Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.in den Jahren 1772 bis 1775. Nußbäumen (Inocarpus *) bestand. Die Nußbäume wuchsen hier zu einer1774.April. ansehnlichen Dicke und Höhe. Zu Tahiti pflanzt man beyde Arten von Bäu- men auf den flachen Feldern, weil die Hitze daselbst gelinder ist, als auf diesen Inseln. -- Endlich erreichten wir eine Art von Wohnung, die aber, in Verglei- chung mit den hohen Häusern auf den Societäts-Inseln, nur eine elende Hüt- te vorstellte. Sie stand auf einer erhöheten Platteforme von Steinen, die den innern Fußboden ausmachten, jedoch weder glatt, noch eben genug gelegt waren, ein gutes Ruhelager abzugeben, ohnerachtet man sie, um es weicher und be- quemer zu machen, mit Matten bedeckt hatte. Die Wand rund umher bestand aus Bamburohr, das auf der vorbeschriebenen Grundlage in die Höhe gerichtet, und dicht mit einander verbunden war. An der Menge des Rohrs hatten es die Leute nicht fehlen lassen; die Höhe aber betrug nur 5 bis 6 Fus. Das Dach bestand aus dünnen Stöcken, die mit Blättern vom Brodfrucht- und Ratta-Baum bedeckt, und so gelegt waren, daß es die Form eines spitzen Vierecks bekam, denn die Länge der Hütte betrug ohngefähr 15 und die Breite nur 8 bis 10 Schuh. Daraus daß die Grundlage von Steinen und erhöhet war, läßt sich vermu- then, daß das Land zu gewissen Zeiten von heftigen Regen und Ueberschwemmun- gen heimgesucht wird. Der Hausrath den wir sahen, bestand aus großen höl- zernen Trögen, worinn einige Stücke von Brodfrucht lagen, die mit Wasser angefeuchtet waren. Ohnweit der Hütte zeigten sich drey von den Einwohnern, die uns, auf Verlangen, aus dem vorbeyfließenden Bach frisches Wasser zu trin- ken brachten. Wir gaben ihnen etwas für ihre Dienstfertigkeit und kehrten darauf wieder nach dem Schiffe zurück. Beym Einsteigen wäre das Boot bey- nahe umzuschlagen, indem sich die Brandung sehr heftig an den Felsen brach; doch kamen wir bloß mit nasser Haut davon. Maheine, der sich noch et- was am Lande verweilt hatte, sprang ins Wasser und schwamm zum Boote, damit wir uns nicht noch einmal, seinetwegen, einer ähnlichen Gefahr aussetzen mögten. Dr. Sparrmann blieb den Nachmittag über an Bord, um mir eini- *) S. Forster's Nova Genera Plantarum. Forsters Reise u. d. W. zweyter Th. C
in den Jahren 1772 bis 1775. Nußbaͤumen (Inocarpus *) beſtand. Die Nußbaͤume wuchſen hier zu einer1774.April. anſehnlichen Dicke und Hoͤhe. Zu Tahiti pflanzt man beyde Arten von Baͤu- men auf den flachen Feldern, weil die Hitze daſelbſt gelinder iſt, als auf dieſen Inſeln. — Endlich erreichten wir eine Art von Wohnung, die aber, in Verglei- chung mit den hohen Haͤuſern auf den Societaͤts-Inſeln, nur eine elende Huͤt- te vorſtellte. Sie ſtand auf einer erhoͤheten Platteforme von Steinen, die den innern Fußboden ausmachten, jedoch weder glatt, noch eben genug gelegt waren, ein gutes Ruhelager abzugeben, ohnerachtet man ſie, um es weicher und be- quemer zu machen, mit Matten bedeckt hatte. Die Wand rund umher beſtand aus Bamburohr, das auf der vorbeſchriebenen Grundlage in die Hoͤhe gerichtet, und dicht mit einander verbunden war. An der Menge des Rohrs hatten es die Leute nicht fehlen laſſen; die Hoͤhe aber betrug nur 5 bis 6 Fus. Das Dach beſtand aus duͤnnen Stoͤcken, die mit Blaͤttern vom Brodfrucht- und Ratta-Baum bedeckt, und ſo gelegt waren, daß es die Form eines ſpitzen Vierecks bekam, denn die Laͤnge der Huͤtte betrug ohngefaͤhr 15 und die Breite nur 8 bis 10 Schuh. Daraus daß die Grundlage von Steinen und erhoͤhet war, laͤßt ſich vermu- then, daß das Land zu gewiſſen Zeiten von heftigen Regen und Ueberſchwemmun- gen heimgeſucht wird. Der Hausrath den wir ſahen, beſtand aus großen hoͤl- zernen Troͤgen, worinn einige Stuͤcke von Brodfrucht lagen, die mit Waſſer angefeuchtet waren. Ohnweit der Huͤtte zeigten ſich drey von den Einwohnern, die uns, auf Verlangen, aus dem vorbeyfließenden Bach friſches Waſſer zu trin- ken brachten. Wir gaben ihnen etwas fuͤr ihre Dienſtfertigkeit und kehrten darauf wieder nach dem Schiffe zuruͤck. Beym Einſteigen waͤre das Boot bey- nahe umzuſchlagen, indem ſich die Brandung ſehr heftig an den Felſen brach; doch kamen wir bloß mit naſſer Haut davon. Maheine, der ſich noch et- was am Lande verweilt hatte, ſprang ins Waſſer und ſchwamm zum Boote, damit wir uns nicht noch einmal, ſeinetwegen, einer aͤhnlichen Gefahr ausſetzen moͤgten. Dr. Sparrmann blieb den Nachmittag uͤber an Bord, um mir eini- *) S. Forſter’s Nova Genera Plantarum. Forſters Reiſe u. d. W. zweyter Th. C
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in den Jahren 1772 bis 1775.
Nußbaͤumen (Inocarpus *) beſtand. Die Nußbaͤume wuchſen hier zu einer
anſehnlichen Dicke und Hoͤhe. Zu Tahiti pflanzt man beyde Arten von Baͤu-
men auf den flachen Feldern, weil die Hitze daſelbſt gelinder iſt, als auf dieſen
Inſeln. — Endlich erreichten wir eine Art von Wohnung, die aber, in Verglei-
chung mit den hohen Haͤuſern auf den Societaͤts-Inſeln, nur eine elende Huͤt-
te vorſtellte. Sie ſtand auf einer erhoͤheten Platteforme von Steinen, die den
innern Fußboden ausmachten, jedoch weder glatt, noch eben genug gelegt waren,
ein gutes Ruhelager abzugeben, ohnerachtet man ſie, um es weicher und be-
quemer zu machen, mit Matten bedeckt hatte. Die Wand rund umher beſtand
aus Bamburohr, das auf der vorbeſchriebenen Grundlage in die Hoͤhe gerichtet,
und dicht mit einander verbunden war. An der Menge des Rohrs hatten es die
Leute nicht fehlen laſſen; die Hoͤhe aber betrug nur 5 bis 6 Fus. Das Dach
beſtand aus duͤnnen Stoͤcken, die mit Blaͤttern vom Brodfrucht- und Ratta-Baum
bedeckt, und ſo gelegt waren, daß es die Form eines ſpitzen Vierecks bekam, denn
die Laͤnge der Huͤtte betrug ohngefaͤhr 15 und die Breite nur 8 bis 10 Schuh.
Daraus daß die Grundlage von Steinen und erhoͤhet war, laͤßt ſich vermu-
then, daß das Land zu gewiſſen Zeiten von heftigen Regen und Ueberſchwemmun-
gen heimgeſucht wird. Der Hausrath den wir ſahen, beſtand aus großen hoͤl-
zernen Troͤgen, worinn einige Stuͤcke von Brodfrucht lagen, die mit Waſſer
angefeuchtet waren. Ohnweit der Huͤtte zeigten ſich drey von den Einwohnern,
die uns, auf Verlangen, aus dem vorbeyfließenden Bach friſches Waſſer zu trin-
ken brachten. Wir gaben ihnen etwas fuͤr ihre Dienſtfertigkeit und kehrten
darauf wieder nach dem Schiffe zuruͤck. Beym Einſteigen waͤre das Boot bey-
nahe umzuſchlagen, indem ſich die Brandung ſehr heftig an den Felſen brach;
doch kamen wir bloß mit naſſer Haut davon. Maheine, der ſich noch et-
was am Lande verweilt hatte, ſprang ins Waſſer und ſchwamm zum Boote,
damit wir uns nicht noch einmal, ſeinetwegen, einer aͤhnlichen Gefahr ausſetzen
moͤgten.
1774.
April.
Dr. Sparrmann blieb den Nachmittag uͤber an Bord, um mir eini-
ge Pflanzen, die wir des Morgens geſammlet hatten, abzeichnen und beſchrei-
ben zu helfen. Mein Vater aber gieng mit dem Capitain nach dem ſuͤdlichen
*) S. Forſter’s Nova Genera Plantarum.
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