Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.Julius.Waldung bedeckte Berge, aus denen gute Quellen und Bäche entspringen mögen; ob wir gleich den Lauf derselben, wegen des allzusehr verwachsenen Mangle-Wal- des nicht ausspüren konnten. Das Erdreich ist, in den Gegenden, die wir un- tersucht haben, fett, und eben so fruchtbar als auf den Societäts-Inseln; und da sich auf dem benachbarten Eyland Ambrrym ein feuerspeyender Berg befin- det; so läßt sich wohl vermuthen, daß auch hier zu Mallicollo Spuren von Volcanen vorhanden seyn werden. Die Pflanzen scheinen im hiesigen Boden und Clima außerordentlich gut zu gedeihen, dabey sehr mannigfaltig, und der nutzbaren Ge- wächse nicht weniger zu seyn, als auf den andern Südsee-Inseln. Cocosnüsse, Brodfrucht, Pisangs, Ignamen, Arumwurzeln, Curcuma und Orangen haben wir selbst allhier eingekauft, auch die Namen aller dieser Früchte von den Einwohnern erfahren. Ihr zahmes oder Schlacht-Vieh bestehet in Schweinen und Hühnern, doch ist durch unsre Anwesenheit diese Classe erweitert worden, indem wir ein Paar junge Hunde von den Societäts-Inseln zu Zucht hier gelassen. Sie bezeugten ungemein viel Freude darüber, gaben aber diesen Thieren eben den Namen, der sonst in ihrer Sprache ein Schwein andeutet, (brooas) und folglich mußten ihnen die Hunde noch ganz neue, unbekannte Geschöpfe seyn. Andre vier- füßige Thiere entdeckten wir während unsers kurzen Hierseyns nirgends; es ist auch nicht wahrscheinlich, daß auf dieser so weit vom festen Lande gelegenen Insel der- gleichen vorhanden seyn sollten. Dagegen gab es in den Wäldern viele und man- cherley Vögel, die zum Theil den Naturforschern wohl noch unbekannt seyn mö- gen. Eine genauere Untersuchung des Thier- und Pflanzen-Reichs, wollte die Kürze unseres Aufenthalts nicht gestatten, denn wir brachten nur einen einzigen Tag und diesen noch dazu größtentheils auf dem unfruchtbaren Strande der Insel zu. Die natürlichen Producte dieses Landes sind indessen beym ersten Anblick Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Julius.Waldung bedeckte Berge, aus denen gute Quellen und Baͤche entſpringen moͤgen; ob wir gleich den Lauf derſelben, wegen des allzuſehr verwachſenen Mangle-Wal- des nicht ausſpuͤren konnten. Das Erdreich iſt, in den Gegenden, die wir un- terſucht haben, fett, und eben ſo fruchtbar als auf den Societaͤts-Inſeln; und da ſich auf dem benachbarten Eyland Ambrrym ein feuerſpeyender Berg befin- det; ſo laͤßt ſich wohl vermuthen, daß auch hier zu Mallicollo Spuren von Volcanen vorhanden ſeyn werden. Die Pflanzen ſcheinen im hieſigen Boden und Clima außerordentlich gut zu gedeihen, dabey ſehr mannigfaltig, und der nutzbaren Ge- waͤchſe nicht weniger zu ſeyn, als auf den andern Suͤdſee-Inſeln. Cocosnuͤſſe, Brodfrucht, Piſangs, Ignamen, Arumwurzeln, Curcuma und Orangen haben wir ſelbſt allhier eingekauft, auch die Namen aller dieſer Fruͤchte von den Einwohnern erfahren. Ihr zahmes oder Schlacht-Vieh beſtehet in Schweinen und Huͤhnern, doch iſt durch unſre Anweſenheit dieſe Claſſe erweitert worden, indem wir ein Paar junge Hunde von den Societaͤts-Inſeln zu Zucht hier gelaſſen. Sie bezeugten ungemein viel Freude daruͤber, gaben aber dieſen Thieren eben den Namen, der ſonſt in ihrer Sprache ein Schwein andeutet, (brooàs) und folglich mußten ihnen die Hunde noch ganz neue, unbekannte Geſchoͤpfe ſeyn. Andre vier- fuͤßige Thiere entdeckten wir waͤhrend unſers kurzen Hierſeyns nirgends; es iſt auch nicht wahrſcheinlich, daß auf dieſer ſo weit vom feſten Lande gelegenen Inſel der- gleichen vorhanden ſeyn ſollten. Dagegen gab es in den Waͤldern viele und man- cherley Voͤgel, die zum Theil den Naturforſchern wohl noch unbekannt ſeyn moͤ- gen. Eine genauere Unterſuchung des Thier- und Pflanzen-Reichs, wollte die Kuͤrze unſeres Aufenthalts nicht geſtatten, denn wir brachten nur einen einzigen Tag und dieſen noch dazu groͤßtentheils auf dem unfruchtbaren Strande der Inſel zu. Die natuͤrlichen Producte dieſes Landes ſind indeſſen beym erſten Anblick <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0194" n="180"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Julius.</note>Waldung bedeckte Berge, aus denen gute Quellen und Baͤche entſpringen moͤgen;<lb/> ob wir gleich den Lauf derſelben, wegen des allzuſehr verwachſenen Mangle-Wal-<lb/> des nicht ausſpuͤren konnten. Das Erdreich iſt, in den Gegenden, die wir un-<lb/> terſucht haben, fett, und eben ſo fruchtbar als auf den <placeName>Societaͤts-Inſeln</placeName>; und<lb/> da ſich auf dem benachbarten Eyland <hi rendition="#fr"><placeName>Ambrrym</placeName></hi> ein feuerſpeyender Berg befin-<lb/> det; ſo laͤßt ſich wohl vermuthen, daß auch hier zu <hi rendition="#fr"><placeName>Mallicollo</placeName></hi> Spuren von Volcanen<lb/> vorhanden ſeyn werden. Die Pflanzen ſcheinen im hieſigen Boden und Clima<lb/> außerordentlich gut zu gedeihen, dabey ſehr mannigfaltig, und der nutzbaren Ge-<lb/> waͤchſe nicht weniger zu ſeyn, als auf den andern <placeName>Suͤdſee-Inſeln</placeName>. <hi rendition="#fr">Cocosnuͤſſe,<lb/> Brodfrucht, Piſangs, Ignamen, Arumwurzeln, Curcuma</hi> und <hi rendition="#fr">Orangen</hi><lb/> haben wir ſelbſt allhier eingekauft, auch die Namen aller dieſer Fruͤchte von den<lb/> Einwohnern erfahren. Ihr zahmes oder Schlacht-Vieh beſtehet in <hi rendition="#fr">Schweinen</hi><lb/> und <hi rendition="#fr">Huͤhnern</hi>, doch iſt durch unſre Anweſenheit dieſe Claſſe erweitert worden,<lb/> indem wir ein Paar junge Hunde von den <placeName>Societaͤts-Inſeln</placeName> zu Zucht hier gelaſſen.<lb/> Sie bezeugten ungemein viel Freude daruͤber, gaben aber dieſen Thieren eben den<lb/> Namen, der ſonſt in ihrer Sprache ein Schwein andeutet, (<hi rendition="#i"><hi rendition="#aq">brooàs</hi></hi>) und folglich<lb/> mußten ihnen die Hunde noch ganz neue, unbekannte Geſchoͤpfe ſeyn. Andre vier-<lb/> fuͤßige Thiere entdeckten wir waͤhrend unſers kurzen Hierſeyns nirgends; es iſt auch<lb/> nicht wahrſcheinlich, daß auf dieſer ſo weit vom feſten Lande gelegenen Inſel der-<lb/> gleichen vorhanden ſeyn ſollten. Dagegen gab es in den Waͤldern viele und man-<lb/> cherley Voͤgel, die zum Theil den Naturforſchern wohl noch unbekannt ſeyn moͤ-<lb/> gen. Eine genauere Unterſuchung des Thier- und Pflanzen-Reichs, wollte die<lb/> Kuͤrze unſeres Aufenthalts nicht geſtatten, denn wir brachten nur einen einzigen<lb/> Tag und dieſen noch dazu groͤßtentheils auf dem unfruchtbaren Strande der Inſel zu.</p><lb/> <p>Die natuͤrlichen Producte dieſes Landes ſind indeſſen beym erſten Anblick<lb/> lange nicht ſo auffallend fremd geſtaltet, als die Einwohner ſelbſt. Wann ich<lb/> nach der Menge derer die wir im <hi rendition="#fr"><placeName>Port-Sandwich</placeName></hi> antrafen, urtheilen ſoll, ſo<lb/> muß ihre Anzahl, im Ganzen ziemlich betraͤchtlich ſeyn; doch iſt, in Ruͤckſicht<lb/> auf die Groͤße der Inſel, die Bevoͤlkerung immer noch nicht anſehnlich zu nen-<lb/> nen. Funfzigtauſend duͤrfte meines Erachtens die hoͤchſte Zahl ſeyn, die man an-<lb/> nehmen koͤnnte; und dieſe wohnen nicht wie zu <hi rendition="#fr"><placeName>Tahiti</placeName></hi> nur allein in den niedri-<lb/> gen Gegenden des Landes, ſondern ſie ſind uͤber eine Oberflaͤche von mehr als<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [180/0194]
Forſter’s Reiſe um die Welt
Waldung bedeckte Berge, aus denen gute Quellen und Baͤche entſpringen moͤgen;
ob wir gleich den Lauf derſelben, wegen des allzuſehr verwachſenen Mangle-Wal-
des nicht ausſpuͤren konnten. Das Erdreich iſt, in den Gegenden, die wir un-
terſucht haben, fett, und eben ſo fruchtbar als auf den Societaͤts-Inſeln; und
da ſich auf dem benachbarten Eyland Ambrrym ein feuerſpeyender Berg befin-
det; ſo laͤßt ſich wohl vermuthen, daß auch hier zu Mallicollo Spuren von Volcanen
vorhanden ſeyn werden. Die Pflanzen ſcheinen im hieſigen Boden und Clima
außerordentlich gut zu gedeihen, dabey ſehr mannigfaltig, und der nutzbaren Ge-
waͤchſe nicht weniger zu ſeyn, als auf den andern Suͤdſee-Inſeln. Cocosnuͤſſe,
Brodfrucht, Piſangs, Ignamen, Arumwurzeln, Curcuma und Orangen
haben wir ſelbſt allhier eingekauft, auch die Namen aller dieſer Fruͤchte von den
Einwohnern erfahren. Ihr zahmes oder Schlacht-Vieh beſtehet in Schweinen
und Huͤhnern, doch iſt durch unſre Anweſenheit dieſe Claſſe erweitert worden,
indem wir ein Paar junge Hunde von den Societaͤts-Inſeln zu Zucht hier gelaſſen.
Sie bezeugten ungemein viel Freude daruͤber, gaben aber dieſen Thieren eben den
Namen, der ſonſt in ihrer Sprache ein Schwein andeutet, (brooàs) und folglich
mußten ihnen die Hunde noch ganz neue, unbekannte Geſchoͤpfe ſeyn. Andre vier-
fuͤßige Thiere entdeckten wir waͤhrend unſers kurzen Hierſeyns nirgends; es iſt auch
nicht wahrſcheinlich, daß auf dieſer ſo weit vom feſten Lande gelegenen Inſel der-
gleichen vorhanden ſeyn ſollten. Dagegen gab es in den Waͤldern viele und man-
cherley Voͤgel, die zum Theil den Naturforſchern wohl noch unbekannt ſeyn moͤ-
gen. Eine genauere Unterſuchung des Thier- und Pflanzen-Reichs, wollte die
Kuͤrze unſeres Aufenthalts nicht geſtatten, denn wir brachten nur einen einzigen
Tag und dieſen noch dazu groͤßtentheils auf dem unfruchtbaren Strande der Inſel zu.
1774.
Julius.
Die natuͤrlichen Producte dieſes Landes ſind indeſſen beym erſten Anblick
lange nicht ſo auffallend fremd geſtaltet, als die Einwohner ſelbſt. Wann ich
nach der Menge derer die wir im Port-Sandwich antrafen, urtheilen ſoll, ſo
muß ihre Anzahl, im Ganzen ziemlich betraͤchtlich ſeyn; doch iſt, in Ruͤckſicht
auf die Groͤße der Inſel, die Bevoͤlkerung immer noch nicht anſehnlich zu nen-
nen. Funfzigtauſend duͤrfte meines Erachtens die hoͤchſte Zahl ſeyn, die man an-
nehmen koͤnnte; und dieſe wohnen nicht wie zu Tahiti nur allein in den niedri-
gen Gegenden des Landes, ſondern ſie ſind uͤber eine Oberflaͤche von mehr als
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |