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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
Decem-
ber.
aus Feldspath, Quarz und schwarzem Glimmer zusammen gesetzt war. An den
mehresten Stellen ist er gänzlich kahl, ohne Erdreich, Laub und Kraut; nur hin
und wieder hat der Regen oder geschmolzne Schnee etwas Sand zusammen ge-
schlemmt und an diesen Stellen findet sich ein Rasen, von ganz kleinen Moos-
ähnlichen Pflanzen, der ohngefähr einen Zoll dick ist, aber leicht unter den
Füßen weggleitet, indem er unmöglich fest auf dem Felsen liegen kann. Je mehr
dergleichen Stellen vor den zerstörenden Winden geschützt sind, desto mehr andre
Pflanzen-Arten kommen unter den Moos ähnlichen auf, und dadurch entsteht end-
lich so viel Erdreich, daß Stauden, nach und nach, zu der Größe eines kleinen
Gebüsches aufwachsen. Dahin gehört unter andern diejenige Bau-Art, deren Rinde
als ein trefliches Gewürz, durch den Capitain Winter zuerst nach Europa
gebracht, und ihm zu Ehren, Winters-Rinde genannt worden ist. Man
pflegt sie oft mit der canella-alba zu verwechseln, diese kommt aber aus
Jamaica, und rührt von einer ganz andern Pflanze her. Der eigentliche
Winter Rinden-Baum gelangt, an den Ufern der Magellanischen Meer-
Enge
, desgleichen auf der Ostseite von Tierra del Fuego, zu einer ansehnli-
chen Größe; hingegen an derjenigen unwirthbaren Küste dieses Landes, wo wir
uns jetzt befanden, erreicht er nicht über zehn Fuß Höhe und bleibt, auch dann
noch, gemeiniglich ein krummer, unansehnlicher Busch. So unfruchtbar in-
dessen diese Felsen seyn mochten, so war uns doch fast jede ihrer Pflanzen neu,
und einige Gattungen sogar mit schönen und wohlriechenden Blumen geziert.
Aus denen unmittelbar an der See liegenden Felsenklippen wuchs eine unsäg-
liche Menge Seegras hervor, dessen Blätter sich auf der Oberfläche des Wassers
ausbreiteten, und Schaaren von Meer-Elstern, Seeraben und Gänsen beleb-
ten den menschenleeren Strand. Gleich nach unsrer Rückkunft begonnen die
Matrosen das Schiff in die neue Bucht zu ziehen, und kamen Nachmittags
glücklich damit zu Stande. Zwischen dem zuvor erwehnten Seegrase hielten
sich kleine Fische von der Kabliauart auf, davon wir zwar einige wenige, allein
zu einer förmlichen Mahlzeit bey weitem nicht genug fiengen.

Am folgenden Morgen fuhr Capitain Cook in aller Frühe ab, um die
Gegend aufzunehmen, und wir begleiteten ihn, um unsrer Seits die Producte
des Landes zu untersuchen. Der Haven ist sehr geräumig, und, sowohl an der

Ost-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Decem-
ber.
aus Feldſpath, Quarz und ſchwarzem Glimmer zuſammen geſetzt war. An den
mehreſten Stellen iſt er gaͤnzlich kahl, ohne Erdreich, Laub und Kraut; nur hin
und wieder hat der Regen oder geſchmolzne Schnee etwas Sand zuſammen ge-
ſchlemmt und an dieſen Stellen findet ſich ein Raſen, von ganz kleinen Moos-
aͤhnlichen Pflanzen, der ohngefaͤhr einen Zoll dick iſt, aber leicht unter den
Fuͤßen weggleitet, indem er unmoͤglich feſt auf dem Felſen liegen kann. Je mehr
dergleichen Stellen vor den zerſtoͤrenden Winden geſchuͤtzt ſind, deſto mehr andre
Pflanzen-Arten kommen unter den Moos aͤhnlichen auf, und dadurch entſteht end-
lich ſo viel Erdreich, daß Stauden, nach und nach, zu der Groͤße eines kleinen
Gebuͤſches aufwachſen. Dahin gehoͤrt unter andern diejenige Bau-Art, deren Rinde
als ein trefliches Gewuͤrz, durch den Capitain Winter zuerſt nach Europa
gebracht, und ihm zu Ehren, Winters-Rinde genannt worden iſt. Man
pflegt ſie oft mit der canella-alba zu verwechſeln, dieſe kommt aber aus
Jamaica, und ruͤhrt von einer ganz andern Pflanze her. Der eigentliche
Winter Rinden-Baum gelangt, an den Ufern der Magellaniſchen Meer-
Enge
, desgleichen auf der Oſtſeite von Tierra del Fuego, zu einer anſehnli-
chen Groͤße; hingegen an derjenigen unwirthbaren Kuͤſte dieſes Landes, wo wir
uns jetzt befanden, erreicht er nicht uͤber zehn Fuß Hoͤhe und bleibt, auch dann
noch, gemeiniglich ein krummer, unanſehnlicher Buſch. So unfruchtbar in-
deſſen dieſe Felſen ſeyn mochten, ſo war uns doch faſt jede ihrer Pflanzen neu,
und einige Gattungen ſogar mit ſchoͤnen und wohlriechenden Blumen geziert.
Aus denen unmittelbar an der See liegenden Felſenklippen wuchs eine unſaͤg-
liche Menge Seegras hervor, deſſen Blaͤtter ſich auf der Oberflaͤche des Waſſers
ausbreiteten, und Schaaren von Meer-Elſtern, Seeraben und Gaͤnſen beleb-
ten den menſchenleeren Strand. Gleich nach unſrer Ruͤckkunft begonnen die
Matroſen das Schiff in die neue Bucht zu ziehen, und kamen Nachmittags
gluͤcklich damit zu Stande. Zwiſchen dem zuvor erwehnten Seegraſe hielten
ſich kleine Fiſche von der Kabliauart auf, davon wir zwar einige wenige, allein
zu einer foͤrmlichen Mahlzeit bey weitem nicht genug fiengen.

Am folgenden Morgen fuhr Capitain Cook in aller Fruͤhe ab, um die
Gegend aufzunehmen, und wir begleiteten ihn, um unſrer Seits die Producte
des Landes zu unterſuchen. Der Haven iſt ſehr geraͤumig, und, ſowohl an der

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[384/0402] Forſter’s Reiſe um die Welt aus Feldſpath, Quarz und ſchwarzem Glimmer zuſammen geſetzt war. An den mehreſten Stellen iſt er gaͤnzlich kahl, ohne Erdreich, Laub und Kraut; nur hin und wieder hat der Regen oder geſchmolzne Schnee etwas Sand zuſammen ge- ſchlemmt und an dieſen Stellen findet ſich ein Raſen, von ganz kleinen Moos- aͤhnlichen Pflanzen, der ohngefaͤhr einen Zoll dick iſt, aber leicht unter den Fuͤßen weggleitet, indem er unmoͤglich feſt auf dem Felſen liegen kann. Je mehr dergleichen Stellen vor den zerſtoͤrenden Winden geſchuͤtzt ſind, deſto mehr andre Pflanzen-Arten kommen unter den Moos aͤhnlichen auf, und dadurch entſteht end- lich ſo viel Erdreich, daß Stauden, nach und nach, zu der Groͤße eines kleinen Gebuͤſches aufwachſen. Dahin gehoͤrt unter andern diejenige Bau-Art, deren Rinde als ein trefliches Gewuͤrz, durch den Capitain Winter zuerſt nach Europa gebracht, und ihm zu Ehren, Winters-Rinde genannt worden iſt. Man pflegt ſie oft mit der canella-alba zu verwechſeln, dieſe kommt aber aus Jamaica, und ruͤhrt von einer ganz andern Pflanze her. Der eigentliche Winter Rinden-Baum gelangt, an den Ufern der Magellaniſchen Meer- Enge, desgleichen auf der Oſtſeite von Tierra del Fuego, zu einer anſehnli- chen Groͤße; hingegen an derjenigen unwirthbaren Kuͤſte dieſes Landes, wo wir uns jetzt befanden, erreicht er nicht uͤber zehn Fuß Hoͤhe und bleibt, auch dann noch, gemeiniglich ein krummer, unanſehnlicher Buſch. So unfruchtbar in- deſſen dieſe Felſen ſeyn mochten, ſo war uns doch faſt jede ihrer Pflanzen neu, und einige Gattungen ſogar mit ſchoͤnen und wohlriechenden Blumen geziert. Aus denen unmittelbar an der See liegenden Felſenklippen wuchs eine unſaͤg- liche Menge Seegras hervor, deſſen Blaͤtter ſich auf der Oberflaͤche des Waſſers ausbreiteten, und Schaaren von Meer-Elſtern, Seeraben und Gaͤnſen beleb- ten den menſchenleeren Strand. Gleich nach unſrer Ruͤckkunft begonnen die Matroſen das Schiff in die neue Bucht zu ziehen, und kamen Nachmittags gluͤcklich damit zu Stande. Zwiſchen dem zuvor erwehnten Seegraſe hielten ſich kleine Fiſche von der Kabliauart auf, davon wir zwar einige wenige, allein zu einer foͤrmlichen Mahlzeit bey weitem nicht genug fiengen. 1774. Decem- ber. Am folgenden Morgen fuhr Capitain Cook in aller Fruͤhe ab, um die Gegend aufzunehmen, und wir begleiteten ihn, um unſrer Seits die Producte des Landes zu unterſuchen. Der Haven iſt ſehr geraͤumig, und, ſowohl an der Oſt-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 384. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/402>, abgerufen am 24.11.2024.