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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Minuten völlig gar gekocht. Um zu erfahren ob dies Wasser das Metall an-1774.
August.

greifen würde, legten wir ein Stück Silber hinein; es ward aber nach Ver-
lauf einer halben Stunde ganz rein und glänzend wieder herausgenommen. Auch
Weinstein-Saltz brachte in dem Wasser keine sichtbare Veränderung hervor,
weil es aber doch einen etwas zusammenziehenden Geschmack hatte, so füllten
wir uns eine Flasche voll, um gelegentlich mehr Versuche damit anzustellen.
Am Strande gab es eine Menge kleiner Fische, ohngefähr zwei Zoll lang, die auf
den nassen Klippen wie Eidexen herumhüpften. Die Brustfloßen dienten ih-
nen statt der Füße, und die Augen saßen beynahe mitten auf dem Scheitel,
vermuthlich in der Absicht, daß sie sich für ihren Feinden ausserhalb dem Was-
ser desto besser in Acht nehmen könnten. Und in der That waren diese kleine
Amphibien auch so vorsichtig, und so schnell, daß man ihrer nicht leicht hab-
haft werden konnte. Ehe man sichs versah, waren sie mit einem Sprunge
über drei Fuß weit fortgehüpft. Eben diese, oder wenigstens eine sehr ähnli-
che, Art Fische hatte Capitain Cook, auf seiner vorigen Reise um die Welt, an
der Küste von Neu-Holland(*) angetroffen. Diese Art hier gehörte zum Ge-
schlechte der Blenniorum. Sie waren zum Theil eifrig darüber her eine
Brut ganz kleiner Grillen (gryllus achetae) zu verschlucken, welche die See
aus einem Riß im Felsen hervorgespült haben mochte.

Am folgenden Morgen giengen wir mit dem Capitain von neuem aus, um
die heißen Quellen auch während der Ebbe zu untersuchen, indem die vorigen
Beobachtungen allemahl des Nachmittags, zur Fluthzeit, waren angestellt worden.
Das Thermometer, welches in freyer Luft 78° angezeiget hatte, stieg in dem hei-
ßen Wasser, nach Verlauf von anderthalb Minuten, bis 187°. Der Unterschied
zwischen dem gestern bemerkten Grad der Hitze (191°) und dem heutigen, kam
uns um desto sonderbarer vor, weil die Quellen so nahe am Ufer des Meeres
hervorsprudelten, daß jetzt, zur Fluthzeit, das Seewasser darüber her stand.
Natürlicherweise hätte also, die vermittelst der Fluth entstehende Vermischung
des See-Wassers mit dem Quellwasser, die Hitze des letztern abkühlen sol-
len; da wir nun gerade das Gegentheil fanden, so muß bey diesen Quel-
len der Grad der Hitze von ganz andern Ursachen abhängen. In dieser Ver-

(*) Siehe Hawkesworths Geschichte der engl. Seereisen in gr. 4. dritter Band pag. 122.

in den Jahren 1772 bis 1775.
Minuten voͤllig gar gekocht. Um zu erfahren ob dies Waſſer das Metall an-1774.
Auguſt.

greifen wuͤrde, legten wir ein Stuͤck Silber hinein; es ward aber nach Ver-
lauf einer halben Stunde ganz rein und glaͤnzend wieder herausgenommen. Auch
Weinſtein-Saltz brachte in dem Waſſer keine ſichtbare Veraͤnderung hervor,
weil es aber doch einen etwas zuſammenziehenden Geſchmack hatte, ſo fuͤllten
wir uns eine Flaſche voll, um gelegentlich mehr Verſuche damit anzuſtellen.
Am Strande gab es eine Menge kleiner Fiſche, ohngefaͤhr zwei Zoll lang, die auf
den naſſen Klippen wie Eidexen herumhuͤpften. Die Bruſtfloßen dienten ih-
nen ſtatt der Fuͤße, und die Augen ſaßen beynahe mitten auf dem Scheitel,
vermuthlich in der Abſicht, daß ſie ſich fuͤr ihren Feinden auſſerhalb dem Waſ-
ſer deſto beſſer in Acht nehmen koͤnnten. Und in der That waren dieſe kleine
Amphibien auch ſo vorſichtig, und ſo ſchnell, daß man ihrer nicht leicht hab-
haft werden konnte. Ehe man ſichs verſah, waren ſie mit einem Sprunge
uͤber drei Fuß weit fortgehuͤpft. Eben dieſe, oder wenigſtens eine ſehr aͤhnli-
che, Art Fiſche hatte Capitain Cook, auf ſeiner vorigen Reiſe um die Welt, an
der Kuͤſte von Neu-Holland(*) angetroffen. Dieſe Art hier gehoͤrte zum Ge-
ſchlechte der Blenniorum. Sie waren zum Theil eifrig daruͤber her eine
Brut ganz kleiner Grillen (gryllus achetæ) zu verſchlucken, welche die See
aus einem Riß im Felſen hervorgeſpuͤlt haben mochte.

Am folgenden Morgen giengen wir mit dem Capitain von neuem aus, um
die heißen Quellen auch waͤhrend der Ebbe zu unterſuchen, indem die vorigen
Beobachtungen allemahl des Nachmittags, zur Fluthzeit, waren angeſtellt worden.
Das Thermometer, welches in freyer Luft 78° angezeiget hatte, ſtieg in dem hei-
ßen Waſſer, nach Verlauf von anderthalb Minuten, bis 187°. Der Unterſchied
zwiſchen dem geſtern bemerkten Grad der Hitze (191°) und dem heutigen, kam
uns um deſto ſonderbarer vor, weil die Quellen ſo nahe am Ufer des Meeres
hervorſprudelten, daß jetzt, zur Fluthzeit, das Seewaſſer daruͤber her ſtand.
Natuͤrlicherweiſe haͤtte alſo, die vermittelſt der Fluth entſtehende Vermiſchung
des See-Waſſers mit dem Quellwaſſer, die Hitze des letztern abkuͤhlen ſol-
len; da wir nun gerade das Gegentheil fanden, ſo muß bey dieſen Quel-
len der Grad der Hitze von ganz andern Urſachen abhaͤngen. In dieſer Ver-

(*) Siehe Hawkesworths Geſchichte der engl. Seereiſen in gr. 4. dritter Band pag. 122.
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[271/0285] in den Jahren 1772 bis 1775. Minuten voͤllig gar gekocht. Um zu erfahren ob dies Waſſer das Metall an- greifen wuͤrde, legten wir ein Stuͤck Silber hinein; es ward aber nach Ver- lauf einer halben Stunde ganz rein und glaͤnzend wieder herausgenommen. Auch Weinſtein-Saltz brachte in dem Waſſer keine ſichtbare Veraͤnderung hervor, weil es aber doch einen etwas zuſammenziehenden Geſchmack hatte, ſo fuͤllten wir uns eine Flaſche voll, um gelegentlich mehr Verſuche damit anzuſtellen. Am Strande gab es eine Menge kleiner Fiſche, ohngefaͤhr zwei Zoll lang, die auf den naſſen Klippen wie Eidexen herumhuͤpften. Die Bruſtfloßen dienten ih- nen ſtatt der Fuͤße, und die Augen ſaßen beynahe mitten auf dem Scheitel, vermuthlich in der Abſicht, daß ſie ſich fuͤr ihren Feinden auſſerhalb dem Waſ- ſer deſto beſſer in Acht nehmen koͤnnten. Und in der That waren dieſe kleine Amphibien auch ſo vorſichtig, und ſo ſchnell, daß man ihrer nicht leicht hab- haft werden konnte. Ehe man ſichs verſah, waren ſie mit einem Sprunge uͤber drei Fuß weit fortgehuͤpft. Eben dieſe, oder wenigſtens eine ſehr aͤhnli- che, Art Fiſche hatte Capitain Cook, auf ſeiner vorigen Reiſe um die Welt, an der Kuͤſte von Neu-Holland (*) angetroffen. Dieſe Art hier gehoͤrte zum Ge- ſchlechte der Blenniorum. Sie waren zum Theil eifrig daruͤber her eine Brut ganz kleiner Grillen (gryllus achetæ) zu verſchlucken, welche die See aus einem Riß im Felſen hervorgeſpuͤlt haben mochte. 1774. Auguſt. Am folgenden Morgen giengen wir mit dem Capitain von neuem aus, um die heißen Quellen auch waͤhrend der Ebbe zu unterſuchen, indem die vorigen Beobachtungen allemahl des Nachmittags, zur Fluthzeit, waren angeſtellt worden. Das Thermometer, welches in freyer Luft 78° angezeiget hatte, ſtieg in dem hei- ßen Waſſer, nach Verlauf von anderthalb Minuten, bis 187°. Der Unterſchied zwiſchen dem geſtern bemerkten Grad der Hitze (191°) und dem heutigen, kam uns um deſto ſonderbarer vor, weil die Quellen ſo nahe am Ufer des Meeres hervorſprudelten, daß jetzt, zur Fluthzeit, das Seewaſſer daruͤber her ſtand. Natuͤrlicherweiſe haͤtte alſo, die vermittelſt der Fluth entſtehende Vermiſchung des See-Waſſers mit dem Quellwaſſer, die Hitze des letztern abkuͤhlen ſol- len; da wir nun gerade das Gegentheil fanden, ſo muß bey dieſen Quel- len der Grad der Hitze von ganz andern Urſachen abhaͤngen. In dieſer Ver- (*) Siehe Hawkesworths Geſchichte der engl. Seereiſen in gr. 4. dritter Band pag. 122.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 271. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/285>, abgerufen am 22.11.2024.