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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
Septem-
ber.
Aussage aller Reisenden, welche Neu-Holland vor uns besucht, ist zwi-
schen den Einwohnern dieser beyden Länder nicht die geringste Aehnlichkeit, und
das wird auch durch die gänzliche Verschiedenheit ihrer Sprachen genugsam
bestätiget; diesen letztern Punct konnten wir selbst um desto genauer untersu-
chen, da Capitain Cook uns ein Wörterbuch der Neu-Holländischen Sprache
mitgetheilt hatte. Die Anzahl der Einwohner von Neu-Caledonien scheint
nicht beträchtlich zu seyn; wenn wir nach demjenigen, was wir davon auf der
Fahrt an der nördlichen Küste wahrgenommen haben, urtheilen dürfen; so
mögen ihrer, auf einer Küste die gegen zweyhundert See-Meilen lang ist, in
allem kaum funfzig tausend seyn. Das Land fanden wir in den mehresten Ge-
genden nicht urbar. Die vor den Bergen gelegene schmale Ebene ist, gegen die
See hin, sehr morastig und mit Mangle-Bäumen überwachsen, daher es Mü-
he und Arbeit kostet, einen Fleck durch Graben auszutrocknen, und zum Acker-
bau geschickt zu machen. Der übrige Theil der Ebne liegt etwas höher, ist
aber dagegen so dürr, daß, auch dort wieder, Gräben gezogen und Bäche und
Pfützen hineingeleitet werden müssen, um den Boden zu wässern. Weiter
Landeinwärts haben die Berge und Hügel nur eine dünne Schicht verbrann-
ter unfruchtbarer Erde, in welcher nichts als ein paar magre Gras-Arten, der
Cayeputi-Baum, und hin und wieder ein Strauch aufsproßt. Auf den höhern
Bergen findet sich an manchen Stellen nicht einmahl ein Zoll hoch Erde, son-
dern der bloße eisenschüßige Glimmer und große Quartz-Stücken nackt und
kahl. Solch ein Erdreich kann freylich dem Wachsthum der Pflanzen nicht
sehr zuträglich seyn, vielmehr ist es zu bewundern, daß sich auf selbigem noch
eine so große Mannigfaltigkeit von Gewächsen findet, als wir angetroffen ha-
ben; doch sind sie auch durchgehends trocken, und von kümmerlichem Ansehen.
Nur allein die Wälder sind in manchen Gegenden des flachen Landes mit
Strauchwerk, Schlingpflanzen, schönen Blumen und dicken, schattigen Bäu-
men versehn. Man kann sich leicht vorstellen, wie auffallend uns der Contrast
zwischen Neu-Caledonia und den Neuen Hebridischen Inseln seyn mußte,
da wir diese letztern nur unmittelbar zuvor gesehen, und das Pflanzen-Reich
dort in seiner größten Pracht gefunden hatten! Eben so beträchtlich und ein-
leuchtend war auch der Unterschied im Charakter der Leute selbst. Alle Bewoh-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Septem-
ber.
Ausſage aller Reiſenden, welche Neu-Holland vor uns beſucht, iſt zwi-
ſchen den Einwohnern dieſer beyden Laͤnder nicht die geringſte Aehnlichkeit, und
das wird auch durch die gaͤnzliche Verſchiedenheit ihrer Sprachen genugſam
beſtaͤtiget; dieſen letztern Punct konnten wir ſelbſt um deſto genauer unterſu-
chen, da Capitain Cook uns ein Woͤrterbuch der Neu-Hollaͤndiſchen Sprache
mitgetheilt hatte. Die Anzahl der Einwohner von Neu-Caledonien ſcheint
nicht betraͤchtlich zu ſeyn; wenn wir nach demjenigen, was wir davon auf der
Fahrt an der noͤrdlichen Kuͤſte wahrgenommen haben, urtheilen duͤrfen; ſo
moͤgen ihrer, auf einer Kuͤſte die gegen zweyhundert See-Meilen lang iſt, in
allem kaum funfzig tauſend ſeyn. Das Land fanden wir in den mehreſten Ge-
genden nicht urbar. Die vor den Bergen gelegene ſchmale Ebene iſt, gegen die
See hin, ſehr moraſtig und mit Mangle-Baͤumen uͤberwachſen, daher es Muͤ-
he und Arbeit koſtet, einen Fleck durch Graben auszutrocknen, und zum Acker-
bau geſchickt zu machen. Der uͤbrige Theil der Ebne liegt etwas hoͤher, iſt
aber dagegen ſo duͤrr, daß, auch dort wieder, Graͤben gezogen und Baͤche und
Pfuͤtzen hineingeleitet werden muͤſſen, um den Boden zu waͤſſern. Weiter
Landeinwaͤrts haben die Berge und Huͤgel nur eine duͤnne Schicht verbrann-
ter unfruchtbarer Erde, in welcher nichts als ein paar magre Gras-Arten, der
Cayeputi-Baum, und hin und wieder ein Strauch aufſproßt. Auf den hoͤhern
Bergen findet ſich an manchen Stellen nicht einmahl ein Zoll hoch Erde, ſon-
dern der bloße eiſenſchuͤßige Glimmer und große Quartz-Stuͤcken nackt und
kahl. Solch ein Erdreich kann freylich dem Wachsthum der Pflanzen nicht
ſehr zutraͤglich ſeyn, vielmehr iſt es zu bewundern, daß ſich auf ſelbigem noch
eine ſo große Mannigfaltigkeit von Gewaͤchſen findet, als wir angetroffen ha-
ben; doch ſind ſie auch durchgehends trocken, und von kuͤmmerlichem Anſehen.
Nur allein die Waͤlder ſind in manchen Gegenden des flachen Landes mit
Strauchwerk, Schlingpflanzen, ſchoͤnen Blumen und dicken, ſchattigen Baͤu-
men verſehn. Man kann ſich leicht vorſtellen, wie auffallend uns der Contraſt
zwiſchen Neu-Caledonia und den Neuen Hebridiſchen Inſeln ſeyn mußte,
da wir dieſe letztern nur unmittelbar zuvor geſehen, und das Pflanzen-Reich
dort in ſeiner groͤßten Pracht gefunden hatten! Eben ſo betraͤchtlich und ein-
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[334/0352] Forſter’s Reiſe um die Welt Ausſage aller Reiſenden, welche Neu-Holland vor uns beſucht, iſt zwi- ſchen den Einwohnern dieſer beyden Laͤnder nicht die geringſte Aehnlichkeit, und das wird auch durch die gaͤnzliche Verſchiedenheit ihrer Sprachen genugſam beſtaͤtiget; dieſen letztern Punct konnten wir ſelbſt um deſto genauer unterſu- chen, da Capitain Cook uns ein Woͤrterbuch der Neu-Hollaͤndiſchen Sprache mitgetheilt hatte. Die Anzahl der Einwohner von Neu-Caledonien ſcheint nicht betraͤchtlich zu ſeyn; wenn wir nach demjenigen, was wir davon auf der Fahrt an der noͤrdlichen Kuͤſte wahrgenommen haben, urtheilen duͤrfen; ſo moͤgen ihrer, auf einer Kuͤſte die gegen zweyhundert See-Meilen lang iſt, in allem kaum funfzig tauſend ſeyn. Das Land fanden wir in den mehreſten Ge- genden nicht urbar. Die vor den Bergen gelegene ſchmale Ebene iſt, gegen die See hin, ſehr moraſtig und mit Mangle-Baͤumen uͤberwachſen, daher es Muͤ- he und Arbeit koſtet, einen Fleck durch Graben auszutrocknen, und zum Acker- bau geſchickt zu machen. Der uͤbrige Theil der Ebne liegt etwas hoͤher, iſt aber dagegen ſo duͤrr, daß, auch dort wieder, Graͤben gezogen und Baͤche und Pfuͤtzen hineingeleitet werden muͤſſen, um den Boden zu waͤſſern. Weiter Landeinwaͤrts haben die Berge und Huͤgel nur eine duͤnne Schicht verbrann- ter unfruchtbarer Erde, in welcher nichts als ein paar magre Gras-Arten, der Cayeputi-Baum, und hin und wieder ein Strauch aufſproßt. Auf den hoͤhern Bergen findet ſich an manchen Stellen nicht einmahl ein Zoll hoch Erde, ſon- dern der bloße eiſenſchuͤßige Glimmer und große Quartz-Stuͤcken nackt und kahl. Solch ein Erdreich kann freylich dem Wachsthum der Pflanzen nicht ſehr zutraͤglich ſeyn, vielmehr iſt es zu bewundern, daß ſich auf ſelbigem noch eine ſo große Mannigfaltigkeit von Gewaͤchſen findet, als wir angetroffen ha- ben; doch ſind ſie auch durchgehends trocken, und von kuͤmmerlichem Anſehen. Nur allein die Waͤlder ſind in manchen Gegenden des flachen Landes mit Strauchwerk, Schlingpflanzen, ſchoͤnen Blumen und dicken, ſchattigen Baͤu- men verſehn. Man kann ſich leicht vorſtellen, wie auffallend uns der Contraſt zwiſchen Neu-Caledonia und den Neuen Hebridiſchen Inſeln ſeyn mußte, da wir dieſe letztern nur unmittelbar zuvor geſehen, und das Pflanzen-Reich dort in ſeiner groͤßten Pracht gefunden hatten! Eben ſo betraͤchtlich und ein- leuchtend war auch der Unterſchied im Charakter der Leute ſelbſt. Alle Bewoh- 1774. Septem- ber.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 334. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/352>, abgerufen am 24.11.2024.