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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
uns in dieser Vermuthung nicht geirrt, denn nachdem wir noch durch einige Pflan-1774.
Septem-
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zungen vorgedrungen waren, fand sich unter diesen Bäumen wirklich was wir
bisher vergebens gesucht hatten, nehmlich ein kleiner Fluß. Ohngefähr zwey
hundert Schritt weit vom Strande war das Wasser desselben schon nicht mehr mit
See-Salz vermischt, folglich konnten die Fäßer mit geringer Mühe ange-
füllt, und wieder ans Schiff gebracht werden. Dem Befehlshaber Tea-Bu-
ma
, der uns hier begegnete, verehrten wir etliche Medaillen nebst andern Klei-
nigkeiten, und bekamen dagegen von ihm eine Schleuder, imgleichen etliche Keu-
len zum Gegengeschenk. Die Ufer des Bachs waren von Mangle-Büschen be-
schattet, hinter denen ein zwanzig Fuß breiter Raum andere Baum- und Pflan-
zenarten trug. Dieser schmale Strich hatte eine Schicht guter, kräftiger Pflan-
zen-Erde, und war mit grünem Rasen bewachsen, woran wir unsre Augen mit
desto größerm Vergnügen weideten, je mehr derselbe mit dem dürren Ansehen
der Berge contrastirte. Diejenige Gegend des Strandes wo wilde Bäume
und Gebüsche wuchsen, war uns als Naturforschern die wichtigste. Auch fan-
den wir daselbst mancherley unbekannte Pflanzen, und viele Arten Vögel von
verschiedenen Classen, die gröstentheils ganz neu waren. Doch mehr als
alles dieses, gefiel uns die freundschaftliche, gutherzige Gemüthsart und das
friedliche Betragen der Einwohner. Ihre Anzahl war nur gering, und die
Wohnungen lagen sehr zerstreut, doch standen mehrentheils zwo bis drey bey
einander, und zwar gemeiniglich unter einer Gruppe von hohen Feigen-Bäumen,
deren Aeste so fest in einander geschlungen waren, daß man kaum den Himmel
durch das Laub erblicken konnte. Diese Lage verschafte den Leuten, ausser einem
beständig kühlen Schatten, auch noch eine andre Annehmlichkeit, nemlich,
daß die Menge von Vögeln, die vor dem brennenden Mittagsstral der Sonne
in den dickbelaubten Gipfeln Schutz suchten, ein beständiges Concert unterhiel-
ten. Der Gesang einer Art Baum-Kletten war vorzüglich sanft, und gefiel
um deswillen einem jeden, der für die harmonischen Lieder dieser ländlichen Sänger
nur einigermaaßen Geschmack hatte. Auch den Einwohnern mußte dies ganz
gut behagen; denn sie sassen gemeiniglich am Fuße dieser wohlthätigen Bäume, die
zugleich wegen einer Sonderbarkeit in ihrer Structur unsere Aufmerksamkeit er-
regten. Das Stamm Ende derselben, steht nehmlich zehn, funfzehn bis zwanzig

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in den Jahren 1772 bis 1775.
uns in dieſer Vermuthung nicht geirrt, denn nachdem wir noch durch einige Pflan-1774.
Septem-
ber.

zungen vorgedrungen waren, fand ſich unter dieſen Baͤumen wirklich was wir
bisher vergebens geſucht hatten, nehmlich ein kleiner Fluß. Ohngefaͤhr zwey
hundert Schritt weit vom Strande war das Waſſer deſſelben ſchon nicht mehr mit
See-Salz vermiſcht, folglich konnten die Faͤßer mit geringer Muͤhe ange-
fuͤllt, und wieder ans Schiff gebracht werden. Dem Befehlshaber Tea-Bu-
ma
, der uns hier begegnete, verehrten wir etliche Medaillen nebſt andern Klei-
nigkeiten, und bekamen dagegen von ihm eine Schleuder, imgleichen etliche Keu-
len zum Gegengeſchenk. Die Ufer des Bachs waren von Mangle-Buͤſchen be-
ſchattet, hinter denen ein zwanzig Fuß breiter Raum andere Baum- und Pflan-
zenarten trug. Dieſer ſchmale Strich hatte eine Schicht guter, kraͤftiger Pflan-
zen-Erde, und war mit gruͤnem Raſen bewachſen, woran wir unſre Augen mit
deſto groͤßerm Vergnuͤgen weideten, je mehr derſelbe mit dem duͤrren Anſehen
der Berge contraſtirte. Diejenige Gegend des Strandes wo wilde Baͤume
und Gebuͤſche wuchſen, war uns als Naturforſchern die wichtigſte. Auch fan-
den wir daſelbſt mancherley unbekannte Pflanzen, und viele Arten Voͤgel von
verſchiedenen Claſſen, die groͤſtentheils ganz neu waren. Doch mehr als
alles dieſes, gefiel uns die freundſchaftliche, gutherzige Gemuͤthsart und das
friedliche Betragen der Einwohner. Ihre Anzahl war nur gering, und die
Wohnungen lagen ſehr zerſtreut, doch ſtanden mehrentheils zwo bis drey bey
einander, und zwar gemeiniglich unter einer Gruppe von hohen Feigen-Baͤumen,
deren Aeſte ſo feſt in einander geſchlungen waren, daß man kaum den Himmel
durch das Laub erblicken konnte. Dieſe Lage verſchafte den Leuten, auſſer einem
beſtaͤndig kuͤhlen Schatten, auch noch eine andre Annehmlichkeit, nemlich,
daß die Menge von Voͤgeln, die vor dem brennenden Mittagsſtral der Sonne
in den dickbelaubten Gipfeln Schutz ſuchten, ein beſtaͤndiges Concert unterhiel-
ten. Der Geſang einer Art Baum-Kletten war vorzuͤglich ſanft, und gefiel
um deswillen einem jeden, der fuͤr die harmoniſchen Lieder dieſer laͤndlichen Saͤnger
nur einigermaaßen Geſchmack hatte. Auch den Einwohnern mußte dies ganz
gut behagen; denn ſie ſaſſen gemeiniglich am Fuße dieſer wohlthaͤtigen Baͤume, die
zugleich wegen einer Sonderbarkeit in ihrer Structur unſere Aufmerkſamkeit er-
regten. Das Stamm Ende derſelben, ſteht nehmlich zehn, funfzehn bis zwanzig

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[309/0325] in den Jahren 1772 bis 1775. uns in dieſer Vermuthung nicht geirrt, denn nachdem wir noch durch einige Pflan- zungen vorgedrungen waren, fand ſich unter dieſen Baͤumen wirklich was wir bisher vergebens geſucht hatten, nehmlich ein kleiner Fluß. Ohngefaͤhr zwey hundert Schritt weit vom Strande war das Waſſer deſſelben ſchon nicht mehr mit See-Salz vermiſcht, folglich konnten die Faͤßer mit geringer Muͤhe ange- fuͤllt, und wieder ans Schiff gebracht werden. Dem Befehlshaber Tea-Bu- ma, der uns hier begegnete, verehrten wir etliche Medaillen nebſt andern Klei- nigkeiten, und bekamen dagegen von ihm eine Schleuder, imgleichen etliche Keu- len zum Gegengeſchenk. Die Ufer des Bachs waren von Mangle-Buͤſchen be- ſchattet, hinter denen ein zwanzig Fuß breiter Raum andere Baum- und Pflan- zenarten trug. Dieſer ſchmale Strich hatte eine Schicht guter, kraͤftiger Pflan- zen-Erde, und war mit gruͤnem Raſen bewachſen, woran wir unſre Augen mit deſto groͤßerm Vergnuͤgen weideten, je mehr derſelbe mit dem duͤrren Anſehen der Berge contraſtirte. Diejenige Gegend des Strandes wo wilde Baͤume und Gebuͤſche wuchſen, war uns als Naturforſchern die wichtigſte. Auch fan- den wir daſelbſt mancherley unbekannte Pflanzen, und viele Arten Voͤgel von verſchiedenen Claſſen, die groͤſtentheils ganz neu waren. Doch mehr als alles dieſes, gefiel uns die freundſchaftliche, gutherzige Gemuͤthsart und das friedliche Betragen der Einwohner. Ihre Anzahl war nur gering, und die Wohnungen lagen ſehr zerſtreut, doch ſtanden mehrentheils zwo bis drey bey einander, und zwar gemeiniglich unter einer Gruppe von hohen Feigen-Baͤumen, deren Aeſte ſo feſt in einander geſchlungen waren, daß man kaum den Himmel durch das Laub erblicken konnte. Dieſe Lage verſchafte den Leuten, auſſer einem beſtaͤndig kuͤhlen Schatten, auch noch eine andre Annehmlichkeit, nemlich, daß die Menge von Voͤgeln, die vor dem brennenden Mittagsſtral der Sonne in den dickbelaubten Gipfeln Schutz ſuchten, ein beſtaͤndiges Concert unterhiel- ten. Der Geſang einer Art Baum-Kletten war vorzuͤglich ſanft, und gefiel um deswillen einem jeden, der fuͤr die harmoniſchen Lieder dieſer laͤndlichen Saͤnger nur einigermaaßen Geſchmack hatte. Auch den Einwohnern mußte dies ganz gut behagen; denn ſie ſaſſen gemeiniglich am Fuße dieſer wohlthaͤtigen Baͤume, die zugleich wegen einer Sonderbarkeit in ihrer Structur unſere Aufmerkſamkeit er- regten. Das Stamm Ende derſelben, ſteht nehmlich zehn, funfzehn bis zwanzig 1774. Septem- ber. Q q 3

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/325>, abgerufen am 27.11.2024.