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Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.

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in den Jahren 1772 bis 1775.
Tausend Unterthanen das Leben kosten, ja zuweilen gar den glücklichen oder un-1774.
August.

glücklichen Ausgang eines Treffens entscheiden kann. *) Ein Rohrpfeil, der
eine lange, an beyden Seiten ausgezackte Spitze von schwarzem Holz hatte, traf
dem Lootsen auf die Brust, verursachte ihm aber, weil es ein matter Schuß war,
nur eine Contusion. Die verwundeten Indianer, krochen auf allen Vieren
ins Gebüsch, und so bald das grobe Geschütz zu spielen aufieng, lief der ganze
Trupp eilfertigst davon. Nur etliche wenige hatten das Herz hinter einem
Sandhügel wiederum Posto zu fassen, und unter Begünstigung dieser Brustwehr
die unsrigen noch ferner zu beunruhigen; sie konnten aber auch da nicht lange
Stand halten, weil man tapfer nach ihnen schoß, so oft nur ein Kopf über
dem Sandhügel zum Vorschein kam. Als der Capitain, das ihm zu Hülfe
geschickte dritte Boot ankommen sah, kehrte er an das Schiff zurück, und ließ
durch die beyden andern, die Bay aller Orten sondiren. -- Ich mei-
nes Theils kann mich noch immer nicht überreden, daß diese Wilden, als sie
unser Boot aufhielten, die geringste Feindseligkeit sollten im Sinne gehabt ha-
ben! Nur das mogte sie aufbringen, daß auf sie, oder vielmehr auf ihren
Anführer, mit einem Gewehr gezielt ward. Gleichwohl war das den unsrigen
auch nicht zu verdenken, und so scheint es denn schon ein unvermeidliches Uebel
zu seyn, daß wir Europäer bey unsern Entdeckungs-Reisen den armen Wilden
allemal hart fallen müssen.

Nach dem Frühstück lichteten wir den Anker, um tiefer in die Bay zu
gehn, weil unsre Boote nicht weit vom Strande einen bequemeren Ankerplatz ge-
funden hatten. Die ganze westliche Küste der Bay war mit viel Tausend Pal-
men
bedeckt, welches einen herrlichen Anblick ausmachte; doch schienen diese
Bäume von den Cocos-Palmen unterschieden zu seyn. Unterwegens kamen
wir bey dem Orte vorüber, wo das Gefecht vorgegangen war. Es hielten sich

*) Ausländer, die den Krieges-Uebungen, in Engelland sowohl als in andern Ländern beyge-
wohnt, haben vielfältig bemerkt, daß wenn eine Compagnie englischer Soldaten bey einer
Revüe etlichemal abgefeuert hat, wenigstens sechs Gemeine hinter die Fronte gehn, und
den Schuß aus der Flinte ziehn müssen. Die Ursach dieses für einen Soldaten schimpfli-
chen Fehlers, liegt nicht an den Schlössern, sondern blos an den schlechten Flintensteinen.
Alle fremde Truppen sind in diesem Stück besser versorgt, als die englischen.
C c 2

in den Jahren 1772 bis 1775.
Tauſend Unterthanen das Leben koſten, ja zuweilen gar den gluͤcklichen oder un-1774.
Auguſt.

gluͤcklichen Ausgang eines Treffens entſcheiden kann. *) Ein Rohrpfeil, der
eine lange, an beyden Seiten ausgezackte Spitze von ſchwarzem Holz hatte, traf
dem Lootſen auf die Bruſt, verurſachte ihm aber, weil es ein matter Schuß war,
nur eine Contuſion. Die verwundeten Indianer, krochen auf allen Vieren
ins Gebuͤſch, und ſo bald das grobe Geſchuͤtz zu ſpielen aufieng, lief der ganze
Trupp eilfertigſt davon. Nur etliche wenige hatten das Herz hinter einem
Sandhuͤgel wiederum Poſto zu faſſen, und unter Beguͤnſtigung dieſer Bruſtwehr
die unſrigen noch ferner zu beunruhigen; ſie konnten aber auch da nicht lange
Stand halten, weil man tapfer nach ihnen ſchoß, ſo oft nur ein Kopf uͤber
dem Sandhuͤgel zum Vorſchein kam. Als der Capitain, das ihm zu Huͤlfe
geſchickte dritte Boot ankommen ſah, kehrte er an das Schiff zuruͤck, und ließ
durch die beyden andern, die Bay aller Orten ſondiren. — Ich mei-
nes Theils kann mich noch immer nicht uͤberreden, daß dieſe Wilden, als ſie
unſer Boot aufhielten, die geringſte Feindſeligkeit ſollten im Sinne gehabt ha-
ben! Nur das mogte ſie aufbringen, daß auf ſie, oder vielmehr auf ihren
Anfuͤhrer, mit einem Gewehr gezielt ward. Gleichwohl war das den unſrigen
auch nicht zu verdenken, und ſo ſcheint es denn ſchon ein unvermeidliches Uebel
zu ſeyn, daß wir Europaͤer bey unſern Entdeckungs-Reiſen den armen Wilden
allemal hart fallen muͤſſen.

Nach dem Fruͤhſtuͤck lichteten wir den Anker, um tiefer in die Bay zu
gehn, weil unſre Boote nicht weit vom Strande einen bequemeren Ankerplatz ge-
funden hatten. Die ganze weſtliche Kuͤſte der Bay war mit viel Tauſend Pal-
men
bedeckt, welches einen herrlichen Anblick ausmachte; doch ſchienen dieſe
Baͤume von den Cocos-Palmen unterſchieden zu ſeyn. Unterwegens kamen
wir bey dem Orte voruͤber, wo das Gefecht vorgegangen war. Es hielten ſich

*) Auslaͤnder, die den Krieges-Uebungen, in Engelland ſowohl als in andern Laͤndern beyge-
wohnt, haben vielfaͤltig bemerkt, daß wenn eine Compagnie engliſcher Soldaten bey einer
Revuͤe etlichemal abgefeuert hat, wenigſtens ſechs Gemeine hinter die Fronte gehn, und
den Schuß aus der Flinte ziehn muͤſſen. Die Urſach dieſes fuͤr einen Soldaten ſchimpfli-
chen Fehlers, liegt nicht an den Schloͤſſern, ſondern blos an den ſchlechten Flintenſteinen.
Alle fremde Truppen ſind in dieſem Stuͤck beſſer verſorgt, als die engliſchen.
C c 2
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[203/0217] in den Jahren 1772 bis 1775. Tauſend Unterthanen das Leben koſten, ja zuweilen gar den gluͤcklichen oder un- gluͤcklichen Ausgang eines Treffens entſcheiden kann. *) Ein Rohrpfeil, der eine lange, an beyden Seiten ausgezackte Spitze von ſchwarzem Holz hatte, traf dem Lootſen auf die Bruſt, verurſachte ihm aber, weil es ein matter Schuß war, nur eine Contuſion. Die verwundeten Indianer, krochen auf allen Vieren ins Gebuͤſch, und ſo bald das grobe Geſchuͤtz zu ſpielen aufieng, lief der ganze Trupp eilfertigſt davon. Nur etliche wenige hatten das Herz hinter einem Sandhuͤgel wiederum Poſto zu faſſen, und unter Beguͤnſtigung dieſer Bruſtwehr die unſrigen noch ferner zu beunruhigen; ſie konnten aber auch da nicht lange Stand halten, weil man tapfer nach ihnen ſchoß, ſo oft nur ein Kopf uͤber dem Sandhuͤgel zum Vorſchein kam. Als der Capitain, das ihm zu Huͤlfe geſchickte dritte Boot ankommen ſah, kehrte er an das Schiff zuruͤck, und ließ durch die beyden andern, die Bay aller Orten ſondiren. — Ich mei- nes Theils kann mich noch immer nicht uͤberreden, daß dieſe Wilden, als ſie unſer Boot aufhielten, die geringſte Feindſeligkeit ſollten im Sinne gehabt ha- ben! Nur das mogte ſie aufbringen, daß auf ſie, oder vielmehr auf ihren Anfuͤhrer, mit einem Gewehr gezielt ward. Gleichwohl war das den unſrigen auch nicht zu verdenken, und ſo ſcheint es denn ſchon ein unvermeidliches Uebel zu ſeyn, daß wir Europaͤer bey unſern Entdeckungs-Reiſen den armen Wilden allemal hart fallen muͤſſen. 1774. Auguſt. Nach dem Fruͤhſtuͤck lichteten wir den Anker, um tiefer in die Bay zu gehn, weil unſre Boote nicht weit vom Strande einen bequemeren Ankerplatz ge- funden hatten. Die ganze weſtliche Kuͤſte der Bay war mit viel Tauſend Pal- men bedeckt, welches einen herrlichen Anblick ausmachte; doch ſchienen dieſe Baͤume von den Cocos-Palmen unterſchieden zu ſeyn. Unterwegens kamen wir bey dem Orte voruͤber, wo das Gefecht vorgegangen war. Es hielten ſich *) Auslaͤnder, die den Krieges-Uebungen, in Engelland ſowohl als in andern Laͤndern beyge- wohnt, haben vielfaͤltig bemerkt, daß wenn eine Compagnie engliſcher Soldaten bey einer Revuͤe etlichemal abgefeuert hat, wenigſtens ſechs Gemeine hinter die Fronte gehn, und den Schuß aus der Flinte ziehn muͤſſen. Die Urſach dieſes fuͤr einen Soldaten ſchimpfli- chen Fehlers, liegt nicht an den Schloͤſſern, ſondern blos an den ſchlechten Flintenſteinen. Alle fremde Truppen ſind in dieſem Stuͤck beſſer verſorgt, als die engliſchen. C c 2

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Zitationshilfe: Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780, S. 203. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/forster_reise02_1780/217>, abgerufen am 24.11.2024.