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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Länge eine Klippe, die wir Coopers Eiland nannten, bald darauf entdeckten1775.
Januar.

wir ohngefähr 14 Seemeilen weit gen Südosten, eine andere Insel, deren
Größe sich aber noch nicht bestimmen lies.

Diesem neuen Lande seegelten wir am 20sten, des Morgens entgegen,
nachdem wir die südliche Spitze der Insel Georgien nun so weit verfolgt hatten,
daß uns am 16ten die entdeckten grünen Eilande wieder im Gesicht lagen. Seit
vier Tagen war das Wetter sehr klar und zu Entdeckungen günstig, auch der
Wind gemäßigt und die Witterung gelinde gewesen. Allein kaum hatten wir
diese Küste verlassen, so entstand unter Nebel und Regen ein so heftiger Wind,
daß wir unsre Mars-Seegel einziehen mußten. Zum Glück hielt dies stürmi-
sche Wetter nicht lange an, denn um Mitternacht ward es schon wieder Wind-
stille. Das neue Land, auf welches wir zu seegelten, war in Nebel gehüllt, da-
her wir aus Vorsicht drey Tage lang beständig lavirten.

Das trübe Wetter und der frische Wind, hielten am 23sten noch immer
an, und also seegelten wir, um desto sicherer zu seyn, gerade seewärts, als Lieutenant
Clerke, gegen eilf Uhr mit einmahl Brandungen entdeckte, die kaum eine halbe
Meile vor uns lagen, und zu gleicher Zeit verschiedne Seeraben wahrnahm, die
selten weiter als eine halbe Meile vom Lande zu gehen pflegen. Nun merkten
wir erst, daß wir während dieses neblichten Wetters, ohne es selbst zu wissen,
oder inne zu werden, rund um das neue Land gesegelt, folglich in der äußersten
Gefahr gewesen waren, Schifbruch zu leiden. In demselben Augenblick, da wir
den besonderen Schutz der Vorsehung erkannten, ward auch das Schif gerade
vom Lande abgewendet, zumahl da der Nebel noch immer anhielt und mit Wind-
stillen abwechselte. Abends klärte sich endlich das Wetter auf, und ließ uns
beydes, die Insel Georgien und das Eiland, welches wir umseegelt, deutlich
sehen. Letzteres war von geringem Umfang, aber mit einer Menge einzelner
zerstreuten Klippen umgeben. Diese ganze Gruppe gefährlicher Felsen ward
nach dem, der sie entdeckt hatte, Clerkes Rocks (d. i. Clerkens Felsen) genannt.
Sie liegt unterm 55°. südlicher Breite und 34°.50' westlicher Länge. Früh
am 25sten steuerten wir ostwärts und hernach etwas südlicher, um zu guter letzt
noch einen Lauf gen Süden vorzunehmen, ehe wir nach gelindern Erdstrichen zu-
rück kehrten.


in den Jahren 1772 bis 1775.
Laͤnge eine Klippe, die wir Coopers Eiland nannten, bald darauf entdeckten1775.
Januar.

wir ohngefaͤhr 14 Seemeilen weit gen Suͤdoſten, eine andere Inſel, deren
Groͤße ſich aber noch nicht beſtimmen lies.

Dieſem neuen Lande ſeegelten wir am 20ſten, des Morgens entgegen,
nachdem wir die ſuͤdliche Spitze der Inſel Georgien nun ſo weit verfolgt hatten,
daß uns am 16ten die entdeckten gruͤnen Eilande wieder im Geſicht lagen. Seit
vier Tagen war das Wetter ſehr klar und zu Entdeckungen guͤnſtig, auch der
Wind gemaͤßigt und die Witterung gelinde geweſen. Allein kaum hatten wir
dieſe Kuͤſte verlaſſen, ſo entſtand unter Nebel und Regen ein ſo heftiger Wind,
daß wir unſre Mars-Seegel einziehen mußten. Zum Gluͤck hielt dies ſtuͤrmi-
ſche Wetter nicht lange an, denn um Mitternacht ward es ſchon wieder Wind-
ſtille. Das neue Land, auf welches wir zu ſeegelten, war in Nebel gehuͤllt, da-
her wir aus Vorſicht drey Tage lang beſtaͤndig lavirten.

Das truͤbe Wetter und der friſche Wind, hielten am 23ſten noch immer
an, und alſo ſeegelten wir, um deſto ſicherer zu ſeyn, gerade ſeewaͤrts, als Lieutenant
Clerke, gegen eilf Uhr mit einmahl Brandungen entdeckte, die kaum eine halbe
Meile vor uns lagen, und zu gleicher Zeit verſchiedne Seeraben wahrnahm, die
ſelten weiter als eine halbe Meile vom Lande zu gehen pflegen. Nun merkten
wir erſt, daß wir waͤhrend dieſes neblichten Wetters, ohne es ſelbſt zu wiſſen,
oder inne zu werden, rund um das neue Land geſegelt, folglich in der aͤußerſten
Gefahr geweſen waren, Schifbruch zu leiden. In demſelben Augenblick, da wir
den beſonderen Schutz der Vorſehung erkannten, ward auch das Schif gerade
vom Lande abgewendet, zumahl da der Nebel noch immer anhielt und mit Wind-
ſtillen abwechſelte. Abends klaͤrte ſich endlich das Wetter auf, und ließ uns
beydes, die Inſel Georgien und das Eiland, welches wir umſeegelt, deutlich
ſehen. Letzteres war von geringem Umfang, aber mit einer Menge einzelner
zerſtreuten Klippen umgeben. Dieſe ganze Gruppe gefaͤhrlicher Felſen ward
nach dem, der ſie entdeckt hatte, Clerkes Rocks (d. i. Clerkens Felſen) genannt.
Sie liegt unterm 55°. ſuͤdlicher Breite und 34°.50′ weſtlicher Laͤnge. Fruͤh
am 25ſten ſteuerten wir oſtwaͤrts und hernach etwas ſuͤdlicher, um zu guter letzt
noch einen Lauf gen Suͤden vorzunehmen, ehe wir nach gelindern Erdſtrichen zu-
ruͤck kehrten.


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[415/0433] in den Jahren 1772 bis 1775. Laͤnge eine Klippe, die wir Coopers Eiland nannten, bald darauf entdeckten wir ohngefaͤhr 14 Seemeilen weit gen Suͤdoſten, eine andere Inſel, deren Groͤße ſich aber noch nicht beſtimmen lies. 1775. Januar. Dieſem neuen Lande ſeegelten wir am 20ſten, des Morgens entgegen, nachdem wir die ſuͤdliche Spitze der Inſel Georgien nun ſo weit verfolgt hatten, daß uns am 16ten die entdeckten gruͤnen Eilande wieder im Geſicht lagen. Seit vier Tagen war das Wetter ſehr klar und zu Entdeckungen guͤnſtig, auch der Wind gemaͤßigt und die Witterung gelinde geweſen. Allein kaum hatten wir dieſe Kuͤſte verlaſſen, ſo entſtand unter Nebel und Regen ein ſo heftiger Wind, daß wir unſre Mars-Seegel einziehen mußten. Zum Gluͤck hielt dies ſtuͤrmi- ſche Wetter nicht lange an, denn um Mitternacht ward es ſchon wieder Wind- ſtille. Das neue Land, auf welches wir zu ſeegelten, war in Nebel gehuͤllt, da- her wir aus Vorſicht drey Tage lang beſtaͤndig lavirten. Das truͤbe Wetter und der friſche Wind, hielten am 23ſten noch immer an, und alſo ſeegelten wir, um deſto ſicherer zu ſeyn, gerade ſeewaͤrts, als Lieutenant Clerke, gegen eilf Uhr mit einmahl Brandungen entdeckte, die kaum eine halbe Meile vor uns lagen, und zu gleicher Zeit verſchiedne Seeraben wahrnahm, die ſelten weiter als eine halbe Meile vom Lande zu gehen pflegen. Nun merkten wir erſt, daß wir waͤhrend dieſes neblichten Wetters, ohne es ſelbſt zu wiſſen, oder inne zu werden, rund um das neue Land geſegelt, folglich in der aͤußerſten Gefahr geweſen waren, Schifbruch zu leiden. In demſelben Augenblick, da wir den beſonderen Schutz der Vorſehung erkannten, ward auch das Schif gerade vom Lande abgewendet, zumahl da der Nebel noch immer anhielt und mit Wind- ſtillen abwechſelte. Abends klaͤrte ſich endlich das Wetter auf, und ließ uns beydes, die Inſel Georgien und das Eiland, welches wir umſeegelt, deutlich ſehen. Letzteres war von geringem Umfang, aber mit einer Menge einzelner zerſtreuten Klippen umgeben. Dieſe ganze Gruppe gefaͤhrlicher Felſen ward nach dem, der ſie entdeckt hatte, Clerkes Rocks (d. i. Clerkens Felſen) genannt. Sie liegt unterm 55°. ſuͤdlicher Breite und 34°.50′ weſtlicher Laͤnge. Fruͤh am 25ſten ſteuerten wir oſtwaͤrts und hernach etwas ſuͤdlicher, um zu guter letzt noch einen Lauf gen Suͤden vorzunehmen, ehe wir nach gelindern Erdſtrichen zu- ruͤck kehrten.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 415. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/433>, abgerufen am 27.11.2024.