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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
gelassen; sondern sie unterhielten sich auch mit uns so gut es gehen wollte, ganz1774.
August.

vertraut. Der Fischfang fiel so reichlich aus, daß wir in kurzer Zeit drey
Centner von unterschiedlichen schmackhaften Fischen beysammen hatten.(*) Pao-
vjangom
bezeigte großes Verlangen gleichfalls Antheil an der Ausbeute zu ha-
ben, und war sehr erfreut, als ihm ein paar Fische zugestanden wurden. Gegen
Sonnen-Untergang kehrten wir an Bord zurück, und verursachten, durch den
mitgebrachten Vorrath, bey der ganzen Schiffs-Gesellschaft desto größere
Freude, je länger sich schon jedermann nach einer Mahlzeit von frischen Le-
bensmitteln gesehnt hatte.

Der Volkan, der sich gestern früh noch dann und wann hören lassen,
ward Nachmittag ganz still. In der Nacht regnete es zu verschiedenen malen,
und nun fieng der Berg am folgenden Morgen von neuem an unruhig zu werden.
Das aufbrennende Feuer desselben verschaffte uns jedesmahl ein angenehmes
und zugleich prächtiges Schauspiel. Es theilte dem Rauche, der in dicken Wol-
ken kräuselnd empor stieg, wechselsweise, die glänzendsten Schattirungen von gel-
ber, Orange- Scharlach- und Purpurfarbe mit, welche endlich in ein röthliches
Grau und dunkleres Braun verloschen. So oft ein solcher Flammen-Auswurf
erfolgte, so oft ward auch die ganze waldigte Gegend des Berges plötzlich durch
ein golb und purpurfarbnes Licht erhellet, welches die verschiedenen Gruppen
von Bäumen, nach Maaßgabe ihrer Entfernung, bald lebhafter, bald sanfter
colorirte.

Nach dem Frühstück giengen wir ans Land, woselbst die Einwohner
ganz zahlreich, doch nicht in solcher Menge, als gestern, versammlet waren.
Sie liessen uns nicht nur ruhig aussteigen, sondern machten auch von selbst Platz,
daß wir gemächlich nach dem Ort hingehen konnten, wo wir die Wasserfässer
anzufüllen pflegten. Der Capitain fand aber dennoch für gut, zu unserer Si-
cherheit, Stricke ziehen zu lassen. Von Seiten der Insulaner schien das Miß-
trauen noch nicht ganz verschwunden zu seyn, wenigstens wollten sich die mehre-
sten noch nicht bewegen lassen, ihre Waffen zu verkaufen; einige hielten indessen

(*) Besonders eine Art Mugil, und einen Fisch, (Esox argenteus N. 5.) der in den West-
indischen Inseln
häufig ist, und den Namen (ten pounder) Zehnpfünder bekommen hat,
weil er nicht selten so viel zu wiegen pflegt.

in den Jahren 1772 bis 1775.
gelaſſen; ſondern ſie unterhielten ſich auch mit uns ſo gut es gehen wollte, ganz1774.
Auguſt.

vertraut. Der Fiſchfang fiel ſo reichlich aus, daß wir in kurzer Zeit drey
Centner von unterſchiedlichen ſchmackhaften Fiſchen beyſammen hatten.(*) Pao-
vjangom
bezeigte großes Verlangen gleichfalls Antheil an der Ausbeute zu ha-
ben, und war ſehr erfreut, als ihm ein paar Fiſche zugeſtanden wurden. Gegen
Sonnen-Untergang kehrten wir an Bord zuruͤck, und verurſachten, durch den
mitgebrachten Vorrath, bey der ganzen Schiffs-Geſellſchaft deſto groͤßere
Freude, je laͤnger ſich ſchon jedermann nach einer Mahlzeit von friſchen Le-
bensmitteln geſehnt hatte.

Der Volkan, der ſich geſtern fruͤh noch dann und wann hoͤren laſſen,
ward Nachmittag ganz ſtill. In der Nacht regnete es zu verſchiedenen malen,
und nun fieng der Berg am folgenden Morgen von neuem an unruhig zu werden.
Das aufbrennende Feuer deſſelben verſchaffte uns jedesmahl ein angenehmes
und zugleich praͤchtiges Schauſpiel. Es theilte dem Rauche, der in dicken Wol-
ken kraͤuſelnd empor ſtieg, wechſelsweiſe, die glaͤnzendſten Schattirungen von gel-
ber, Orange- Scharlach- und Purpurfarbe mit, welche endlich in ein roͤthliches
Grau und dunkleres Braun verloſchen. So oft ein ſolcher Flammen-Auswurf
erfolgte, ſo oft ward auch die ganze waldigte Gegend des Berges ploͤtzlich durch
ein golb und purpurfarbnes Licht erhellet, welches die verſchiedenen Gruppen
von Baͤumen, nach Maaßgabe ihrer Entfernung, bald lebhafter, bald ſanfter
colorirte.

Nach dem Fruͤhſtuͤck giengen wir ans Land, woſelbſt die Einwohner
ganz zahlreich, doch nicht in ſolcher Menge, als geſtern, verſammlet waren.
Sie lieſſen uns nicht nur ruhig ausſteigen, ſondern machten auch von ſelbſt Platz,
daß wir gemaͤchlich nach dem Ort hingehen konnten, wo wir die Waſſerfaͤſſer
anzufuͤllen pflegten. Der Capitain fand aber dennoch fuͤr gut, zu unſerer Si-
cherheit, Stricke ziehen zu laſſen. Von Seiten der Inſulaner ſchien das Miß-
trauen noch nicht ganz verſchwunden zu ſeyn, wenigſtens wollten ſich die mehre-
ſten noch nicht bewegen laſſen, ihre Waffen zu verkaufen; einige hielten indeſſen

(*) Beſonders eine Art Mugil, und einen Fiſch, (Eſox argenteus N. 5.) der in den Weſt-
indiſchen Inſeln
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[223/0237] in den Jahren 1772 bis 1775. gelaſſen; ſondern ſie unterhielten ſich auch mit uns ſo gut es gehen wollte, ganz vertraut. Der Fiſchfang fiel ſo reichlich aus, daß wir in kurzer Zeit drey Centner von unterſchiedlichen ſchmackhaften Fiſchen beyſammen hatten. (*) Pao- vjangom bezeigte großes Verlangen gleichfalls Antheil an der Ausbeute zu ha- ben, und war ſehr erfreut, als ihm ein paar Fiſche zugeſtanden wurden. Gegen Sonnen-Untergang kehrten wir an Bord zuruͤck, und verurſachten, durch den mitgebrachten Vorrath, bey der ganzen Schiffs-Geſellſchaft deſto groͤßere Freude, je laͤnger ſich ſchon jedermann nach einer Mahlzeit von friſchen Le- bensmitteln geſehnt hatte. 1774. Auguſt. Der Volkan, der ſich geſtern fruͤh noch dann und wann hoͤren laſſen, ward Nachmittag ganz ſtill. In der Nacht regnete es zu verſchiedenen malen, und nun fieng der Berg am folgenden Morgen von neuem an unruhig zu werden. Das aufbrennende Feuer deſſelben verſchaffte uns jedesmahl ein angenehmes und zugleich praͤchtiges Schauſpiel. Es theilte dem Rauche, der in dicken Wol- ken kraͤuſelnd empor ſtieg, wechſelsweiſe, die glaͤnzendſten Schattirungen von gel- ber, Orange- Scharlach- und Purpurfarbe mit, welche endlich in ein roͤthliches Grau und dunkleres Braun verloſchen. So oft ein ſolcher Flammen-Auswurf erfolgte, ſo oft ward auch die ganze waldigte Gegend des Berges ploͤtzlich durch ein golb und purpurfarbnes Licht erhellet, welches die verſchiedenen Gruppen von Baͤumen, nach Maaßgabe ihrer Entfernung, bald lebhafter, bald ſanfter colorirte. Nach dem Fruͤhſtuͤck giengen wir ans Land, woſelbſt die Einwohner ganz zahlreich, doch nicht in ſolcher Menge, als geſtern, verſammlet waren. Sie lieſſen uns nicht nur ruhig ausſteigen, ſondern machten auch von ſelbſt Platz, daß wir gemaͤchlich nach dem Ort hingehen konnten, wo wir die Waſſerfaͤſſer anzufuͤllen pflegten. Der Capitain fand aber dennoch fuͤr gut, zu unſerer Si- cherheit, Stricke ziehen zu laſſen. Von Seiten der Inſulaner ſchien das Miß- trauen noch nicht ganz verſchwunden zu ſeyn, wenigſtens wollten ſich die mehre- ſten noch nicht bewegen laſſen, ihre Waffen zu verkaufen; einige hielten indeſſen (*) Beſonders eine Art Mugil, und einen Fiſch, (Eſox argenteus N. 5.) der in den Weſt- indiſchen Inſeln haͤufig iſt, und den Namen (ten pounder) Zehnpfuͤnder bekommen hat, weil er nicht ſelten ſo viel zu wiegen pflegt.

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 223. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/237>, abgerufen am 25.11.2024.