliche Haufen von zerbrochnen Schiefer-Stuͤcken, und jenſeit derſelben nichts als ſcharfe Felſenſpitzen und Bergruͤcken entdeckten. Ueberhaupt hatte das ganze Land den oͤdeſten, ſchreckenvolleſten Anblick, den man ſich nur denken kann. Nicht eine Spur von Gruͤn, ja nicht einmahl die unfoͤrmlichen Amphi- bien, die wir auf Neu Georgien fanden, waren hier zu ſehen. Kurz wir konnten nicht umhin, jene Beſchreibung des Plinius auf ſie anzuwenden, die dahin lautet: Pars mundi damnata à rerum natura, et denſa merſa caligine. Hiſt. Nat. lib. XV. c. 36. Am folgenden Tag verſtattete uns der Wind naͤher an die Lichtmeß-In- <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0438" n="420"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1775.<lb/> Februar.</note>Kuͤſte, daß wir auf einer flachen Spitze, die ſich weit in See erſtreckt, große<lb/> unfoͤrmliche Haufen von zerbrochnen Schiefer-Stuͤcken, und jenſeit derſelben<lb/> nichts als ſcharfe Felſenſpitzen und Bergruͤcken entdeckten. Ueberhaupt hatte<lb/> das ganze Land den oͤdeſten, ſchreckenvolleſten Anblick, den man ſich nur denken<lb/> kann. Nicht eine Spur von Gruͤn, ja nicht einmahl die unfoͤrmlichen Amphi-<lb/> bien, die wir auf <placeName>Neu Georgien</placeName> fanden, waren hier zu ſehen. Kurz wir konnten<lb/> nicht umhin, jene Beſchreibung des <persName>Plinius</persName> auf ſie anzuwenden, die dahin<lb/> lautet:</p><lb/> <cit> <quote> <hi rendition="#et"> <hi rendition="#i"> <hi rendition="#aq">Pars mundi damnata à rerum natura, et denſa merſa caligine.</hi> </hi> </hi> </quote><lb/> <bibl> <hi rendition="#et"><hi rendition="#aq">Hiſt. Nat. lib. XV. c.</hi> 36.</hi> </bibl> </cit><lb/> <p>Am folgenden Tag verſtattete uns der Wind naͤher an die <placeName>Lichtmeß-In-<lb/> ſeln</placeName> heran zu kommen, und ihre Lage auf 57°.10′ ſuͤdlicher Breite und 27°.<lb/> 6′ weſtlicher Laͤnge zu beſtimmen. Da nunmehro von dem gegen Suͤden be-<lb/> findlichen Lande, deſſen noͤrdliche Spitze wir umſeegelt hatten, nichts mehr zu<lb/> ſehen war, ſo ſteuerten wir wieder gen Oſten. Capitain <hi rendition="#fr"><persName>Cook</persName></hi> nannte es anfaͤng-<lb/> lich Schneeland, aͤnderte aber dieſe Benennung in <hi rendition="#fr"><placeName>Sandwich-Land</placeName></hi>. Ich<lb/> ſollte faſt glauben, daß die alten Seefahrer dies Land ſchon entdeckt, und unter<lb/> den Nahmen <hi rendition="#fr"><placeName>Golfo de S. Sebaſtiano</placeName></hi> und Inſel <hi rendition="#fr"><choice><sic>Creſalina</sic><corr><placeName>Creſſalina</placeName></corr></choice></hi> verſtanden haben.<lb/> Es iſt noch ungewiß, ob die verſchiednen vorſpringenden weſtlichen Spitzen,<lb/><hi rendition="#fr"><placeName>Thule</placeName></hi>, <placeName>Cap <hi rendition="#fr">Briſtol</hi></placeName>, und <placeName>Cap <hi rendition="#fr">Montague</hi></placeName>, ein zuſammenhangendes Land, oder<lb/> abgeſonderte Eilande ausmachen. Vielleicht bleibt dies auch, auf viele kuͤnf-<lb/> tige Jahrhunderte unentſchieden, indem eine Seefahrt nach dieſer wuͤſten Welt-<lb/> gegend nicht allein gefaͤhrlich, ſondern auch dem menſchlichen Geſchlecht zu nichts<lb/> vortheilhaft ſeyn wuͤrde. Es war der Gegenſtand unſerer gefaͤhrlichen Reiſe,<lb/> die ſuͤdliche Halbkugel bis zum ſechszigſten Grad der Breite zu unterſuchen, und<lb/> zu entſcheiden, ob dort im gemaͤßigten Erdſtrich ein großes feſtes Land vorhan-<lb/> den ſey, oder nicht. Die verſchiedenen Curs-Linien, welche wir zu dieſem End-<lb/> zweck gehalten, haͤben aber nicht nur deutlich erwieſen, daß in der ſuͤdlichen ge-<lb/> maͤßigten Zone kein großes feſtes Land liegt, ſondern da wir innerhalb des gefror-<lb/> nen Erdguͤrtels bis zum 71ten Grade ſuͤdlicher Breite vorgedrungen ſind, ſo iſt<lb/> dadurch zugleich hoͤchſt wahrſcheinlich gemacht worden, daß der jenſeit des An-<lb/> tarctiſchen Polar-Zirkels befindliche Raum bey weitem nicht mit Land ganz an-<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [420/0438]
Forſter’s Reiſe um die Welt
Kuͤſte, daß wir auf einer flachen Spitze, die ſich weit in See erſtreckt, große
unfoͤrmliche Haufen von zerbrochnen Schiefer-Stuͤcken, und jenſeit derſelben
nichts als ſcharfe Felſenſpitzen und Bergruͤcken entdeckten. Ueberhaupt hatte
das ganze Land den oͤdeſten, ſchreckenvolleſten Anblick, den man ſich nur denken
kann. Nicht eine Spur von Gruͤn, ja nicht einmahl die unfoͤrmlichen Amphi-
bien, die wir auf Neu Georgien fanden, waren hier zu ſehen. Kurz wir konnten
nicht umhin, jene Beſchreibung des Plinius auf ſie anzuwenden, die dahin
lautet:
1775.
Februar.
Pars mundi damnata à rerum natura, et denſa merſa caligine.
Hiſt. Nat. lib. XV. c. 36.
Am folgenden Tag verſtattete uns der Wind naͤher an die Lichtmeß-In-
ſeln heran zu kommen, und ihre Lage auf 57°.10′ ſuͤdlicher Breite und 27°.
6′ weſtlicher Laͤnge zu beſtimmen. Da nunmehro von dem gegen Suͤden be-
findlichen Lande, deſſen noͤrdliche Spitze wir umſeegelt hatten, nichts mehr zu
ſehen war, ſo ſteuerten wir wieder gen Oſten. Capitain Cook nannte es anfaͤng-
lich Schneeland, aͤnderte aber dieſe Benennung in Sandwich-Land. Ich
ſollte faſt glauben, daß die alten Seefahrer dies Land ſchon entdeckt, und unter
den Nahmen Golfo de S. Sebaſtiano und Inſel Creſſalina verſtanden haben.
Es iſt noch ungewiß, ob die verſchiednen vorſpringenden weſtlichen Spitzen,
Thule, Cap Briſtol, und Cap Montague, ein zuſammenhangendes Land, oder
abgeſonderte Eilande ausmachen. Vielleicht bleibt dies auch, auf viele kuͤnf-
tige Jahrhunderte unentſchieden, indem eine Seefahrt nach dieſer wuͤſten Welt-
gegend nicht allein gefaͤhrlich, ſondern auch dem menſchlichen Geſchlecht zu nichts
vortheilhaft ſeyn wuͤrde. Es war der Gegenſtand unſerer gefaͤhrlichen Reiſe,
die ſuͤdliche Halbkugel bis zum ſechszigſten Grad der Breite zu unterſuchen, und
zu entſcheiden, ob dort im gemaͤßigten Erdſtrich ein großes feſtes Land vorhan-
den ſey, oder nicht. Die verſchiedenen Curs-Linien, welche wir zu dieſem End-
zweck gehalten, haͤben aber nicht nur deutlich erwieſen, daß in der ſuͤdlichen ge-
maͤßigten Zone kein großes feſtes Land liegt, ſondern da wir innerhalb des gefror-
nen Erdguͤrtels bis zum 71ten Grade ſuͤdlicher Breite vorgedrungen ſind, ſo iſt
dadurch zugleich hoͤchſt wahrſcheinlich gemacht worden, daß der jenſeit des An-
tarctiſchen Polar-Zirkels befindliche Raum bey weitem nicht mit Land ganz an-
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