Forster, Georg: Johann Reinhold Forster's [...] Reise um die Welt. Bd. 2. Berlin, 1780.Forster's Reise um die Welt 1774.Julius.Wir machten uns also auf, und fanden innerhalb der ersten 20 Schritte schon zwo schöne neue Pflanzen, hatten aber diese botanische Ausbeute kaum in Sicherheit gebracht, als einige Indianer den Wald herab kamen, und uns durch wiederholte Zeichen zu verstehen gaben, daß wir nach dem Strande zurück- kehren mögten. Wir zeigten ihnen die abgepflückten Pflanzen, und gaben durch Gebehrden so gut als möglich zu verstehen, daß wir blos nach Kräutern suchten. Damit war aber nichts ausgerichtet. Sie fuhren fort, uns aus dem Walde wegzuweisen, und also mußten wir, zu Vermeidung aller Ungelegenheit, ge- raden Weges umkehren. In dieser Gegend des Waldes standen die Bäume noch sehr dicht und waren mit niedrigem Gesträuch durchwachsen, aber wei- ter hin schien der Wald heller zu werden, und eine Plantage oder Wohnung dar- inn angelegt zu seyn, zumal da auch Stimmen von Weibern und Kindern von dort her schalleten. Es that uns deshalb doppelt leid, daß wir zu so ungelegner Zeit waren entdeckt worden. Unter den Bäumen des Waldes fanden wir keine neue Arten; von dem sogenannten Unterholz aber schien manche Gattung noch unbe- kannt zu seyn. Daß es Cocos-Palmen, Pisangs, Brodtfrucht- und an- dere schätzbare Bäume allhier gebe, hatten wir schon vom Schiffe aus bemerkt, auch die Namen, welche sie in der Landessprache führen, bereits erfahren. Während unsrer kurzen Abwesenheit hatte Capitain Cook von dem ver- *) Siehe Forsteri Characteres generum plantarum novorum, in insulis maris australis
nuperrime detectorum, c. 76. tabb. aeneis, 4. maj. Londini & Berolini apud Haude & Spener. 8 Rthlr. Forſter’s Reiſe um die Welt 1774.Julius.Wir machten uns alſo auf, und fanden innerhalb der erſten 20 Schritte ſchon zwo ſchoͤne neue Pflanzen, hatten aber dieſe botaniſche Ausbeute kaum in Sicherheit gebracht, als einige Indianer den Wald herab kamen, und uns durch wiederholte Zeichen zu verſtehen gaben, daß wir nach dem Strande zuruͤck- kehren moͤgten. Wir zeigten ihnen die abgepfluͤckten Pflanzen, und gaben durch Gebehrden ſo gut als moͤglich zu verſtehen, daß wir blos nach Kraͤutern ſuchten. Damit war aber nichts ausgerichtet. Sie fuhren fort, uns aus dem Walde wegzuweiſen, und alſo mußten wir, zu Vermeidung aller Ungelegenheit, ge- raden Weges umkehren. In dieſer Gegend des Waldes ſtanden die Baͤume noch ſehr dicht und waren mit niedrigem Geſtraͤuch durchwachſen, aber wei- ter hin ſchien der Wald heller zu werden, und eine Plantage oder Wohnung dar- inn angelegt zu ſeyn, zumal da auch Stimmen von Weibern und Kindern von dort her ſchalleten. Es that uns deshalb doppelt leid, daß wir zu ſo ungelegner Zeit waren entdeckt worden. Unter den Baͤumen des Waldes fanden wir keine neue Arten; von dem ſogenannten Unterholz aber ſchien manche Gattung noch unbe- kannt zu ſeyn. Daß es Cocos-Palmen, Piſangs, Brodtfrucht- und an- dere ſchaͤtzbare Baͤume allhier gebe, hatten wir ſchon vom Schiffe aus bemerkt, auch die Namen, welche ſie in der Landesſprache fuͤhren, bereits erfahren. Waͤhrend unſrer kurzen Abweſenheit hatte Capitain Cook von dem ver- *) Siehe Forſteri Characteres generum plantarum novorum, in inſulis maris auſtralis
nuperrime detectorum, c. 76. tabb. æneis, 4. maj. Londini & Berolini apud Haude & Spener. 8 Rthlr. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0186" n="172"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b"><persName>Forſter’s</persName> Reiſe um die Welt</hi></fw><lb/><note place="left">1774.<lb/> Julius.</note>Wir machten uns alſo auf, und fanden innerhalb der erſten 20 Schritte<lb/> ſchon zwo ſchoͤne neue Pflanzen, hatten aber dieſe botaniſche Ausbeute kaum<lb/> in Sicherheit gebracht, als einige Indianer den Wald herab kamen, und uns<lb/> durch wiederholte Zeichen zu verſtehen gaben, daß wir nach dem Strande zuruͤck-<lb/> kehren moͤgten. Wir zeigten ihnen die abgepfluͤckten Pflanzen, und gaben durch<lb/> Gebehrden ſo gut als moͤglich zu verſtehen, daß wir blos nach Kraͤutern ſuchten.<lb/> Damit war aber nichts ausgerichtet. Sie fuhren fort, uns aus dem Walde<lb/> wegzuweiſen, und alſo mußten wir, zu Vermeidung aller Ungelegenheit, ge-<lb/> raden Weges umkehren. In dieſer Gegend des Waldes ſtanden die Baͤume<lb/> noch ſehr dicht und waren mit niedrigem Geſtraͤuch durchwachſen, aber wei-<lb/> ter hin ſchien der Wald heller zu werden, und eine Plantage oder Wohnung dar-<lb/> inn angelegt zu ſeyn, zumal da auch Stimmen von Weibern und Kindern von<lb/> dort her ſchalleten. Es that uns deshalb doppelt leid, daß wir zu ſo ungelegner<lb/> Zeit waren entdeckt worden. Unter den Baͤumen des Waldes fanden wir keine neue<lb/> Arten; von dem ſogenannten Unterholz aber ſchien manche Gattung noch unbe-<lb/> kannt zu ſeyn. Daß es <hi rendition="#fr">Cocos-Palmen, Piſangs, Brodtfrucht</hi>- und an-<lb/> dere ſchaͤtzbare Baͤume allhier gebe, hatten wir ſchon vom Schiffe aus bemerkt,<lb/> auch die Namen, welche ſie in der Landesſprache fuͤhren, bereits erfahren.</p><lb/> <p>Waͤhrend unſrer kurzen Abweſenheit hatte Capitain <persName>Cook</persName> von dem ver-<lb/> meynten Befehlshaber friſches Waſſer verlangt, und auf deſſen Veranſtaltung<lb/> auch ſogleich eine Calebaſſe voll bekommen. Es war ſehr hell und rein und ward<lb/> dem Capitain nebſt einer Cocosnus uͤberreichet. Aber, mehr als dieſe kleine Por-<lb/> tion, war auch, alles Forderns ohnerachtet, nicht zu erlangen. Einige dieſer In-<lb/> ſulaner hatten kleine Buͤndel von einem gewiſſen Kraut am Arme haͤngen, das zu<lb/> dem neuen Geſchlecht <hi rendition="#fr">Evodia</hi> <note place="foot" n="*)">Siehe <hi rendition="#aq"><persName>Forſteri</persName> Characteres generum plantarum novorum, in inſulis maris auſtralis<lb/> nuperrime detectorum, c. 76. tabb. æneis, 4. maj. <placeName>Londini</placeName> & <placeName>Berolini</placeName> apud Haude<lb/> & Spener. 8 Rthlr.</hi></note> gehoͤrt und wohlriechende Bluͤthen traͤgt.<lb/> Um dieſe Pflanze zu unterſuchen, nahmen wir einigen die Buͤndel vom Ar-<lb/> me, welches ſie auch zum Theil unweigerlich geſchehen ließen; andre hingegen<lb/> riſſen ſie uns wieder aus den Haͤnden, und warfen ſie mit einem unwilligen<lb/> Blick von ſich, als ob etwas verdaͤchtiges oder uͤbelbedeutendes dahinter ſtecke. Wir<lb/></p> </div> </body> </text> </TEI> [172/0186]
Forſter’s Reiſe um die Welt
Wir machten uns alſo auf, und fanden innerhalb der erſten 20 Schritte
ſchon zwo ſchoͤne neue Pflanzen, hatten aber dieſe botaniſche Ausbeute kaum
in Sicherheit gebracht, als einige Indianer den Wald herab kamen, und uns
durch wiederholte Zeichen zu verſtehen gaben, daß wir nach dem Strande zuruͤck-
kehren moͤgten. Wir zeigten ihnen die abgepfluͤckten Pflanzen, und gaben durch
Gebehrden ſo gut als moͤglich zu verſtehen, daß wir blos nach Kraͤutern ſuchten.
Damit war aber nichts ausgerichtet. Sie fuhren fort, uns aus dem Walde
wegzuweiſen, und alſo mußten wir, zu Vermeidung aller Ungelegenheit, ge-
raden Weges umkehren. In dieſer Gegend des Waldes ſtanden die Baͤume
noch ſehr dicht und waren mit niedrigem Geſtraͤuch durchwachſen, aber wei-
ter hin ſchien der Wald heller zu werden, und eine Plantage oder Wohnung dar-
inn angelegt zu ſeyn, zumal da auch Stimmen von Weibern und Kindern von
dort her ſchalleten. Es that uns deshalb doppelt leid, daß wir zu ſo ungelegner
Zeit waren entdeckt worden. Unter den Baͤumen des Waldes fanden wir keine neue
Arten; von dem ſogenannten Unterholz aber ſchien manche Gattung noch unbe-
kannt zu ſeyn. Daß es Cocos-Palmen, Piſangs, Brodtfrucht- und an-
dere ſchaͤtzbare Baͤume allhier gebe, hatten wir ſchon vom Schiffe aus bemerkt,
auch die Namen, welche ſie in der Landesſprache fuͤhren, bereits erfahren.
1774.
Julius.
Waͤhrend unſrer kurzen Abweſenheit hatte Capitain Cook von dem ver-
meynten Befehlshaber friſches Waſſer verlangt, und auf deſſen Veranſtaltung
auch ſogleich eine Calebaſſe voll bekommen. Es war ſehr hell und rein und ward
dem Capitain nebſt einer Cocosnus uͤberreichet. Aber, mehr als dieſe kleine Por-
tion, war auch, alles Forderns ohnerachtet, nicht zu erlangen. Einige dieſer In-
ſulaner hatten kleine Buͤndel von einem gewiſſen Kraut am Arme haͤngen, das zu
dem neuen Geſchlecht Evodia *) gehoͤrt und wohlriechende Bluͤthen traͤgt.
Um dieſe Pflanze zu unterſuchen, nahmen wir einigen die Buͤndel vom Ar-
me, welches ſie auch zum Theil unweigerlich geſchehen ließen; andre hingegen
riſſen ſie uns wieder aus den Haͤnden, und warfen ſie mit einem unwilligen
Blick von ſich, als ob etwas verdaͤchtiges oder uͤbelbedeutendes dahinter ſtecke. Wir
*) Siehe Forſteri Characteres generum plantarum novorum, in inſulis maris auſtralis
nuperrime detectorum, c. 76. tabb. æneis, 4. maj. Londini & Berolini apud Haude
& Spener. 8 Rthlr.
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