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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Sieger noch viel Leute. Herr Crozet both 50 Thaler für einen lebendigen1774.
October.

Neu-Seeländer, es war aber den Franzosen nicht möglich, nur einen einzigen
habhaft zu werden. Ein Soldat, der die Prämie gern verdienen wollte, bekam einen
alten abgelebten Greis zu packen, und suchte ihn zum Capitain zu schleppen. Der
Wilde aber, der keine andre Waffen hatte, biß dem Franzosen in die Faust, welches
diesen dermaaßen schmerzte, daß er ihn im ersten Jähzorn mit dem Bayonet nieder-
stieß. In dem eroberten Hippah fand sich eine große Menge Zeug, Waffen, Werk-
zeuge und rohes Flachs, nebst einem ansehnlichen Vorrath von troknen Fischen und
Wurzeln, die vermuthlich für den bevorstehenden Winter daselbst aufbewahrt
wurden. Diese blutige Unternehmung verbreitete ein solches Schrecken unter
die Indianer, daß Herr Crozet seine Schiffe nun ungestört ausbessern, und,
nach einem Aufenthalt von vier und sechzig Tagen, die Bay der Eilande verlas-
sen konnte.

Bey dieser Streitigkeit mit den Franzosen würden die Neu Seeländer
in keinem vortheilhaften Lichte erscheinen, wenn wir nicht vermuthen könnten,
daß vorher etwas vorgefallen seyn müße, wodurch sie sehr beleidigt und in
Harnisch gebracht worden. Wenigstens siehet man aus ihrem übrigen Betra-
gen gegen die Europäer, daß sie weder verrätherisch noch menschenfeindlich sind.
Warum sollten wir also nicht annehmen dürfen, daß die Franzosen, ohne es
vielleicht selbst zu wissen oder gewahr zu werden, ihnen etwas in den Weg ge-
legt, wodurch jene sich für berechtigt gehalten haben, ihrer Rachsucht dermaaßen
den Zügel schießen zu lassen, als dies von rohen Wilden nur immer erwartet wer-
den kann? Wir hatten um desto mehr Ursach der Erzählung der Einwohner
von Königin Charlotten-Sund Glauben beyzumessen, weil sie ihre eignen
Landsleute, unverhohlen, eines Diebstahls beschuldigten. Allein sie gaben auch
deutlich genug zu erkennen, daß die Uebereilung der Unsrigen, diesen Diebstal
sogleich durch Musketenfeuer, und vielleicht ohne Unterschied an dem ganzen
Haufen, zu ahnden, ihre Mitbrüder aufgebracht, und sie zur Rache angereizt habe.
Wir werden gebohren unsre abgemeßne Zeit auf dem Erdboden zu durchleben;
will jemand, vor dem Ablauf dieser Zeit, unserm irrdischen Daseyn ein Ziel setzen,
so können wir es als ein Vergehen gegen die Gesetze des Schöpfers ansehen.
Dieser verlieh uns die Leidenschaften gleichsam zur Schutzwehr und bestimmte

Z z 3

in den Jahren 1772 bis 1775.
Sieger noch viel Leute. Herr Crozet both 50 Thaler fuͤr einen lebendigen1774.
October.

Neu-Seelaͤnder, es war aber den Franzoſen nicht moͤglich, nur einen einzigen
habhaft zu werden. Ein Soldat, der die Praͤmie gern verdienen wollte, bekam einen
alten abgelebten Greis zu packen, und ſuchte ihn zum Capitain zu ſchleppen. Der
Wilde aber, der keine andre Waffen hatte, biß dem Franzoſen in die Fauſt, welches
dieſen dermaaßen ſchmerzte, daß er ihn im erſten Jaͤhzorn mit dem Bayonet nieder-
ſtieß. In dem eroberten Hippah fand ſich eine große Menge Zeug, Waffen, Werk-
zeuge und rohes Flachs, nebſt einem anſehnlichen Vorrath von troknen Fiſchen und
Wurzeln, die vermuthlich fuͤr den bevorſtehenden Winter daſelbſt aufbewahrt
wurden. Dieſe blutige Unternehmung verbreitete ein ſolches Schrecken unter
die Indianer, daß Herr Crozet ſeine Schiffe nun ungeſtoͤrt ausbeſſern, und,
nach einem Aufenthalt von vier und ſechzig Tagen, die Bay der Eilande verlaſ-
ſen konnte.

Bey dieſer Streitigkeit mit den Franzoſen wuͤrden die Neu Seelaͤnder
in keinem vortheilhaften Lichte erſcheinen, wenn wir nicht vermuthen koͤnnten,
daß vorher etwas vorgefallen ſeyn muͤße, wodurch ſie ſehr beleidigt und in
Harniſch gebracht worden. Wenigſtens ſiehet man aus ihrem uͤbrigen Betra-
gen gegen die Europaͤer, daß ſie weder verraͤtheriſch noch menſchenfeindlich ſind.
Warum ſollten wir alſo nicht annehmen duͤrfen, daß die Franzoſen, ohne es
vielleicht ſelbſt zu wiſſen oder gewahr zu werden, ihnen etwas in den Weg ge-
legt, wodurch jene ſich fuͤr berechtigt gehalten haben, ihrer Rachſucht dermaaßen
den Zuͤgel ſchießen zu laſſen, als dies von rohen Wilden nur immer erwartet wer-
den kann? Wir hatten um deſto mehr Urſach der Erzaͤhlung der Einwohner
von Koͤnigin Charlotten-Sund Glauben beyzumeſſen, weil ſie ihre eignen
Landsleute, unverhohlen, eines Diebſtahls beſchuldigten. Allein ſie gaben auch
deutlich genug zu erkennen, daß die Uebereilung der Unſrigen, dieſen Diebſtal
ſogleich durch Musketenfeuer, und vielleicht ohne Unterſchied an dem ganzen
Haufen, zu ahnden, ihre Mitbruͤder aufgebracht, und ſie zur Rache angereizt habe.
Wir werden gebohren unſre abgemeßne Zeit auf dem Erdboden zu durchleben;
will jemand, vor dem Ablauf dieſer Zeit, unſerm irrdiſchen Daſeyn ein Ziel ſetzen,
ſo koͤnnen wir es als ein Vergehen gegen die Geſetze des Schoͤpfers anſehen.
Dieſer verlieh uns die Leidenſchaften gleichſam zur Schutzwehr und beſtimmte

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[365/0383] in den Jahren 1772 bis 1775. Sieger noch viel Leute. Herr Crozet both 50 Thaler fuͤr einen lebendigen Neu-Seelaͤnder, es war aber den Franzoſen nicht moͤglich, nur einen einzigen habhaft zu werden. Ein Soldat, der die Praͤmie gern verdienen wollte, bekam einen alten abgelebten Greis zu packen, und ſuchte ihn zum Capitain zu ſchleppen. Der Wilde aber, der keine andre Waffen hatte, biß dem Franzoſen in die Fauſt, welches dieſen dermaaßen ſchmerzte, daß er ihn im erſten Jaͤhzorn mit dem Bayonet nieder- ſtieß. In dem eroberten Hippah fand ſich eine große Menge Zeug, Waffen, Werk- zeuge und rohes Flachs, nebſt einem anſehnlichen Vorrath von troknen Fiſchen und Wurzeln, die vermuthlich fuͤr den bevorſtehenden Winter daſelbſt aufbewahrt wurden. Dieſe blutige Unternehmung verbreitete ein ſolches Schrecken unter die Indianer, daß Herr Crozet ſeine Schiffe nun ungeſtoͤrt ausbeſſern, und, nach einem Aufenthalt von vier und ſechzig Tagen, die Bay der Eilande verlaſ- ſen konnte. 1774. October. Bey dieſer Streitigkeit mit den Franzoſen wuͤrden die Neu Seelaͤnder in keinem vortheilhaften Lichte erſcheinen, wenn wir nicht vermuthen koͤnnten, daß vorher etwas vorgefallen ſeyn muͤße, wodurch ſie ſehr beleidigt und in Harniſch gebracht worden. Wenigſtens ſiehet man aus ihrem uͤbrigen Betra- gen gegen die Europaͤer, daß ſie weder verraͤtheriſch noch menſchenfeindlich ſind. Warum ſollten wir alſo nicht annehmen duͤrfen, daß die Franzoſen, ohne es vielleicht ſelbſt zu wiſſen oder gewahr zu werden, ihnen etwas in den Weg ge- legt, wodurch jene ſich fuͤr berechtigt gehalten haben, ihrer Rachſucht dermaaßen den Zuͤgel ſchießen zu laſſen, als dies von rohen Wilden nur immer erwartet wer- den kann? Wir hatten um deſto mehr Urſach der Erzaͤhlung der Einwohner von Koͤnigin Charlotten-Sund Glauben beyzumeſſen, weil ſie ihre eignen Landsleute, unverhohlen, eines Diebſtahls beſchuldigten. Allein ſie gaben auch deutlich genug zu erkennen, daß die Uebereilung der Unſrigen, dieſen Diebſtal ſogleich durch Musketenfeuer, und vielleicht ohne Unterſchied an dem ganzen Haufen, zu ahnden, ihre Mitbruͤder aufgebracht, und ſie zur Rache angereizt habe. Wir werden gebohren unſre abgemeßne Zeit auf dem Erdboden zu durchleben; will jemand, vor dem Ablauf dieſer Zeit, unſerm irrdiſchen Daſeyn ein Ziel ſetzen, ſo koͤnnen wir es als ein Vergehen gegen die Geſetze des Schoͤpfers anſehen. Dieſer verlieh uns die Leidenſchaften gleichſam zur Schutzwehr und beſtimmte Z z 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 365. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/383>, abgerufen am 24.11.2024.