Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.Decem- ber.so groß als kleine Kirschen trugen. An eben dieser Insel saßen die Klippen längst dem Ufer voller großen Muscheln (Mytilus edulis) deren Fleisch uns schmakhafter vorkam, als die besten Austern. So lieferten uns also diese öden Felsen, die beym ersten Anblick keinem lebendigen Geschöpfe etwas zu versprechen schienen, eine Mahlzeit, die, mit unserm Schifszwieback und einem Stückchen gepöckelten Rindfleisch, in dieser Weltgegend herrlich genannt werden konnte! Auf dem Rückwege entdeckten wir auf einigen andern flachen Inseln, vortrefliche Sellerie, die zwar kleiner als die Neu-Seeländische, aber ungleich kräftiger war, vermuthlich, weil sich in dem felsigten Boden die Säfte besser concentrirt hatten. Wir nahmen eine ganze Bootsladung davon mit nach dem Schiffe, und kamen endlich, von mehrmahligen Regengüssen ganz durchnäßt, an Bord. Bey der Rückkunft empfanden wir, daß die Gegend um unsern Ankerplatz merklich wär- mer war, als im nördlichen District der Bay, woselbst die Luft durch die mäch- tigen Schneegebürge ungleich kälter gemacht wurde. Fast zu eben der Zeit als wir, kam auch einer von den Lieutenants zurück, den Capitain Cook abgeschickt hatte, um die Nordwestseite der Bay aufzunehmen. Den folgenden Tag war das Wetter so schön gelinde, daß verschiedne Anstatt mit den jüngern Officieren auf die Jagd zu gehen, begleiteten Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Decem- ber.ſo groß als kleine Kirſchen trugen. An eben dieſer Inſel ſaßen die Klippen laͤngſt dem Ufer voller großen Muſcheln (Mytilus edulis) deren Fleiſch uns ſchmakhafter vorkam, als die beſten Auſtern. So lieferten uns alſo dieſe oͤden Felſen, die beym erſten Anblick keinem lebendigen Geſchoͤpfe etwas zu verſprechen ſchienen, eine Mahlzeit, die, mit unſerm Schifszwieback und einem Stuͤckchen gepoͤckelten Rindfleiſch, in dieſer Weltgegend herrlich genannt werden konnte! Auf dem Ruͤckwege entdeckten wir auf einigen andern flachen Inſeln, vortrefliche Sellerie, die zwar kleiner als die Neu-Seelaͤndiſche, aber ungleich kraͤftiger war, vermuthlich, weil ſich in dem felſigten Boden die Saͤfte beſſer concentrirt hatten. Wir nahmen eine ganze Bootsladung davon mit nach dem Schiffe, und kamen endlich, von mehrmahligen Regenguͤſſen ganz durchnaͤßt, an Bord. Bey der Ruͤckkunft empfanden wir, daß die Gegend um unſern Ankerplatz merklich waͤr- mer war, als im noͤrdlichen Diſtrict der Bay, woſelbſt die Luft durch die maͤch- tigen Schneegebuͤrge ungleich kaͤlter gemacht wurde. Faſt zu eben der Zeit als wir, kam auch einer von den Lieutenants zuruͤck, den Capitain Cook abgeſchickt hatte, um die Nordweſtſeite der Bay aufzunehmen. Den folgenden Tag war das Wetter ſo ſchoͤn gelinde, daß verſchiedne Anſtatt mit den juͤngern Officieren auf die Jagd zu gehen, begleiteten <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0406" n="388"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Decem-<lb/> ber.</note>ſo groß als kleine Kirſchen trugen. An eben dieſer Inſel ſaßen die Klippen<lb/> laͤngſt <choice><sic>den</sic><corr>dem</corr></choice> Ufer voller großen Muſcheln (<hi rendition="#aq">Mytilus edulis</hi>) deren Fleiſch uns<lb/> ſchmakhafter vorkam, als die beſten Auſtern. 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Forſter’s Reiſe um die Welt
ſo groß als kleine Kirſchen trugen. An eben dieſer Inſel ſaßen die Klippen
laͤngſt dem Ufer voller großen Muſcheln (Mytilus edulis) deren Fleiſch uns
ſchmakhafter vorkam, als die beſten Auſtern. So lieferten uns alſo dieſe oͤden
Felſen, die beym erſten Anblick keinem lebendigen Geſchoͤpfe etwas zu verſprechen
ſchienen, eine Mahlzeit, die, mit unſerm Schifszwieback und einem Stuͤckchen
gepoͤckelten Rindfleiſch, in dieſer Weltgegend herrlich genannt werden konnte!
Auf dem Ruͤckwege entdeckten wir auf einigen andern flachen Inſeln, vortrefliche
Sellerie, die zwar kleiner als die Neu-Seelaͤndiſche, aber ungleich kraͤftiger war,
vermuthlich, weil ſich in dem felſigten Boden die Saͤfte beſſer concentrirt hatten.
Wir nahmen eine ganze Bootsladung davon mit nach dem Schiffe, und kamen
endlich, von mehrmahligen Regenguͤſſen ganz durchnaͤßt, an Bord. Bey der
Ruͤckkunft empfanden wir, daß die Gegend um unſern Ankerplatz merklich waͤr-
mer war, als im noͤrdlichen Diſtrict der Bay, woſelbſt die Luft durch die maͤch-
tigen Schneegebuͤrge ungleich kaͤlter gemacht wurde. Faſt zu eben der Zeit als
wir, kam auch einer von den Lieutenants zuruͤck, den Capitain Cook abgeſchickt
hatte, um die Nordweſtſeite der Bay aufzunehmen.
1774.
Decem-
ber.
Den folgenden Tag war das Wetter ſo ſchoͤn gelinde, daß verſchiedne
von unſrer Schiffsgeſellſchaft auf dem Eilande, woran das Schif vor Anker lag,
eine Vogel- Jagd anſtellten, die ſehr ergiebig ausfiel. Herr Hodges zeich-
uete unterdeß die ganze Bay von einer Hoͤhe, wo der Geſichtspunct uͤberaus
vortheilhaft war. Auf dem Kupferſtich, der nach dieſer Zeichnung in England
verfertigt worden iſt, ſtehet man, im Vorgrunde, einen Vogel, der vermuthlich
einen Falken vorſtellen ſoll, dergleichen wir auf Tierra del Fuego angetroffen
haben. Dieſe Gattung iſt am Halſe und an den Schultern grau und braun
geſtreifet, der Kopf aber ganz braun und mit einem ſchwarzen Federbuſch ge-
ziert. Dem Kupferſtich nach zu urtheilen, wuͤrde man ihn von ungeheurer
Groͤße halten, gleichwohl iſt er in der Natur um nichts groͤßer als der gewoͤhnli-
che Falk (falco gentilis).
Anſtatt mit den juͤngern Officieren auf die Jagd zu gehen, begleiteten
wir den Capitain, der dieſen Morgen rund um das Eiland fuhr, woran unſer
Schiff geankert war, und der Lieutenant Pickersgill gieng, einer aͤhnlichen Un-
terſuchung wegen, nach einer andern Gegend der Bay ab. Wir waren mit unſerer
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