Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.Septem- ber.der Capitain die Böte von neuem ans Land. Wir giengen mit dahin, stiegen eben da aus, wo wir gestern gelandet waren, und begegneten einigen weni- gen Einwohnern, die auf unsere Nachfrage nach frischem Wasser, westwärts deuteten, in welcher Gegend noch niemand nachgesucht hatte. Dieser Anlei- tung zufolge, giengen wir, längst dem sandigen Strande der hier an ein schö- nes wildes Gebüsch gränzte, fort, und kamen bald zu einer Hütte, jenseits wel- cher verschiedene Pflanzungen angelegt waren. Um solche näher zu untersuchen, nahmen wir einen kleinen Umweg tiefer ins Land, mußten aber eines Gra- bens wegen, der zu Wässerung der Plantagen gezogen war und sehr salziges Wasser führte, bald wieder umkehren. Dagegen eilten wir nach einer benach- barten Anhöhe, von welcher man weit und breit nach frischen Wasser sich umzu- sehen hoffen konnte. Hier war das Erdreich von ganz andrer Beschaffenheit; an- statt daß in der Ebene nur eine dünne Schicht guter fruchtbarer Erde oben auf lag, welcher man an den urbar gemachten Orten durch einen Dünger von zerbroch- nen Muscheln und Corallen zu Hülfe kommen mußte, war auf der Anhöhe felsigter Boden, der aus großen Stücken Quarz und waagerechten Schichten von Glim- mer, mithin aus einer Art von Gestellstein bestand. (*) In dieser Gegend war eine Menge verdorrtes Gras, mehrentheils nur dünn und ohngefähr drey Fuß hoch aufgesproßt. Je zwanzig bis 30 Schritt weit auseinander, gab es ein- zelne Bäume, die an der Wurzel schwarz, wie verbrannt aussahen, oberwärts aber eine lose, schneeweiße Rinde, und lange, schmale, weiden ähnliche Blätter hat- ten. Sie gehörten zu der Gattung die Linne, Melaleucam Leucadendram, und Rumpf, Arborem albam nennt. Letzterer behauptet, daß man auf den Moluckischen Inseln aus den Blättern dieses Baums das Cayeputi Oel macht, auch ist das Laub desselben in der That sehr wohlriechend. (**) Niedriges Strauchwerk war auf diesem Hügel nirgends anzutreffen und die Bäume stan- den ebenfalls so zerstreut, daß die Aussicht durch nichts gehindert wurde. Was uns an derselben am besten gefiel, war eine Reihe schattiger Bäume, und grü- ner Büsche, die in einer Linie von der See bis an die Berge reichten, und folg- lich, allem Ansehn nach, längst den Ufern eines Bachs stehen mußten. Wir hatten (*) S. Herrn Prof. Ferbers Briefe an den Baron von Born. (**) Herb. Amboin. Vol. II. Tab. 16. 17. p. 72.
Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Septem- ber.der Capitain die Boͤte von neuem ans Land. Wir giengen mit dahin, ſtiegen eben da aus, wo wir geſtern gelandet waren, und begegneten einigen weni- gen Einwohnern, die auf unſere Nachfrage nach friſchem Waſſer, weſtwaͤrts deuteten, in welcher Gegend noch niemand nachgeſucht hatte. Dieſer Anlei- tung zufolge, giengen wir, laͤngſt dem ſandigen Strande der hier an ein ſchoͤ- nes wildes Gebuͤſch graͤnzte, fort, und kamen bald zu einer Huͤtte, jenſeits wel- cher verſchiedene Pflanzungen angelegt waren. Um ſolche naͤher zu unterſuchen, nahmen wir einen kleinen Umweg tiefer ins Land, mußten aber eines Gra- bens wegen, der zu Waͤſſerung der Plantagen gezogen war und ſehr ſalziges Waſſer fuͤhrte, bald wieder umkehren. Dagegen eilten wir nach einer benach- barten Anhoͤhe, von welcher man weit und breit nach friſchen Waſſer ſich umzu- ſehen hoffen konnte. Hier war das Erdreich von ganz andrer Beſchaffenheit; an- ſtatt daß in der Ebene nur eine duͤnne Schicht guter fruchtbarer Erde oben auf lag, welcher man an den urbar gemachten Orten durch einen Duͤnger von zerbroch- nen Muſcheln und Corallen zu Huͤlfe kommen mußte, war auf der Anhoͤhe felſigter Boden, der aus großen Stuͤcken Quarz und waagerechten Schichten von Glim- mer, mithin aus einer Art von Geſtellſtein beſtand. (*) In dieſer Gegend war eine Menge verdorrtes Gras, mehrentheils nur duͤnn und ohngefaͤhr drey Fuß hoch aufgeſproßt. Je zwanzig bis 30 Schritt weit auseinander, gab es ein- zelne Baͤume, die an der Wurzel ſchwarz, wie verbrannt ausſahen, oberwaͤrts aber eine loſe, ſchneeweiße Rinde, und lange, ſchmale, weiden aͤhnliche Blaͤtter hat- ten. Sie gehoͤrten zu der Gattung die Linné, Melaleucam Leucadendram, und Rumpf, Arborem albam nennt. Letzterer behauptet, daß man auf den Moluckiſchen Inſeln aus den Blaͤttern dieſes Baums das Cayeputi Oel macht, auch iſt das Laub deſſelben in der That ſehr wohlriechend. (**) Niedriges Strauchwerk war auf dieſem Huͤgel nirgends anzutreffen und die Baͤume ſtan- den ebenfalls ſo zerſtreut, daß die Ausſicht durch nichts gehindert wurde. Was uns an derſelben am beſten gefiel, war eine Reihe ſchattiger Baͤume, und gruͤ- ner Buͤſche, die in einer Linie von der See bis an die Berge reichten, und folg- lich, allem Anſehn nach, laͤngſt den Ufern eines Bachs ſtehen mußten. Wir hatten (*) S. Herrn Prof. Ferbers Briefe an den Baron von Born. (**) Herb. Amboin. Vol. II. Tab. 16. 17. p. 72.
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0324" n="308"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Septem-<lb/> ber.</note>der Capitain die Boͤte von neuem ans Land. Wir giengen mit dahin, ſtiegen<lb/> eben da aus, wo wir geſtern gelandet waren, und begegneten einigen weni-<lb/> gen Einwohnern, die auf unſere Nachfrage nach friſchem Waſſer, weſtwaͤrts<lb/> deuteten, in welcher Gegend noch niemand nachgeſucht hatte. Dieſer Anlei-<lb/> tung zufolge, giengen wir, laͤngſt dem ſandigen Strande der hier an ein ſchoͤ-<lb/> nes wildes Gebuͤſch graͤnzte, fort, und kamen bald zu einer Huͤtte, jenſeits wel-<lb/> cher verſchiedene Pflanzungen angelegt waren. Um ſolche naͤher zu unterſuchen,<lb/> nahmen wir einen kleinen Umweg tiefer ins Land, mußten aber eines Gra-<lb/> bens wegen, der zu Waͤſſerung der Plantagen gezogen war und ſehr ſalziges<lb/> Waſſer fuͤhrte, bald wieder umkehren. Dagegen eilten wir nach einer benach-<lb/> barten Anhoͤhe, von welcher man weit und breit nach friſchen Waſſer ſich umzu-<lb/> ſehen hoffen konnte. Hier war das Erdreich von ganz andrer Beſchaffenheit; an-<lb/> ſtatt daß in der Ebene nur eine duͤnne Schicht guter fruchtbarer Erde oben auf<lb/> lag, welcher man an den urbar gemachten Orten durch einen Duͤnger von zerbroch-<lb/> nen Muſcheln und Corallen zu Huͤlfe kommen mußte, war auf der Anhoͤhe felſigter<lb/> Boden, der aus großen Stuͤcken Quarz und waagerechten Schichten von Glim-<lb/> mer, mithin aus einer Art von Geſtellſtein beſtand. <note place="foot" n="(*)">S. Herrn Prof. <persName>Ferbers</persName> Briefe an den Baron <persName>von Born</persName>.</note> In dieſer Gegend war eine<lb/> Menge verdorrtes Gras, mehrentheils nur duͤnn und ohngefaͤhr drey Fuß<lb/> hoch aufgeſproßt. Je zwanzig bis 30 Schritt weit auseinander, gab es ein-<lb/> zelne Baͤume, die an der Wurzel ſchwarz, wie verbrannt ausſahen, oberwaͤrts aber<lb/> eine loſe, ſchneeweiße Rinde, und lange, ſchmale, weiden aͤhnliche Blaͤtter hat-<lb/> ten. Sie gehoͤrten zu der Gattung die <persName><hi rendition="#fr">Linn</hi><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">é</hi></hi></persName><hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">, Melaleucam Leucadendram,</hi></hi><lb/> und Rumpf, <hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">Arborem albam</hi></hi> nennt. Letzterer behauptet, daß man auf den<lb/><placeName>Moluckiſchen Inſeln</placeName> aus den Blaͤttern dieſes Baums das <hi rendition="#aq">Cayeputi</hi> Oel macht,<lb/> auch iſt das Laub deſſelben in der That ſehr wohlriechend. <note place="foot" n="(**)"><hi rendition="#aq">Herb. Amboin. Vol. II. Tab. 16. 17. p. 72.</hi></note> Niedriges<lb/> Strauchwerk war auf dieſem Huͤgel nirgends anzutreffen und die Baͤume ſtan-<lb/> den ebenfalls ſo zerſtreut, daß die Ausſicht durch nichts gehindert wurde. Was<lb/> uns an derſelben am beſten gefiel, war eine Reihe ſchattiger Baͤume, und gruͤ-<lb/> ner Buͤſche, die in <hi rendition="#fr">einer</hi> Linie von der See bis an die Berge reichten, und folg-<lb/> lich, allem Anſehn nach, laͤngſt den Ufern eines Bachs ſtehen mußten. Wir hatten<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [308/0324]
Forſter’s Reiſe um die Welt
der Capitain die Boͤte von neuem ans Land. Wir giengen mit dahin, ſtiegen
eben da aus, wo wir geſtern gelandet waren, und begegneten einigen weni-
gen Einwohnern, die auf unſere Nachfrage nach friſchem Waſſer, weſtwaͤrts
deuteten, in welcher Gegend noch niemand nachgeſucht hatte. Dieſer Anlei-
tung zufolge, giengen wir, laͤngſt dem ſandigen Strande der hier an ein ſchoͤ-
nes wildes Gebuͤſch graͤnzte, fort, und kamen bald zu einer Huͤtte, jenſeits wel-
cher verſchiedene Pflanzungen angelegt waren. Um ſolche naͤher zu unterſuchen,
nahmen wir einen kleinen Umweg tiefer ins Land, mußten aber eines Gra-
bens wegen, der zu Waͤſſerung der Plantagen gezogen war und ſehr ſalziges
Waſſer fuͤhrte, bald wieder umkehren. Dagegen eilten wir nach einer benach-
barten Anhoͤhe, von welcher man weit und breit nach friſchen Waſſer ſich umzu-
ſehen hoffen konnte. Hier war das Erdreich von ganz andrer Beſchaffenheit; an-
ſtatt daß in der Ebene nur eine duͤnne Schicht guter fruchtbarer Erde oben auf
lag, welcher man an den urbar gemachten Orten durch einen Duͤnger von zerbroch-
nen Muſcheln und Corallen zu Huͤlfe kommen mußte, war auf der Anhoͤhe felſigter
Boden, der aus großen Stuͤcken Quarz und waagerechten Schichten von Glim-
mer, mithin aus einer Art von Geſtellſtein beſtand. (*) In dieſer Gegend war eine
Menge verdorrtes Gras, mehrentheils nur duͤnn und ohngefaͤhr drey Fuß
hoch aufgeſproßt. Je zwanzig bis 30 Schritt weit auseinander, gab es ein-
zelne Baͤume, die an der Wurzel ſchwarz, wie verbrannt ausſahen, oberwaͤrts aber
eine loſe, ſchneeweiße Rinde, und lange, ſchmale, weiden aͤhnliche Blaͤtter hat-
ten. Sie gehoͤrten zu der Gattung die Linné, Melaleucam Leucadendram,
und Rumpf, Arborem albam nennt. Letzterer behauptet, daß man auf den
Moluckiſchen Inſeln aus den Blaͤttern dieſes Baums das Cayeputi Oel macht,
auch iſt das Laub deſſelben in der That ſehr wohlriechend. (**) Niedriges
Strauchwerk war auf dieſem Huͤgel nirgends anzutreffen und die Baͤume ſtan-
den ebenfalls ſo zerſtreut, daß die Ausſicht durch nichts gehindert wurde. Was
uns an derſelben am beſten gefiel, war eine Reihe ſchattiger Baͤume, und gruͤ-
ner Buͤſche, die in einer Linie von der See bis an die Berge reichten, und folg-
lich, allem Anſehn nach, laͤngſt den Ufern eines Bachs ſtehen mußten. Wir hatten
1774.
Septem-
ber.
(*) S. Herrn Prof. Ferbers Briefe an den Baron von Born.
(**) Herb. Amboin. Vol. II. Tab. 16. 17. p. 72.
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |