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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Raietea, der sich am Bord der Adventure befand,) erzählte mir in England,1774.
October

Er sey der erste gewesen, der die Innschrift am Baume entdeckt hätte, an dessen
Fuß die Flasche mit der Nachricht von unsrer Abreise verscharrt worden war.
Er zeigte die Innschrift dem Capitain, der gleich nachgraben ließ, und die
Flasche nebst dem darin verschlossenen Briefe fand. Selbigem zufolge mach-
te dieser auch unverzüglich Anstalt die Reise fortzusetzen. Schon war sein
Schiff seegelfertig, als er noch ein Boot nach Gros-Cove abschickte, um eine
Ladung Löffelkraut und Sellerie von dort herzuholen. Das Commando dieses
kleinen Detaschements ward einem gewissen Herrn Rowe anvertraut. Dieser
unglückliche junge Mann hatte, bey einer sonst guten Denkungsart, die Vor-
urtheile der seemännischen Erziehung noch nicht völlig abgelegt. Er sahe z. E.
alle Einwohner der Südsee mit einer Art von Verachtung an, und glaubte eben
dasselbe Recht über sie zu haben, welches sich, in barbarischen Jahrhunderten,
die Spanier über das Leben der amerikanischen Wilden anmaaßten. Seine
Leute landeten in Gras-Cove, und fiengen an Kräuter abzuschneiden. Ver-
muthlich hatten sie, um mehrerer Bequemlichkeit willen, bey dieser Arbeit ihre
Röcke ausgezogen; wenigstens erzählten uns die Indianer in Königin-Char-
lotten-Sund
, der Streit sey daher entstanden, daß einer von ihren Lands-
leuten den unsrigen eine Jacke gestohlen hätte. Dieses Diebstahls wegen ha-
be man sogleich Feuer auf sie gegeben und so lange damit fortgefahren, bis die
Matrosen kein Pulver mehr gehabt: Als die Eingebohrnen dies inne geworden,
wären sie auf die Europäer zugerannt, und hätten selbige bis auf den letzten Mann
erschlagen. Da mir selbst erinnerlich ist, daß Herr Rowe immer zu behaupten pfleg-
te, die Neu-Seeländer würden das Feuer unserer Musketerie nicht aushalten,
wenn es einmal zum Schlagen käme; so kann es ganz wohl seyn, daß er bey dieser
Gelegenheit einen Versuch dieser Art habe anstellen wollen. Schon in Tolaga-
Bay
hatte er große Lust bezeugt, auf die Einwohner zu feuern, weil sie ein klein
Brandtwein-Fäßgen entwendet; auf das gutherzige und weisere Zurathen
des Lieutenant Burney ließ er sich jedoch damahls eines bessern bereden. Als
Capitain Furneaux sahe, daß das abgefertigte Boot zween volle Tage aus-
blieb, schickte er vorgedachten Lieutenant Burney in einem andern wohl bemann-
ten und stark bewafneten Boote ab, um jenes aufzusuchen. Dieser erblickte am
Eingang von Cast-Bay ein großes Canot voll Indianer, die aus allen Kräf-

in den Jahren 1772 bis 1775.
Raietea, der ſich am Bord der Adventure befand,) erzaͤhlte mir in England,1774.
October

Er ſey der erſte geweſen, der die Innſchrift am Baume entdeckt haͤtte, an deſſen
Fuß die Flaſche mit der Nachricht von unſrer Abreiſe verſcharrt worden war.
Er zeigte die Innſchrift dem Capitain, der gleich nachgraben ließ, und die
Flaſche nebſt dem darin verſchloſſenen Briefe fand. Selbigem zufolge mach-
te dieſer auch unverzuͤglich Anſtalt die Reiſe fortzuſetzen. Schon war ſein
Schiff ſeegelfertig, als er noch ein Boot nach Gros-Cove abſchickte, um eine
Ladung Loͤffelkraut und Sellerie von dort herzuholen. Das Commando dieſes
kleinen Detaſchements ward einem gewiſſen Herrn Rowe anvertraut. Dieſer
ungluͤckliche junge Mann hatte, bey einer ſonſt guten Denkungsart, die Vor-
urtheile der ſeemaͤnniſchen Erziehung noch nicht voͤllig abgelegt. Er ſahe z. E.
alle Einwohner der Suͤdſee mit einer Art von Verachtung an, und glaubte eben
daſſelbe Recht uͤber ſie zu haben, welches ſich, in barbariſchen Jahrhunderten,
die Spanier uͤber das Leben der amerikaniſchen Wilden anmaaßten. Seine
Leute landeten in Gras-Cove, und fiengen an Kraͤuter abzuſchneiden. Ver-
muthlich hatten ſie, um mehrerer Bequemlichkeit willen, bey dieſer Arbeit ihre
Roͤcke ausgezogen; wenigſtens erzaͤhlten uns die Indianer in Koͤnigin-Char-
lotten-Sund
, der Streit ſey daher entſtanden, daß einer von ihren Lands-
leuten den unſrigen eine Jacke geſtohlen haͤtte. Dieſes Diebſtahls wegen ha-
be man ſogleich Feuer auf ſie gegeben und ſo lange damit fortgefahren, bis die
Matroſen kein Pulver mehr gehabt: Als die Eingebohrnen dies inne geworden,
waͤren ſie auf die Europaͤer zugerannt, und haͤtten ſelbige bis auf den letzten Mann
erſchlagen. Da mir ſelbſt erinnerlich iſt, daß Herr Rowe immer zu behaupten pfleg-
te, die Neu-Seelaͤnder wuͤrden das Feuer unſerer Musketerie nicht aushalten,
wenn es einmal zum Schlagen kaͤme; ſo kann es ganz wohl ſeyn, daß er bey dieſer
Gelegenheit einen Verſuch dieſer Art habe anſtellen wollen. Schon in Tolaga-
Bay
hatte er große Luſt bezeugt, auf die Einwohner zu feuern, weil ſie ein klein
Brandtwein-Faͤßgen entwendet; auf das gutherzige und weiſere Zurathen
des Lieutenant Burney ließ er ſich jedoch damahls eines beſſern bereden. Als
Capitain Furneaux ſahe, daß das abgefertigte Boot zween volle Tage aus-
blieb, ſchickte er vorgedachten Lieutenant Burney in einem andern wohl bemann-
ten und ſtark bewafneten Boote ab, um jenes aufzuſuchen. Dieſer erblickte am
Eingang von Caſt-Bay ein großes Canot voll Indianer, die aus allen Kraͤf-

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[359/0377] in den Jahren 1772 bis 1775. Raietea, der ſich am Bord der Adventure befand,) erzaͤhlte mir in England, Er ſey der erſte geweſen, der die Innſchrift am Baume entdeckt haͤtte, an deſſen Fuß die Flaſche mit der Nachricht von unſrer Abreiſe verſcharrt worden war. Er zeigte die Innſchrift dem Capitain, der gleich nachgraben ließ, und die Flaſche nebſt dem darin verſchloſſenen Briefe fand. Selbigem zufolge mach- te dieſer auch unverzuͤglich Anſtalt die Reiſe fortzuſetzen. Schon war ſein Schiff ſeegelfertig, als er noch ein Boot nach Gros-Cove abſchickte, um eine Ladung Loͤffelkraut und Sellerie von dort herzuholen. Das Commando dieſes kleinen Detaſchements ward einem gewiſſen Herrn Rowe anvertraut. Dieſer ungluͤckliche junge Mann hatte, bey einer ſonſt guten Denkungsart, die Vor- urtheile der ſeemaͤnniſchen Erziehung noch nicht voͤllig abgelegt. Er ſahe z. E. alle Einwohner der Suͤdſee mit einer Art von Verachtung an, und glaubte eben daſſelbe Recht uͤber ſie zu haben, welches ſich, in barbariſchen Jahrhunderten, die Spanier uͤber das Leben der amerikaniſchen Wilden anmaaßten. Seine Leute landeten in Gras-Cove, und fiengen an Kraͤuter abzuſchneiden. Ver- muthlich hatten ſie, um mehrerer Bequemlichkeit willen, bey dieſer Arbeit ihre Roͤcke ausgezogen; wenigſtens erzaͤhlten uns die Indianer in Koͤnigin-Char- lotten-Sund, der Streit ſey daher entſtanden, daß einer von ihren Lands- leuten den unſrigen eine Jacke geſtohlen haͤtte. Dieſes Diebſtahls wegen ha- be man ſogleich Feuer auf ſie gegeben und ſo lange damit fortgefahren, bis die Matroſen kein Pulver mehr gehabt: Als die Eingebohrnen dies inne geworden, waͤren ſie auf die Europaͤer zugerannt, und haͤtten ſelbige bis auf den letzten Mann erſchlagen. Da mir ſelbſt erinnerlich iſt, daß Herr Rowe immer zu behaupten pfleg- te, die Neu-Seelaͤnder wuͤrden das Feuer unſerer Musketerie nicht aushalten, wenn es einmal zum Schlagen kaͤme; ſo kann es ganz wohl ſeyn, daß er bey dieſer Gelegenheit einen Verſuch dieſer Art habe anſtellen wollen. Schon in Tolaga- Bay hatte er große Luſt bezeugt, auf die Einwohner zu feuern, weil ſie ein klein Brandtwein-Faͤßgen entwendet; auf das gutherzige und weiſere Zurathen des Lieutenant Burney ließ er ſich jedoch damahls eines beſſern bereden. Als Capitain Furneaux ſahe, daß das abgefertigte Boot zween volle Tage aus- blieb, ſchickte er vorgedachten Lieutenant Burney in einem andern wohl bemann- ten und ſtark bewafneten Boote ab, um jenes aufzuſuchen. Dieſer erblickte am Eingang von Caſt-Bay ein großes Canot voll Indianer, die aus allen Kraͤf- 1774. October

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 359. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/377>, abgerufen am 24.11.2024.