müssen. Mit Entdeckungen dieser Art begünstigte uns das Glück heut ganz1774. August. vorzüglich. Wir bekamen nämlich von einer Frauensperson auch eine Pastete oder Torte geschenkt, daran die Rinde oder der Teig aus Pisangs- und Arum- Wurzeln, die Fülle aber aus einem Gemisch von Okrasblättern (hibiscus escu- lentus) und Cocos-Kernen bestand. Diese Pastete war sehr wohlschmeckend, und machte der Kochkunst der hiesigen Damen ungemein viel Ehre. Wir kauf- ten auch etliche achtröhrige Pfeifen ein, die nebst Bogen, Pfeilen, Streitkol- ben und Speeren feil geboten wurden, und kamen, bey so vielfältigem Aufent- halt, ziemlich spät an Bord.
Gleich nach Tische eilten wir wieder nach den Strand zurück, wo unsre Leute beym Fischfange beschäftigt waren. Dr. Sparrmann und ich giengen auf die Anhöhe, um bey den dort wohnenden Insulanern nochmals einzusprechen. Auf der Hälfte des Weges begegneten uns schon einige, und zeigten uns die nächsten Fußsteige. Kaum waren wir bey den Hütten angekommen und hatten uns neben einem ehrlichen, wohl aussehenden Hausvater, von mittlerem Alter, niedergelassen, so verlangten unsre Freunde, daß wir ihnen wieder etwas vorsin- gen sollten. Wir machten ihnen diese Freude, ohne lange Weigerung, und weil sie sich über die Verschiedenheit unsrer Lieder zu wundern schienen, so be- mühten wir uns, ihnen begreiflich zu machen, daß wir in unterschiednen Ländern gebohren wären. Sobald sie dies verstanden, ruften sie einen ältlichen, hageren Mann aus dem Zirkel der Zuhörer hervor, und sagten, dieser sey auch aus einem anderen Lande als sie, nemlich aus der Insel Irromanga, und sollte uns nun ebenfalls eins vorsingen. Er stimmte also sein Lied an, machte aber unzählige Stellungen und Grimassen dazu, worüber nicht nur alle anwesende In- dianer, sondern auch wir rechtschaffen lachen mußten. Sein Lied war übrigens vollkommen so wohlklingend als jene, welche wir von den eingebohrnen Tan- nesern gehört hatten; der Innhalt aber mußte, dem eigenthümlichen Ton des gan- zen, und der Menge lächerlicher Stellungen nach zu urtheilen, drolligter und voller Laune seyn. Die Sprache war von der Tannesischen gänzlich verschieden, jedoch keinesweges rauh, oder zur Musik ungeschickt. Die Worte schienen ebenfalls in ein gewisses Silbenmaaß gebracht zu seyn, welches aber mit dem ernsthaft-langsamen, das wir am Morgen gehört, nichts gemein hatte.
in den Jahren 1772 bis 1775.
muͤſſen. Mit Entdeckungen dieſer Art beguͤnſtigte uns das Gluͤck heut ganz1774. Auguſt. vorzuͤglich. Wir bekamen naͤmlich von einer Frauensperſon auch eine Paſtete oder Torte geſchenkt, daran die Rinde oder der Teig aus Piſangs- und Arum- Wurzeln, die Fuͤlle aber aus einem Gemiſch von Okrasblaͤttern (hibiscus escu- lentus) und Cocos-Kernen beſtand. Dieſe Paſtete war ſehr wohlſchmeckend, und machte der Kochkunſt der hieſigen Damen ungemein viel Ehre. Wir kauf- ten auch etliche achtroͤhrige Pfeifen ein, die nebſt Bogen, Pfeilen, Streitkol- ben und Speeren feil geboten wurden, und kamen, bey ſo vielfaͤltigem Aufent- halt, ziemlich ſpaͤt an Bord.
Gleich nach Tiſche eilten wir wieder nach den Strand zuruͤck, wo unſre Leute beym Fiſchfange beſchaͤftigt waren. Dr. Sparrmann und ich giengen auf die Anhoͤhe, um bey den dort wohnenden Inſulanern nochmals einzuſprechen. Auf der Haͤlfte des Weges begegneten uns ſchon einige, und zeigten uns die naͤchſten Fußſteige. Kaum waren wir bey den Huͤtten angekommen und hatten uns neben einem ehrlichen, wohl ausſehenden Hausvater, von mittlerem Alter, niedergelaſſen, ſo verlangten unſre Freunde, daß wir ihnen wieder etwas vorſin- gen ſollten. Wir machten ihnen dieſe Freude, ohne lange Weigerung, und weil ſie ſich uͤber die Verſchiedenheit unſrer Lieder zu wundern ſchienen, ſo be- muͤhten wir uns, ihnen begreiflich zu machen, daß wir in unterſchiednen Laͤndern gebohren waͤren. Sobald ſie dies verſtanden, ruften ſie einen aͤltlichen, hageren Mann aus dem Zirkel der Zuhoͤrer hervor, und ſagten, dieſer ſey auch aus einem anderen Lande als ſie, nemlich aus der Inſel Irromanga, und ſollte uns nun ebenfalls eins vorſingen. Er ſtimmte alſo ſein Lied an, machte aber unzaͤhlige Stellungen und Grimaſſen dazu, woruͤber nicht nur alle anweſende In- dianer, ſondern auch wir rechtſchaffen lachen mußten. Sein Lied war uͤbrigens vollkommen ſo wohlklingend als jene, welche wir von den eingebohrnen Tan- neſern gehoͤrt hatten; der Innhalt aber mußte, dem eigenthuͤmlichen Ton des gan- zen, und der Menge laͤcherlicher Stellungen nach zu urtheilen, drolligter und voller Laune ſeyn. Die Sprache war von der Tanneſiſchen gaͤnzlich verſchieden, jedoch keinesweges rauh, oder zur Muſik ungeſchickt. Die Worte ſchienen ebenfalls in ein gewiſſes Silbenmaaß gebracht zu ſeyn, welches aber mit dem ernſthaft-langſamen, das wir am Morgen gehoͤrt, nichts gemein hatte.
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in den Jahren 1772 bis 1775.
muͤſſen. Mit Entdeckungen dieſer Art beguͤnſtigte uns das Gluͤck heut ganz
vorzuͤglich. Wir bekamen naͤmlich von einer Frauensperſon auch eine Paſtete
oder Torte geſchenkt, daran die Rinde oder der Teig aus Piſangs- und Arum-
Wurzeln, die Fuͤlle aber aus einem Gemiſch von Okrasblaͤttern (hibiscus escu-
lentus) und Cocos-Kernen beſtand. Dieſe Paſtete war ſehr wohlſchmeckend,
und machte der Kochkunſt der hieſigen Damen ungemein viel Ehre. Wir kauf-
ten auch etliche achtroͤhrige Pfeifen ein, die nebſt Bogen, Pfeilen, Streitkol-
ben und Speeren feil geboten wurden, und kamen, bey ſo vielfaͤltigem Aufent-
halt, ziemlich ſpaͤt an Bord.
1774.
Auguſt.
Gleich nach Tiſche eilten wir wieder nach den Strand zuruͤck, wo unſre
Leute beym Fiſchfange beſchaͤftigt waren. Dr. Sparrmann und ich giengen
auf die Anhoͤhe, um bey den dort wohnenden Inſulanern nochmals einzuſprechen.
Auf der Haͤlfte des Weges begegneten uns ſchon einige, und zeigten uns die
naͤchſten Fußſteige. Kaum waren wir bey den Huͤtten angekommen und hatten
uns neben einem ehrlichen, wohl ausſehenden Hausvater, von mittlerem Alter,
niedergelaſſen, ſo verlangten unſre Freunde, daß wir ihnen wieder etwas vorſin-
gen ſollten. Wir machten ihnen dieſe Freude, ohne lange Weigerung, und
weil ſie ſich uͤber die Verſchiedenheit unſrer Lieder zu wundern ſchienen, ſo be-
muͤhten wir uns, ihnen begreiflich zu machen, daß wir in unterſchiednen Laͤndern
gebohren waͤren. Sobald ſie dies verſtanden, ruften ſie einen aͤltlichen, hageren
Mann aus dem Zirkel der Zuhoͤrer hervor, und ſagten, dieſer ſey auch aus einem
anderen Lande als ſie, nemlich aus der Inſel Irromanga, und ſollte uns nun
ebenfalls eins vorſingen. Er ſtimmte alſo ſein Lied an, machte aber unzaͤhlige
Stellungen und Grimaſſen dazu, woruͤber nicht nur alle anweſende In-
dianer, ſondern auch wir rechtſchaffen lachen mußten. Sein Lied war uͤbrigens
vollkommen ſo wohlklingend als jene, welche wir von den eingebohrnen Tan-
neſern gehoͤrt hatten; der Innhalt aber mußte, dem eigenthuͤmlichen Ton des gan-
zen, und der Menge laͤcherlicher Stellungen nach zu urtheilen, drolligter und
voller Laune ſeyn. Die Sprache war von der Tanneſiſchen gaͤnzlich verſchieden,
jedoch keinesweges rauh, oder zur Muſik ungeſchickt. Die Worte ſchienen
ebenfalls in ein gewiſſes Silbenmaaß gebracht zu ſeyn, welches aber mit dem
ernſthaft-langſamen, das wir am Morgen gehoͤrt, nichts gemein hatte.
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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 255. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/269>, abgerufen am 06.08.2024.
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