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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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Forster's Reise um die Welt
1774.
August.
trachten und zu untersuchen. Statt dessen mußten wir mit dem äußern An-
blick desselben, von fern, zufrieden seyn, der uns weiter nichts als die Bestä-
tigung des schon bekannten Satzes lehrte, daß feuerspeyende Berge nicht
allezeit die höchsten in einer Kette von Gebürgen sind, (wie in Peru und
Sicilien,) sondern daß sie zuweilen auch in einer zweyten, niedrigeren Reihe
von Bergen ausbrechen, und, selbst da, oft nur von unbeträchtlicher Höhe seyn
können. Da überdem, bey den Azorischen Inseln und im Archipelago, sogar
aus der Tiefe des Meeres, und zwar an solchen Orten, wo es ganz unergründlich
war, Vulcane zum Vorschein gekommen sind: So ist es wohl sehr sonderbar,
wenn noch heut zu Tage so viele Naturforscher jenem blos speculativen Philoso-
phen, dem Grafen von Büffon, blindlings nachbeten und als ausgemacht an-
nehmen, "daß Vulcane nur in den höchsten Gebürgen vorhanden sind," weil
dieser Schriftsteller, zu Unterstützung seiner Hypothese, vorgiebt, daß dergleichen
unterirdische Feuer überall "nur an der Oberfläche der Erde" vorhanden wären. --
Eine zweyte Bemerkung, die wir an dem Vulcan in Tanna gemacht haben,
bestehet darinn, daß die stärksten Ausbrüche gemeiniglich nach einem Regen zu
erfolgen pflegen; Zwar verschaffte uns der kurze Aufenthalt nicht Gelegenheit, diese
Beobachtung oft genug zu wiederholen, um sie für allgemein auszugeben; doch
haben die Erfahrungen anderer Naturforscher ihr bereits die erforderliche Zuver-
läßigkeit ertheilt.

Das Pflanzenreich ist hier in Tanna, sowohl an Zahl als an Verschie-
denheit der Arten, von großem Umfang. In den Wäldern gab es viele uns
gänzlich unbekannte, oder doch sonst nur in den Ost-Indischen Inseln vorhandene
Gewächse, und in den Plantagen wurden ebenfalls sehr viele Kräuter und Wur-
zeln gebaut, davon man auf den Societäts- und freundschaftlichen Inseln
nichts weiß. Solcher Pflanzen die förmlich gehegt und angezogen werden, mö-
gen wohl mehr als vierzig verschiedene Arten seyn. Von den wildwach-
senden verdient die Muscatnuß vorzüglich erwähnt zu werden, weil Quiros
dies Gewürz für ein Product seiner Tierra del Espiritu Santo ausgiebt, und
dieses Land ohnläugbar mit unter dieser Gruppe von Inseln begriffen seyn muß.
Orangen sind ebenfalls vorhanden, ob sie aber wild wachsen oder angepflanzt
werden, kann ich nicht bestimmen, weil wir nirgends den Baum, sondern im-

Forſter’s Reiſe um die Welt
1774.
Auguſt.
trachten und zu unterſuchen. Statt deſſen mußten wir mit dem aͤußern An-
blick deſſelben, von fern, zufrieden ſeyn, der uns weiter nichts als die Beſtaͤ-
tigung des ſchon bekannten Satzes lehrte, daß feuerſpeyende Berge nicht
allezeit die hoͤchſten in einer Kette von Gebuͤrgen ſind, (wie in Peru und
Sicilien,) ſondern daß ſie zuweilen auch in einer zweyten, niedrigeren Reihe
von Bergen ausbrechen, und, ſelbſt da, oft nur von unbetraͤchtlicher Hoͤhe ſeyn
koͤnnen. Da uͤberdem, bey den Azoriſchen Inſeln und im Archipelago, ſogar
aus der Tiefe des Meeres, und zwar an ſolchen Orten, wo es ganz unergruͤndlich
war, Vulcane zum Vorſchein gekommen ſind: So iſt es wohl ſehr ſonderbar,
wenn noch heut zu Tage ſo viele Naturforſcher jenem blos ſpeculativen Philoſo-
phen, dem Grafen von Buͤffon, blindlings nachbeten und als ausgemacht an-
nehmen, “daß Vulcane nur in den hoͤchſten Gebuͤrgen vorhanden ſind,” weil
dieſer Schriftſteller, zu Unterſtuͤtzung ſeiner Hypotheſe, vorgiebt, daß dergleichen
unterirdiſche Feuer uͤberall “nur an der Oberflaͤche der Erde” vorhanden waͤren. —
Eine zweyte Bemerkung, die wir an dem Vulcan in Tanna gemacht haben,
beſtehet darinn, daß die ſtaͤrkſten Ausbruͤche gemeiniglich nach einem Regen zu
erfolgen pflegen; Zwar verſchaffte uns der kurze Aufenthalt nicht Gelegenheit, dieſe
Beobachtung oft genug zu wiederholen, um ſie fuͤr allgemein auszugeben; doch
haben die Erfahrungen anderer Naturforſcher ihr bereits die erforderliche Zuver-
laͤßigkeit ertheilt.

Das Pflanzenreich iſt hier in Tanna, ſowohl an Zahl als an Verſchie-
denheit der Arten, von großem Umfang. In den Waͤldern gab es viele uns
gaͤnzlich unbekannte, oder doch ſonſt nur in den Oſt-Indiſchen Inſeln vorhandene
Gewaͤchſe, und in den Plantagen wurden ebenfalls ſehr viele Kraͤuter und Wur-
zeln gebaut, davon man auf den Societaͤts- und freundſchaftlichen Inſeln
nichts weiß. Solcher Pflanzen die foͤrmlich gehegt und angezogen werden, moͤ-
gen wohl mehr als vierzig verſchiedene Arten ſeyn. Von den wildwach-
ſenden verdient die Muſcatnuß vorzuͤglich erwaͤhnt zu werden, weil Quiros
dies Gewuͤrz fuͤr ein Product ſeiner Tierra del Espiritu Santo ausgiebt, und
dieſes Land ohnlaͤugbar mit unter dieſer Gruppe von Inſeln begriffen ſeyn muß.
Orangen ſind ebenfalls vorhanden, ob ſie aber wild wachſen oder angepflanzt
werden, kann ich nicht beſtimmen, weil wir nirgends den Baum, ſondern im-

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[282/0296] Forſter’s Reiſe um die Welt trachten und zu unterſuchen. Statt deſſen mußten wir mit dem aͤußern An- blick deſſelben, von fern, zufrieden ſeyn, der uns weiter nichts als die Beſtaͤ- tigung des ſchon bekannten Satzes lehrte, daß feuerſpeyende Berge nicht allezeit die hoͤchſten in einer Kette von Gebuͤrgen ſind, (wie in Peru und Sicilien,) ſondern daß ſie zuweilen auch in einer zweyten, niedrigeren Reihe von Bergen ausbrechen, und, ſelbſt da, oft nur von unbetraͤchtlicher Hoͤhe ſeyn koͤnnen. Da uͤberdem, bey den Azoriſchen Inſeln und im Archipelago, ſogar aus der Tiefe des Meeres, und zwar an ſolchen Orten, wo es ganz unergruͤndlich war, Vulcane zum Vorſchein gekommen ſind: So iſt es wohl ſehr ſonderbar, wenn noch heut zu Tage ſo viele Naturforſcher jenem blos ſpeculativen Philoſo- phen, dem Grafen von Buͤffon, blindlings nachbeten und als ausgemacht an- nehmen, “daß Vulcane nur in den hoͤchſten Gebuͤrgen vorhanden ſind,” weil dieſer Schriftſteller, zu Unterſtuͤtzung ſeiner Hypotheſe, vorgiebt, daß dergleichen unterirdiſche Feuer uͤberall “nur an der Oberflaͤche der Erde” vorhanden waͤren. — Eine zweyte Bemerkung, die wir an dem Vulcan in Tanna gemacht haben, beſtehet darinn, daß die ſtaͤrkſten Ausbruͤche gemeiniglich nach einem Regen zu erfolgen pflegen; Zwar verſchaffte uns der kurze Aufenthalt nicht Gelegenheit, dieſe Beobachtung oft genug zu wiederholen, um ſie fuͤr allgemein auszugeben; doch haben die Erfahrungen anderer Naturforſcher ihr bereits die erforderliche Zuver- laͤßigkeit ertheilt. 1774. Auguſt. Das Pflanzenreich iſt hier in Tanna, ſowohl an Zahl als an Verſchie- denheit der Arten, von großem Umfang. In den Waͤldern gab es viele uns gaͤnzlich unbekannte, oder doch ſonſt nur in den Oſt-Indiſchen Inſeln vorhandene Gewaͤchſe, und in den Plantagen wurden ebenfalls ſehr viele Kraͤuter und Wur- zeln gebaut, davon man auf den Societaͤts- und freundſchaftlichen Inſeln nichts weiß. Solcher Pflanzen die foͤrmlich gehegt und angezogen werden, moͤ- gen wohl mehr als vierzig verſchiedene Arten ſeyn. Von den wildwach- ſenden verdient die Muſcatnuß vorzuͤglich erwaͤhnt zu werden, weil Quiros dies Gewuͤrz fuͤr ein Product ſeiner Tierra del Espiritu Santo ausgiebt, und dieſes Land ohnlaͤugbar mit unter dieſer Gruppe von Inſeln begriffen ſeyn muß. Orangen ſind ebenfalls vorhanden, ob ſie aber wild wachſen oder angepflanzt werden, kann ich nicht beſtimmen, weil wir nirgends den Baum, ſondern im-

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 282. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/296>, abgerufen am 22.11.2024.