Aas-Krähen hießen, und sich vermuthlich von verreckten oder mit Gewalt ent-1774. Decem- ber. führten jungen See-Bären und See-Löwen nähren mogten. Hiernächst fand sich auch eine Art Habichte, imgleichen Gänse von der Art, die uns in Christ- meß-Sund so gut geschmeckt. Endlich so waren auch Pinguins von einer uns noch unbekannten Gattung, graue Sturm-Vögel, so groß als Albatrosse, von den Spaniern Quebranta-huessos, (Knochenbrecher) genannt, und See- Raben allhier vorhanden.
Das neue Jahr fieng, bey frischem Winde und kalter Luft, mit einem1775. Januar. schönen heitern Tage an. Um den benachbarten Neujahrs-Haven nicht ganz unerforscht zu lassen, ward ein Boot abgeschickt, die Küste aufzunehmen, und den Ankerplatz zu sondiren; wir wären gern mit dahin gegangen, weil aber Lientenant Pickersgill, der dies Boot commandirte, Befehl erhielt, sich gar nicht am Lande aufzuhalten, so begleiteten wir lieber den Capitain, der aber- mahls nach dem in unserer Nachbarschaft befindlichen Eilande hinfuhr. Die Erd-Schichten bestanden daselbst aus einem gelben thonartigen Steine, und an andern Orten aus grauem Schiefer; beide waren, nach Maasgabe ihrer ver- schiednen Lage, von verschiedner Härte. Auf den Klippen hatten sich, der ge- strigen Niederlage ohnerachtet, wiederum ganze Heerden von See-Bären und See-Löwen gelagert; wir ließen sie aber diesmahl ungestört, weil eine andre Parthey auf die Jagd ausgeschickt worden. Sonderbar war es, daß, so na- he diese beyden Thier-Arten auch mit einander verwandt sind, sie sich dennoch niemahls vermischten, sondern überall genau von einander abgesondert hielten. Ihrer starken Ausdünstungen wegen konnte man sie, gleich allen übrigen See- Hunds Arten, bereits von weiten riechen; schon zu Homers Zeiten war diese Eigenschaft, so wie auch ihre Unthätigkeit und Schläfrigkeit, während daß sie am Lande sind, bekannt.
Auf unsrer Fahrt längst dem Ufer, kamen wir an einen Platz, wo viele tausend See-Raben, auf den zuvorerwähnten, mit Gras bewachsenen, kleinen Erdhü-
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in den Jahren 1772 bis 1775.
Aas-Kraͤhen hießen, und ſich vermuthlich von verreckten oder mit Gewalt ent-1774. Decem- ber. fuͤhrten jungen See-Baͤren und See-Loͤwen naͤhren mogten. Hiernaͤchſt fand ſich auch eine Art Habichte, imgleichen Gaͤnſe von der Art, die uns in Chriſt- meß-Sund ſo gut geſchmeckt. Endlich ſo waren auch Pinguins von einer uns noch unbekannten Gattung, graue Sturm-Voͤgel, ſo groß als Albatroſſe, von den Spaniern Quebranta-hueſſos, (Knochenbrecher) genannt, und See- Raben allhier vorhanden.
Das neue Jahr fieng, bey friſchem Winde und kalter Luft, mit einem1775. Januar. ſchoͤnen heitern Tage an. Um den benachbarten Neujahrs-Haven nicht ganz unerforſcht zu laſſen, ward ein Boot abgeſchickt, die Kuͤſte aufzunehmen, und den Ankerplatz zu ſondiren; wir waͤren gern mit dahin gegangen, weil aber Lientenant Pickersgill, der dies Boot commandirte, Befehl erhielt, ſich gar nicht am Lande aufzuhalten, ſo begleiteten wir lieber den Capitain, der aber- mahls nach dem in unſerer Nachbarſchaft befindlichen Eilande hinfuhr. Die Erd-Schichten beſtanden daſelbſt aus einem gelben thonartigen Steine, und an andern Orten aus grauem Schiefer; beide waren, nach Maasgabe ihrer ver- ſchiednen Lage, von verſchiedner Haͤrte. Auf den Klippen hatten ſich, der ge- ſtrigen Niederlage ohnerachtet, wiederum ganze Heerden von See-Baͤren und See-Loͤwen gelagert; wir ließen ſie aber diesmahl ungeſtoͤrt, weil eine andre Parthey auf die Jagd ausgeſchickt worden. Sonderbar war es, daß, ſo na- he dieſe beyden Thier-Arten auch mit einander verwandt ſind, ſie ſich dennoch niemahls vermiſchten, ſondern uͤberall genau von einander abgeſondert hielten. Ihrer ſtarken Ausduͤnſtungen wegen konnte man ſie, gleich allen uͤbrigen See- Hunds Arten, bereits von weiten riechen; ſchon zu Homers Zeiten war dieſe Eigenſchaft, ſo wie auch ihre Unthaͤtigkeit und Schlaͤfrigkeit, waͤhrend daß ſie am Lande ſind, bekannt.
Auf unſrer Fahrt laͤngſt dem Ufer, kamen wir an einen Platz, wo viele tauſend See-Raben, auf den zuvorerwaͤhnten, mit Gras bewachſenen, kleinen Erdhuͤ-
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in den Jahren 1772 bis 1775.
Aas-Kraͤhen hießen, und ſich vermuthlich von verreckten oder mit Gewalt ent-
fuͤhrten jungen See-Baͤren und See-Loͤwen naͤhren mogten. Hiernaͤchſt fand
ſich auch eine Art Habichte, imgleichen Gaͤnſe von der Art, die uns in Chriſt-
meß-Sund ſo gut geſchmeckt. Endlich ſo waren auch Pinguins von einer
uns noch unbekannten Gattung, graue Sturm-Voͤgel, ſo groß als Albatroſſe,
von den Spaniern Quebranta-hueſſos, (Knochenbrecher) genannt, und See-
Raben allhier vorhanden.
1774.
Decem-
ber.
Das neue Jahr fieng, bey friſchem Winde und kalter Luft, mit einem
ſchoͤnen heitern Tage an. Um den benachbarten Neujahrs-Haven nicht ganz
unerforſcht zu laſſen, ward ein Boot abgeſchickt, die Kuͤſte aufzunehmen, und
den Ankerplatz zu ſondiren; wir waͤren gern mit dahin gegangen, weil aber
Lientenant Pickersgill, der dies Boot commandirte, Befehl erhielt, ſich gar
nicht am Lande aufzuhalten, ſo begleiteten wir lieber den Capitain, der aber-
mahls nach dem in unſerer Nachbarſchaft befindlichen Eilande hinfuhr. Die
Erd-Schichten beſtanden daſelbſt aus einem gelben thonartigen Steine, und an
andern Orten aus grauem Schiefer; beide waren, nach Maasgabe ihrer ver-
ſchiednen Lage, von verſchiedner Haͤrte. Auf den Klippen hatten ſich, der ge-
ſtrigen Niederlage ohnerachtet, wiederum ganze Heerden von See-Baͤren und
See-Loͤwen gelagert; wir ließen ſie aber diesmahl ungeſtoͤrt, weil eine andre
Parthey auf die Jagd ausgeſchickt worden. Sonderbar war es, daß, ſo na-
he dieſe beyden Thier-Arten auch mit einander verwandt ſind, ſie ſich dennoch
niemahls vermiſchten, ſondern uͤberall genau von einander abgeſondert hielten.
Ihrer ſtarken Ausduͤnſtungen wegen konnte man ſie, gleich allen uͤbrigen See-
Hunds Arten, bereits von weiten riechen; ſchon zu Homers Zeiten war dieſe
Eigenſchaft, ſo wie auch ihre Unthaͤtigkeit und Schlaͤfrigkeit, waͤhrend daß ſie
am Lande ſind, bekannt.
1775.
Januar.
— φῶκαι νέποδες —
Ἀθρόαι ἕυδουσιν, πολιῆς ἁλὸς ἐξαναδῦσαι
πικρὸν ἀποπνείουσαι ἁλὸς πολυβενθέος ὀδμήν.
Homer.
Auf unſrer Fahrt laͤngſt dem Ufer, kamen wir an einen Platz, wo viele tauſend
See-Raben, auf den zuvorerwaͤhnten, mit Gras bewachſenen, kleinen Erdhuͤ-
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 405. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/423>, abgerufen am 22.07.2024.
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